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Blick EM 2016: Bundestrainer Joachim Löw vor der Partie gegen Georgien.

© dpa

Deutsche Nationalmannschaft bei der EM 2016: Es geht um Titel, nicht um Preise

Die EM-Qualifikation hat die deutsche Nationalmannschaft gemeistert - doch die Auftritte der Elf von Bundestrainer Joachim Löw sorgten für Kritik. Wenn es aber um Titel geht, ist das DFB-Team da - und immer noch Top-Favorit bei der EM 2016. Ein Kommentar.

Womöglich wird die deutsche Fußball-Nationalelf im kommenden EM-Sommer in Frankreich so ziemlich alles gewinnen. Den Preis des schönsten Quartiers beispielsweise. Oder den Preis für die meisten Torchancen innerhalb eines Spiels. Vielleicht noch den des besten Mannschaftsbusses und des himmlischsten Teamgeistes – nur eben einen nicht: den Titel selbst.

Es stimmt ja, noch nie in den neun Jahren unter Bundestrainer Joachim Löw sah es so leicht aus, Deutschland zu bezwingen wie gerade jetzt. Dabei hat das Jetzt, also jene schwammige und schludrige Phase des Weltmeisters, schon kurz nach Rio begonnen. Der WM-Triumph war ein verdientes, ein ernstes, ein großes Werk. Eines, das schlauchte, auch mental. Viele Spieler wirkten danach ausgelaugt, andere plagten sich mit Verletzungen herum, wieder andere bewältigten schlicht den Übergang in den Fußballalltag nicht. Lediglich Neuer, Boateng, Kroos und Müller spielen, als wäre noch WM.

Die Abgänge haben Lücken hinterlassen

Aber nein, die dürftigen Qualifikationsspiele gegen Irland und jetzt Georgien taugen eben nicht als Blaupause dafür, wie fußballerische Laufkundschaft den Deutschen beikommen kann. Nicht, wenn sie Ernst machen, wenn es um was geht, wenn Nerven gefragt sind und Effizienz – wenn also Turnier ist.

Die Abgänge von Lahm, Mertesacker und Klose haben Lücken hinterlassen, sie prägten durch ihre menschliche wie sportliche Klasse zehn Jahre die Mannschaft. Wenn das jeder könnte, würden sie nicht fehlen. Ein klassischer Mittelstürmer aber fehlt nicht. Genauso wenig wie ein staksiger Duselfußball mit einem deutschen Kopfballtor. Übler wäre, wenn die Deutschen sich eben nicht so viele Torchancen erspielen würden. Sie werden sie schon reinmachen, wenn es so weit ist.

Die Last eines Champions

Aber richtig ist auch, dass der Bundestrainer mit seinem Vorhaben, seinem Team neue Impulse zu verleihen und es spieltechnisch variabler aufzustellen, nicht vorangekommen ist. Für die EM-Qualifikation langten die Basics. Bei der EM-Endrunde werden sie nicht reichen, nicht in der K.-o.-Runde, wenn es happig wird. Damit sollten die post-weltmeisterlichen Wehen, die verständlich wie entschuldbar sind, Vergangenheit sein. Jetzt ist gut, Rio. Paris wartet.

Der Weltmeister braucht auch keine neue Identität, selbst wenn das Gefühl seiner spielerischen Überlegenheit ihn in den Verschwendermodus verfallen lässt. Es werden andere Gegner kommen. Denn das ist vielleicht die eigentliche Last eines Champions: Er muss immer ernst, immer wichtig, immer groß. Oder anders gesagt: Bis vor einem Jahr war Deutschland unter Löw jahrelang Champion zwischen den Turnieren mit blitzeblanker Qualifikation. Dafür gibt es Preise, Titel werden im Turnier gebaut.

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