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99 Tore hat sie schon. Tor Nummer 100 möchte Patrizia Panico (Mitte) am Sonntag im EM-Viertelfinale gegen Deutschland erzielen. Foto: dpa

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Deutschland gegen Italien: Patrizia Panico - die Expertin für Deutschland

Die italienische Nationalspielerin Patrizia Panico ist schon 38 Jahre alt – trotzdem ist sie Italiens torgefährlichste Angreiferin. Gegen Deutschland möchte sie ihr 100. Länderspieltor erzielen.

Als Patrizia Panico volljährig wurde, waren einige der deutschen Nationalspielerinnen noch nicht geboren. Als die Römerin ihr erstes Länderspiel bestritt, ging die Hälfte der DFB-Spielerinnen noch in den Kindergarten. Patrizia Panico ist im Februar 38 Jahre alt geworden. „Es macht noch immer Spaß, Fußball zu spielen. Und bei der Nationalhymne bekomme ich noch immer eine Gänsehaut“, sagt die Stürmerin der italienischen Nationalmannschaft. Am Sonntag ist sie mit den Italienerinnen bei der EM in Schweden Viertelfinalgegner der Deutschen (18.00 Uhr/ARD und Eurosport live). Panico gilt in ihrer Heimat als ungekrönte Regentin des Frauen-Fußballs. Sie bewegt sich mit ihren individuellen Erfolgen in den Sphären der deutschen Rekordhalterin Birgit Prinz.

Panico ist mit mehr als 180 Länderspielen Rekordnationalspielerin Italiens, sie bestreitet in Schweden ihre fünfte EM-Endrunde, gegen Deutschland könnte sie ihr 100. Länderspieltor erzielen. Und sie ist zuversichtlich für das Spiel in Växjö. „Vielleicht schaffen wir es diesmal, die Deutschen zu schlagen“, sagt Panico. So gut waren die Aussichten noch nie, die Deutschen zu stürzen, obwohl die Aufarbeitung des 0:1 gegen Norwegen in den Reihen der deutschen Mannschaft angeblich erfolgreich verläuft. „Es gabDonnerstag eine Besprechung in Kalmar und eine nach dem Umzug in Växjö und dazu viele Einzelgespräche. Die Stimmung ist jetzt sehr viel positiver“, erklärte Teammanagerin Doris Fitschen am Freitag. „Wir wissen, was jetzt besser zu machen ist.“

Gut gelöst werden muss die Bewachung von Panico. Denn die bei Torres CF spielende Kapitänin Italiens ist Expertin, wenn es um einen Erfolg gegen die Deutschen geht. Panico schaffte es bisher als einzige Spielerin, gegen die deutsche Mannschaft drei Tore in einem Spiel zu erzielen. Am 11. November 1999 war es, beim 4:4 in der EM-Qualifikation in Isernia. „Panico ist ein bisschen in die Jahre gekommen, aber noch immer eine herausragende Stürmerin“, sagt Fitschen.

Patrizia Panico: Im EM-Viertelfinale 2009 traf sie auch gegen Deutschland

Insgesamt ist die Bilanz der deutschen Frauen gegen die Italienerinnen in 25 Duellen positiv, 13 Siegen stehen acht Unentschieden und vier Niederlagen gegenüber. „Aber es waren immer enge Spiele. Die Italienerinnen haben einen sehr bissigen Spielstil“, sagte Fitschen. Die viermalige Europameisterin erinnert sich an das erste EM-Spiel der DFB-Frauen gegen Italien 1989 (5:4 nach Elfmeterschießen im Halbfinale in Siegen) und auch an das umkämpfte EM-Finale von 1997 (2:0 in Oslo). Und mit dem EM-Viertelfinale 2009 in Lahti ist auch das letzte Wettbewerbsspiel gegen Italien in unguter Erinnerung geblieben. Nach zwei Toren von Inka Grings führte Deutschland 2:0, dann schoss Patrizia Panico das Anschlusstor. „Kurz vor Schluss macht sie fast das 2:2. Mit Ach und Krach sind wir weitergekommen“, sagt Torhüterin Nadine Angerer.

Die Italienerinnen treffen nun auf ein viel unerfahreneres deutsches Team als vor vier Jahren, dem in der Vorrunde nur ein Sieg gelang. Dass ein Scheitern im Viertelfinale wie bei der WM 2011 im eigenen Land mit neuen Diskussionen um den Stellenwert des deutschen Frauenfußballs verbunden wäre, wissen die Verantwortlichen. „Wenn man ausscheidet, ist es eine Frage, wie man ausscheidet. Wir sind darauf gefasst, dass es eine große Öffentlichkeit gibt“, sagt Fitschen. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach und Generalsekretär Helmut Sandrock kommen zum Spiel, um dem Team „den Rücken zu stärken“.

In Italien würde ein Scheitern des Frauen-Teams kaum wahrgenommen werden. „Der Fußball in unserem Land ist maskulin“, sagte Panico. Der Frauen-Fußball wird von Medien und Fans links liegen gelassen. Da die Torjägerin neun Meistertitel in der Serie A und fünf Pokalsiege errang und in der abgelaufenen Saison zum zwölften Mal die beste Torschützin der Liga war, hat sie persönlich einen relativen Bekanntheitsgrad erlangt. „Fußball ist Macho-Sache in Italien. Die Frauen kriegen kein Geld, arbeiten aber härter“, sagt Nationaltrainer Antonio Cabrini. Der Weltmeister von 1982 übernahm das Team vor zwölf Monaten. Seither berichten auch die Sportzeitungen ein wenig. Selbst ein Sieg gegen Deutschland, so befürchtet Melania Gabbiadini, die Schwester von Juventus-Profi Manolo Gabbiadini, wäre der „Gazzetta dello Sport“ aber nur zehn Zeilen wert.

Gregor Derichs

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