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Biathlet Simon Schempp gewann am Wochenende gleich zweimal.

© AFP

Deutsche Wintersportler vor Olympia: Wir können nicht nur rodeln!

Von Biathlon bis Slopestyle – drei Wochen vor Sotschi triumphieren deutsche Athleten im Weltcup. Ein gutes Abschneiden bei Olympia wird damit realistischer.

Die Deutsche Bahn wirbt seit Tagen großplakatig mit Menschen, die sich für die Zeit der Winterspiele in Sotschi mit einer besonderen Bahn-Card eindecken. Da freut sich unter anderen eine als „Gold-Steffi“ bezeichnete Dame auf massig Gratisfahrten. Die soll es immer einen Tag nach einem deutschen Olympiasieg geben. Gut möglich, dass die Marketingabteilung der Bahn in dem Glauben plante, wenig verschenken zu müssen. Allgemein werden ja die Medaillenchancen des deutschen Teams für die Spiele von Russland als eher niedrig taxiert. Am Wochenende gab es aber eine Trendwende, die mehr verspricht als nur Medaillen im Rodeln. Es gab eine kleine deutsche Erfolgsstrecke im Weltcup. Bei den Biathleten und Skispringern ging es aufwärts, dann war da ein zweiter Platz von Felix Neureuther im Slalom und auch noch ein Sieg im Slopestyle.

Womöglich muss die Bahn in knapp drei Wochen mehr Freifahrten rausschleudern, als sich das die Verantwortlichen erträumt haben. Mindestens 30 Medaillen erwartet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) für Sotschi. So viel wie deutsche Athleten vor vier Jahren in Vancouver geholt haben, als sie im Medaillenspiegel Zweiter hinter Kanada waren und nur die USA (37) mehr Medaillen auf dem Konto hatten. Nach dem Aufwärtstrend fühlen sie sich beim DOSB bestärkt. Präsident Alfons Hörmann sagt: „Die Ergebnisse der letzten Tage bestätigen unsere ambitionierte Zielsetzung für Sotschi.“

Innerhalb weniger Tage kämpften sich vor allem die Skispringer und Biathleten aus ihrem Tief. Dem 18 Jahre alten Andreas Wellinger aus Ruhpolding gelang auf der Schanze von Wisla sein erster Weltcup-Sieg. Danach verpasste Wellinger mit der Mannschaft in Zakopane beim letzten Teamwettbewerb vor Sotschi nur knapp den Sieg.

Eine kleine Renaissance erlebten die Biathleten in Antholz. Bei ihrem letzten Auftritt in Südtirol wurde die 36-jährige Andrea Henkel nach Platz zwei im Sprint Erste in der Verfolgung. Bei den Männern siegte Simon Schempp im Sprint und in der Verfolgung. Als Favorit auf die olympische Goldmedaille sehe er sich zwar nicht, aber er könne nun „mit viel Selbstvertrauen nach Sotschi fahren“, sagte der Mann aus Baden-Württemberg.

War Schempps Triumph eine große Überraschung, so war der gute Auftritt von Felix Neureuther eher erwartbar. Seinen Vorjahreserfolg konnte die Olympia-Hoffnung der deutschen alpinen Männer in Wengen zwar nicht wiederholen, aber auch hinter dem Franzosen Alexis Pinturault war der WM-Zweite zufrieden. „Es waren wirklich schwierige Verhältnisse. Platz zwei ist super“, sagte Neureuther am Sonntag.

Weniger als Neureuther wird wohl Eric Frenzel um eine Medaille in Sotschi zittern müssen – vorausgesetzt beim großen Auftritt stimmt alles. In der Nordischen Kombination gewann Frenzel am Sonntag auch die dritte Etappe des Seefeld-Triple. Beim Langlauf-Weltcup in Szklarska liefen Denise Herrmann und Tobias Wenzl auf Platz zwei.

In gewohnt guter Form ist auch die Rodelnation Deutschland. Mit sieben Siegen in acht Weltcup-Rennen ist Weltmeisterin Natalie Geisenberger die Favoritin auf den Olympiasieg. Die 25-Jährige fuhr am Sonntag in Altenberg überlegen ihren 23. Weltcup-Erfolg ein und wurde wie 2013 Gesamtsiegerin. Olympiasieger Felix Loch und die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt haben ebenfalls den Sieg im Gesamt-Weltcup sicher.

Aber womöglich besiegen die Deutschen in Sotschi auch ihr Image, nur eine Nation von Biathleten und Rodlern zu sein: Erstmals dürfen in Sotschi die Slopestyler bei Olympia ran. Und eine junge Deutsche könnte „Gold-Steffi“ und allen Kunden der Olympia-Bahn-Card eine Freifahrt bescheren: In Gstaad jubelte die 17-jährige Lisa Zimmermann aus Oberaudorf am Wochenende über ihren ersten Weltcup-Sieg.

Trotzdem: Das Ziel, bei Olympiasiegen so erfolgreich wie in Vancouver zu sein, könnte noch ein wenig zu hoch gesteckt sein. Da gab es immerhin zehnmal Gold für deutsche Athleten. mit dpa

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