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Holzhäuser

© dpa

Deutscher Fußball: Holzhäuser: "Die DFL schmort im eigenen Saft"

Wolfgang Holzhäuser über die Versäumnisse der Deutschen Fußball-Liga, Lagerdenken in der DFL und Beratung von außen.

Herr Holzhäuser, heute wählt die Deutsche Fußball-Liga einen neuen Präsidenten. Gehen Sie verbittert in die Versammlung?

Verbittert bin ich nicht, aber ich empfinde schon viel Trauer. Ich habe mich 33 Jahre lang für den deutschen Fußball engagiert, nach dem Tod von Werner Hackmann habe ich auf Bitten der Vereine sogar den DFL-Vorsitz übernommen. Da hätte ich mir schon einen anderen Abgang gewünscht, als ich ihn jetzt erleben muss.

Präsident der DFL soll Reinhard Rauball von Borussia Dortmund werden, als Vizepräsidenten kandidieren Schalkes Geschäftsführer Peter Peters sowie Mainz’ Präsident Harald Strutz. Sie gehen leer aus.

Ich habe es ja selbst so gewollt und meine Kandidatur zurückgezogen. Wahlkampf an sich halte ich auch nicht für schlimm. Nur die Art, wie zuletzt Einzelinteressen in den Vordergrund getreten sind und wie sich ein Lagerdenken in der DFL entwickelt hat, ist bedenklich und bedauerlich. Leider sind bei diesen Ränkespielen viele wichtige und der Sache der Liga dienende Dinge auf der Strecke geblieben.

Was wurde vernachlässigt?

Eine Menge. Wir müssen mit dem Deutschen Fußball-Bund endlich konkret über eine Neuausgestaltung des Grundlagenvertrags verhandeln. Wir müssen die immer wieder auftauchenden Spannungen zwischen Bundesliga und Zweiter Liga abbauen. Wir müssen uns über die Ausgestaltung des Spielplans Gedanken machen. Hier hat sich nicht viel getan, weil die DFL in den vergangenen Monaten zu sehr mit sich selbst beschäftigt war.

Was meinen Sie damit?

Die Deutsche Fußball-Liga schmort im eigenen Saft. Ich denke, dass der Verband endlich Beratung von außen benötigt, und dass er sich sportpolitisch stärken sollte mit Persönlichkeiten aus der Politik und der Wirtschaft. Ich habe das schon vorgeschlagen, doch ich bin dabei auf taube Ohren gestoßen. Leider ist externe Beratung nicht gewünscht oder sie landet im Papierkorb wie das Gutachten der Personalberater Korn/Ferry, die ein Profil des neuen Präsidenten erstellt haben. Das finde ich engstirnig.

Der Ligaverband hat inzwischen vier Geschäftsführer. Zu viele?

Ich denke, dass zuletzt die Strukturanalyse des Verbandes zu stark im Vordergrund stand. Wir hatten ja eigentlich den Vorstand reduzieren wollen, wir wollten auch das Lagerdenken abschaffen. In der Strukturdebatte hat sich die DFL wieder nur mit sich selbst befasst. Sie muss wieder zurück zur inhaltlichen Arbeit finden und sich zum Beispiel fragen, warum deutsche Vereine in europäischen Wettbewerben immer schlechter abschneiden.

Woran liegt das denn?

Natürlich haben wir im Vergleich zu den Ligen etwa in England und Spanien finanzielle Nachteile bei den Fernseheinnahmen. Aber auch unser eigener Spielplan muss einmal hinterfragt werden. Wenn unsere Klubs im Uefa-Cup spielen, kommen sie gerade aus der Vorbereitung. Viele Gegner dagegen haben ihre Saison längst begonnen und stehen voll im Saft. Dies sind Dinge, die mit dem DFB geklärt und auf europäischer Ebene besprochen werden müssen.

Sind Sie für eine Abschaffung der Winterpause und eine Verkürzung der Sommerpause?

In diesem Jahr haben die Klubs zweieinhalb Monate nicht gespielt, im Winter ruht ebenfalls zwei Monate der Ball. In anderen Ligen ist das nicht der Fall. Dort gibt es auch noch stärkere andere Wettbewerbe auf nationaler Ebene.

Sie wollen den Ligapokal aufwerten. Machen Sie damit nicht den DFB-Pokal kaputt?

Der europäische Verband Uefa überlegt ja derzeit, den Pokalsiegern einen Platz in der Champions League zuzusprechen. Das finde ich seltsam, denn nach sechs Spielen kann man den Pokal schon gewonnen haben, vielleicht noch mit der Hilfe von Losglück. Das würde ich sportlich nicht so hoch einschätzen wie zum Beispiel den vierten oder fünften Platz in der Bundesliga nach 34 Spieltagen, an denen alle Mannschaften gegeneinander antreten. Darum denken wir auch über den Ligapokal nach. Das sind Themen, die wir dringend bearbeiten müssen.

Teilen Sie diese Ansicht mit dem designierten DFL-Präsidenten Reinhard Rauball?

Er teilt viele meiner Ansichten, ich unterstütze ja auch seine Kandidatur. Ich denke, dass er eine guter Ligapräsident sein wird, der seine Meinung offensiv vertritt und nicht nur Moderator sein will.

Das Gespräch führte Robert Ide.

Wolfgang Holzhäuser, 57, will nicht mehr für ein Amt in der Deutschen Fußball-Liga (DFL) kandidieren. Bayer Leverkusens Geschäftsführer war ein halbes Jahr lang kommissarisch DFL-Chef.

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