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Freies Wochenende in Krefeld. Das Nationalteam muss ohne Christian Ehrhoff auskommen, weil der Verband nicht die Versicherung für den Verteidiger zahlen will.

© dpa

Deutschland Cup im Eishockey: Die Stars schauen weg

Beim Debüt des neuen Eishockeynationaltrainers Pat Cortina fehlen im deutschen Team die Stars. Die Gründe dafür sind manchmal plausibel, zuweilen aber auch regelrecht absurd.

Mit „Eishockey der Spitzenklasse“ bewarb der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) den am Wochenende in München stattfindenden Deutschland Cup. Der Verband frohlockte, dass der neue Bundestrainer Pat Cortina in Christian Ehrhoff, Dennis Seidenberg, Alexander Sulzer und Marcel Goc drei Profis aus der zurzeit nicht spielenden National Hockey-League (NHL) im Aufgebot habe. Das hieß nichts: Seidenberg und Sulzer verzichteten, Goc ist verletzt und für Ehrhoff war der klamme DEB nicht imstande, die nötige Versicherungssumme von 20 000 Euro zu zahlen.

Nun spielen die Deutschen am Freitag (19.45 Uhr, live auf Sport1) gegen Kanada ohne vier ihrer Besten. Es wird trotzdem ein Duell auf Augenhöhe, weil der Gegner mit einem C-Team antritt. Wenn schon zweite Wahl, dann aber richtig, scheint sich Cortina gedacht zu haben. Er verzichtet auch auf drei der Besten aus der Deutschen Eishockey-Liga (DEL): Auf Christoph Schubert (Hamburg), John Tripp (Köln) und Eisbären-Kapitän André Rankel. „Bei Schubert und Tripp weiß ich, was sie können“, sagt Cortina. Rankel habe aus privaten Gründen abgesagt. Somit hat Cortina zum Amtsantritt sportlich relativ sinnfreie Spiele vor sich. Und das in der Saison, in der es im Februar um die Olympia-Qualifikation geht.

Cortina sagt aber, er wisse, was für eine Aufgabe vor ihm liege. Er denke langfristig. Der 48 Jahre alte Kanadier hat einen Drei-Jahres-Vertrag. Ab kommende Saison gibt der stämmige Mann mit der Brummstimme und den ausbaufähigen Deutschkenntnissen seinen Job als Trainer beim EHC München auf, um sich ganz auf die nationale Aufgabe zu konzentrieren. Der einstige Nationaltrainer Ungarns will die Deutschen unter den besten Zehn der Welt etablieren. Da waren sie unter Uwe Krupp schon, bevor dessen hilfloser Nachfolger Jakob Kölliker bei der WM im Mai mit einem leblosen Team beim 4:12 gegen Norwegen in eine katastrophale Peinlichkeit schlitterte. Eine Aufarbeitung des WM-Desasters gab es beim DEB – zumindest öffentlich – nicht. Die Kriterien bei der Nachfolgersuche für Kölliker waren nicht erkennbar. Offensichtlich hätte es einen Coach gebraucht, der die Mentalität der deutschen Spieler und vor allem die Spieler und das System beim DEB kennt.

Cortina will sich nun erst einmal „ein Bild machen“ mit einem Trainerstab, von dem sich allein der Berliner Nachwuchstrainer Steffen Ziesche in Sachen DEB auskennt. Am Samstag treffen die Deutschen noch auf die Schweiz und Sonntag auf die Slowakei. Ohne NHL-Stars. Wer die sehen will, kann – vorausgesetzt der Arbeitskampf in der NHL ist nicht beendet – Freitag darauf nach Berlin kommen, zum Spiel der Eisbären gegen die Krefeld Pinguine. Da spielt der beste deutsche Verteidiger. Krefeld kann die Versicherung für Christian Ehrhoff bezahlen.

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