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Sport: Deutsche Reiter machen Fehler

Ungewohnt schwacher Auftritt bislang im Springen bei der Weltmeisterschaft in Aachen

Ein schmaler Mann mit rotem Haar sitzt alleine auf einer Bank. Die Arme verschränkt, der Blick ernst. Vor ihm laufen zwölf Pferde auf einem Reitplatz, schlendernd, galoppierend, manche springen. Der Mann ist Marcus Ehning, der Platz ein Vorbereitungsplatz der Springer, am zweiten Wettbewerbstag der WM in Aachen. Ernst schaut Ehning, weil es bisher nicht gut lief für ihn und die anderen deutschen Springreiter. Sie, die als Favoriten galten, landeten am Dienstag beim Zeitspringen, dem ersten der drei Wettbewerbe, bis der Mannschafts-Weltmeister feststeht, gerade mal auf dem sechsten Platz. Gestern holten sie etwas auf, Platz vier mit 15,19 Fehlerpunkten, nach den Niederlanden (7,91), der Ukraine (13,17) und den USA (14,89).

Alle, bis auf Ludger Beerbaum, kickten Stangen hinunter, und der Weltranglistenerste Marcus Ehning sogar zwei. Was war bloß los mit den deutschen Reitern? „Natürlich sind wir nicht zufrieden“, sagte Bundestrainer Kurt Gravemeier. „Das waren Reiterfehler, die hätte man vermeiden können.“ Ehning hetzte über den Platz, Meredith Michaels-Beerbaum sprang am Wassergraben zu früh ab, und Shutterflys Vorderhufe landeten im Nassen. Für Helena Stormann, ehemals Weinberg, deutsche Springreiterin, waren „das alles Flüchtigkeitsfehler“, und von „teilweiser Übermotivation“ sprach Franke Sloothaak, Springreiter-Idol aus den Neunzigern. „Marcus wollte das Springen mit Abstand gewinnen“, sagte Meredith Michaels-Beerbaum, „und er hat schon oft gezeigt, dass er so was kann.“ Sie selbst habe „noch nie zuvor einen so hohen Druck gespürt wie hier“: Der sowieso berühmte Turnierort Aachen, eine WM und dann noch als Favorit für Deutschland zu starten, das sei ganz schön viel.

Die Strategie für Mittwoch war „Fehler reflektieren, ruhig bleiben und daran zu denken, was wir können“, sagte Meredith Michaels-Beerbaum. Der Parcours sollte „für einige die Zeit zum Abschiednehmen bedeuten“, hatte Parcoursbauer Frank Rothenberger gewarnt. Mit dem Kurs sollte das große Teilnehmerfeld von 116 Startern verringert werden. Schwer, aber machbar fand Ludger Beerbaum den Parcours. Er blieb mit L’espoir fehlerfrei, Christian Ahlmann dagegen räumte zwei Stangen ab. Sein Pferd Cöster„war nicht konzentriert genug“, sagte er. „Ich weiß nicht, warum er die Stangen berührt hat, mein Gefühl war super, er hat sich gut gespannt.“ Bei Michaels-Beerbaum fiel keine Stange, aber einen Zeitfehler erhielt sie. Marcus Ehning ritt mit Küchengirl wieder in alter Form, patzte aber am vorletzten Hindernis. „Ich bin froh, dass sie meine Fehler von gestern so gut weggesteckt hat“, sagte er. „Wir haben das Ruder noch nicht rumgerissen“, meinte Beerbaum. „Aber die Hoffnung auf eine Medaille haben wir noch nicht aufgegeben“, ergänzte Ehning. Heute Abend im Flutlicht fällt die Entscheidung.

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