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Verdienter Fahnenträger. Cedrik-Marcel Stebe wurde am Sonntag zum deutschen Matchwinner im Relegations-Duell mit Australien.

© dapd

Deutsches Davis-Cup-Team: Klasse gespielt, Klasse gehalten

Cedrik-Marcel Stebe schlägt Favorit Lleyton Hewitt und sichert dem deutschen Davis-Cup-Team durch das 3:2 gegen Australien den Verbleib in der Weltgruppe.

Lleyton Hewitt saß auf der Bank und schüttelte ratlos den Kopf. Patrik Rafter neben ihm schwieg. Es gab nichts mehr zu sagen, und es gab nichts, was ihre Niederlage noch verhindern könnte. Nach fünf ernüchternden Jahren würden die Australier auch weiterhin zweitklassig bleiben. Und das war nach dem 2:2-Ausgleich gegen die Deutschen am Sonntag eigentlich nicht mehr zu erwarten. Schließlich hatten sie mit Hewitt einen Joker für die brenzligen Momente im Davis-Cup. Doch die Waffen des beinharten Kämpfers blieben am dritten Wettkampftag seltsam stumpf, zur tiefen Erleichterung der Deutschen. So verschaffte Cedrik-Marcel Stebe ihnen mit einem überraschend souveränen 6:4, 6:1 und 6:4-Sieg den dritten Punkt und sicherte den Verbleib in der Weltgruppe.

Teamchef Patrik Kühnen sprang nach dem Matchball als Erster auf, er verharrte lange demonstrativ in der Siegerpose, wohl auch als Antwort auf die wochenlange Kritik an seiner Person. Dann umarmte er den 21 Jahre alten Stebe so innig wie ein stolzer Vater, bis auch der Rest des Teams einander in die Arme fiel. Die 5000 Zuschauer am Hamburger Rothenbaum wollten mit dem Johlen und Klatschen gar nicht mehr aufhören, und Stebe genoss die Ehrenrunde samt deutscher Flagge um dem Platz herum. „Ich habe gekämpft und alles gegeben“, freute er sich, „ich wollte nur nicht verkrampfen.“ Nach Stebes zu passivem Auftritt am Freitag war die Wahl von Kühnen für das entscheidende Einzel eigentlich auf Philipp Petzschner gefallen. Doch der hatte sich bei seinem Doppeleinsatz am Samstag am Knie verletzt und musste passen. So wurde es unerwartet die Stunde von Stebe, der eine mutige Leistung bot. „Das war der größte Sieg seiner Karriere“, sagte Kühnen.

Zuvor hatte Florian Mayer Bernard Tomic glatt mit 6:4, 6:2 und 6:3 bezwungen und die Hoffnungen der deutschen Mannschaft am Leben gehalten. „Das war ein geiles Gefühl“, freute sich Mayer, für den schon der Auftaktsieg gegen Hewitt am Freitag eine Befreiung gewesen war. „Endlich mal ein großer Sieg“, sagte er, „der Knoten musste endlich mal platzen.“ Bisher hatte Mayer im Davis-Cup die Erwartungen nie erfüllen können. Er hatte den Ruf weg als einer, der im entscheidenden Moment einknickt. Dieses Mal aber hatte Mayer zwei hervorragende Partien gespielt.

Dabei schien alles auf einen Abstieg mit Ansage hinauszulaufen: Kühnen hatte Streit mit seiner Spitzenkraft Philipp Kohlschreiber, der wiederum zankte sich mit Thomas Haas, der seinerseits aus privaten Gründen auf seinen Einsatz verzichtete. Dass ihm der Deutsche Olympische Sportbund im Sommer durch die Nichtnominierung die Teilnahme an den Spielen in London verbaut hatte, dürfte für Haas’ Entscheidung sicher auch nicht unerheblich gewesen sein. Dann zerstritten sich kurz vor der Relegation auch noch Petzschner und Christopher Kas. So blieb Kühnen nichts anderes übrig, als für Kas Benjamin Becker zu nominieren, der bisher weder als Doppel- noch als Sandplatzspezialist auf sich aufmerksam gemacht hatte. Dass die Deutschen auch ohne die stärkste Besetzung die Zweitklassigkeit verhindert hatten, war ein Erfolg. Doch er sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass ein Neubeginn unumgänglich ist.

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