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Joachim Löw will es noch einmal wissen und hat nun die EM in zwei Jahren im Blick.

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Update

Nach WM-Titel in Brasilien: Joachim Löw bleibt Trainer der deutschen Fußball-Weltmeister

Auch nach dem Titelgewinn bei der Fußball-WM in Brasilien bleibt Joachim Löw Bundestrainer. Er will 2016 Europameister werden. Über die Besetzung des Co-Trainers gibt es aber noch keine Entscheidung.

Im Hochgefühl des Sieges geriet Joachim Löw ins Schwärmen. Er sei schon „ein bisschen verliebt in diese Mannschaft“, sagte der Trainer der deutschen Nationalmannschaft vor laufenden Fernsehkameras. Seine Spieler hatten Argentinien in einem mitreißenden WM-Finale gerade 1:0 besiegt und auf den Straßen von Hamburg bis München, von Köln bis Berlin wurde gefeiert. So ausgelassen, dass Löws Worte im Jubel untergingen.

Nun lässt sich so manches leicht daherreden im Überschwang der Gefühle, aber vielleicht ist er tatsächlich vernarrt in diese Generation mit ihren Spielern. Jedenfalls gab Löw bekannt, dass er seinen bis 2016 laufenden Vertrag auf jeden Fall erfüllen werde. „Im Moment kann ich mir nichts Schöneres vorstellen, als mit dieser Mannschaft weiterzuarbeiten, sie zur Europameisterschaft nach Frankreich zu führen, das Team, die einzelnen Spieler weiter zu entwickeln. Ich bin so motiviert wie am ersten Tag beim DFB“, erklärte Löw am Mittwoch in einem Interview auf der Homepage des Deutschen Fußball-Bundes (DFB).

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach hatte bezüglich der Personalie Löw bereits vor wenigen Tagen gesagt: „Die Dinge sind geklärt.“ Ein vorzeitiger Abschied Löws hätte den größten Fußball-Verband der Welt wahrscheinlich vor arge Probleme gestellt. Eine adäquate Alternative zum aktuellen Bundestrainer existierte wohl nicht. Unmittelbar nach dem WM-Sieg war spekuliert worden, dass Löw auf dem Höhepunkt seiner Karriere zurücktreten könnte. Dem entgegnete Löw nun: „Die WM 2014 war für alle ein Höhepunkt, sie war aber noch kein Abschluss. Keine Sekunde habe ich an Rücktritt gedacht.“

Beim kommenden Länderspiel am 3. September wird Löw also wieder auf der Bank sitzen, wenn es in Düsseldorf ausgerechnet gegen Argentinien geht. Wenige Tage danach beginnt in Dortmund die EM-Qualifikation gegen Schottland. Der EM-Titel ist Löws nächstes Ziel. Welt- und Europameister als Trainer zu werden, das hat in Deutschland bisher nur Helmut Schön geschafft – in umgekehrter Reihenfolge. Durch einen weiteren Triumph würde Löw im Olymp der deutschen Nationaltrainer einen Logenplatz einnehmen.

Joachim Löw möchte wie Helmut Schön WM- und EM-Titel als Trainer gewinnen

Die Möglichkeit, nach der WM in zwei Jahren auch die EM zu gewinnen, ist in jedem Fall gegeben. In Brasilien gewann Löw mit einer mehr oder weniger improvisierten Mannschaft den Titel. Spieler wie Marco Reus, Ilkay Gündogan, die Bender-Zwillinge oder Mario Gomez fehlten aus Verletzungsgründen bei der WM. Auf sie wird Löw in Zukunft wieder zurückgreifen können, dazu drängen Talente wie Christoph Kramer, Julian Draxler, Kevin Volland und Max Meyer nach. An personellen Alternativen wird es dem Bundestrainer also nicht mangeln. Franz Beckenbauer, der Weltmeister-Trainer von 1990, glaubt, dass Löws Team in absehbarer Zeit nur sehr schwer zu schlagen sein wird. Ähnliches hatte Beckenbauer schon einmal nach dem WM-Sieg 1990 prognostiziert und ziemlich daneben gelegen.

Löw will weiter gewinnen.
Löw will weiter gewinnen.

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Dieses Mal stehen die Chancen aber ungleich besser, dass sich Beckenbauers Vermutung bewahrheitet, auch wenn sich die Mannschaft in Nuancen verändern wird. In der vergangenen Woche hatte Philipp Lahm seinen Rücktritt aus der Nationalmannschaft erklärt, Stürmer Miroslav Klose könnte folgen. Bis zum Spiel gegen Argentinien muss Löw einen neuen Kapitän benennen. Bastian Schweinsteiger und Manuel Neuer gelten als die aussichtsreichsten Kandidaten. Auch ein neuer Co-Trainer muss gefunden werden. Der bisherige Assistent Hans-Dieter Flick wird neuer Sportdirektor beim DFB. Löw kündigte an, sich bei dieser Entscheidung Zeit lassen zu wollen. Zuletzt waren Frank Wormuth, Chefausbilder beim DFB und Marcus Sorg, Trainer der U 19, genannt worden. Einer von ihnen könnte Löw zur EM begleiten.

Nach dem Turnier wird Joachim Löw zehn Jahre Bundestrainer gewesen sein. Er hat eine Ära geprägt, so viel lässt sich jetzt bereits sagen. Ganz egal, was in Frankreich auch passieren mag.

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