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Deutscher Fußball: Da wächst mehr als Gras

Das Prinzip des Meisters Borussia Dortmund taugt zum Prinzip Bundesliga: Mit einem klaren Konzept und der Besinnung auf eigene Stärken ist viel zu erreichen. Nicht aber mit Klagen darüber, dass die anderen mehr Geld haben, wie dies lange üblich war.

Von Markus Hesselmann

Wieder nichts gewonnen. So kann man es sehen, als Fußballfan, am Ende dieser Saison. Seit zehn Jahren, seit Bayern Münchens Triumph gegen Valencia im Finale der Champions League 2001, hat kein deutscher Verein mehr einen Europapokal geholt. Die Nationalmannschaft wartet sogar schon 15 Jahre, seit dem EM-Titel 1996, auf einen großen Turniersieg.

Man kann es aber auch so sehen: Der deutsche Fußball hat alle abgehängt. Wenn es um Begeisterung geht und um Attraktivität: Bei den Zuschauerzahlen liegt Deutschland ganz vorn. Mehr als 42.000 Fans kommen durchschnittlich zu Bundesligaspielen. Die englische Premier League (35.000) die spanische Primera Division (29.000) und die italienische Serie A (25.000), die den Titel in der Champions League zuletzt immer unter sich ausmachten, fallen deutlich zurück. Und Herthas Aufstieg wird die deutsche Zuschauerbilanz noch verbessern.

Gleichzeitig gilt die Bundesliga als Vorbild an Volksnähe: Stehplätze in Stadien, moderate Eintrittspreise und Profis, die für die Fans ansprechbar sind. Das war zuletzt wieder in britischen Zeitungsartikeln zum Halbfinale zwischen Schalke 04 und Manchester United zu lesen. Nachdem United die Schalker dann zweimal bloßstellte, mag das im Nachhinein etwas gönnerhaft klingen. Doch die deutschen Klubs sind auf dem richtigen Weg, wenn sie nicht auf kurzfristigen Erfolg, sondern auf Nachhaltigkeit setzen.

Zumal die Tendenz auch sportlich positiv ist: Nach Jahren der englisch-spanisch-italienischen Dominanz waren in den vergangenen beiden Jahren mit Bayern und Schalke immerhin wieder deutsche Teams unter den vier besten europäischen Klubs. Und auch beim Geld können sie inzwischen mithalten: Das Fachblatt „Kicker“ rechnet vor, dass die Bundesliga mit 1,8 Milliarden Euro inzwischen mehr Geld umsetzt als die spanische Primera Division (1,6 Mrd.) und die italienische Serie A (1,5 Mrd.). Englands Premier League liegt mit 2,4 Milliarden Euro allerdings immer noch weit vorn.

Doch englische Verhältnisse sollte sich in der Bundesliga niemand wünschen. Auf der Insel handeln die Milliardäre mit Fußballklubs wie andere mit Gebrauchtwagen. In einer Liga, die seit Jahren von denselben drei bis vier Teams bestimmt wird, hat nur der Klub eine Chance auf einen der vorderen Plätze, der von einem Scheich, Oligarchen oder Tycoon mit viel Geld dort hingehievt wird.

Bei uns heißt der Meister Borussia Dortmund. Nachdem der Revierklub 2005 fast in Konkurs gegangen wäre, setzt er nun sowohl bei den Spielern als auch beim Trainer konsequent auf den Nachwuchs. Das Prinzip Dortmund taugt zum Prinzip Bundesliga: Mit einem klaren Konzept und der Besinnung auf eigene Stärken ist viel zu erreichen. Nicht aber mit Klagen darüber, dass die anderen mehr Geld haben, wie dies im deutschen Fußball lange üblich war.

Dass auch in der Bundesliga viel Geld bewegt wird, zeigt der bevorstehende Transfer Manuel Neuers. Eine zweistellige Millionensumme, wahrscheinlich jenseits der 20 Millionen, wird sich Bayern München die Verpflichtung des Nationaltorwarts von Schalke wohl kosten lassen. Was auch immer die Bayern am Ende zahlen: Der Rekordtransfer von 49 Millionen Euro für Gianluigi Buffons Wechsel vom AC Parma zu Juventus Turin im Jahr 2001 dürfte nicht annähernd erreicht werden. Vor zehn Jahren wurde in Italien mit dem Geld nur so um sich geworfen. In diesem Jahr fand das Halbfinale der Champions League ohne Italien statt.

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