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Deutschland - Nigeria 1:0: Ein hart erkämpfter Sieg

Die deutschen Frauen können auch in ihrem zweiten Gruppenspiel gegen Nigeria nicht restlos überzeugen. Doch der mühevolle 1:0-Sieg reicht, um sich vorzeitig für das Viertelfinale zu qualifizieren.

Silvia Neid hatte sich als Prophetin versucht. „Die werden uns beim nächsten Mal die Knochen polieren“, hatte die deutsche Bundestrainerin im vergangenen November gesagt, nachdem ihre Mannschaft die frierenden Nigerianerinnen in einem Freundschaftsspiel mit 8:0 vom Platz geschickt hatte. Zu diesem Zeitpunkt wusste Neid noch nicht, dass es sich bei der nächsten Partie um das zweite Gruppenspiel der Heim-WM handeln würde. Und sie behielt recht: Was die Nationalmannschaft Nigerias am Donnerstagabend aufbot, hatte mit fahrlässiger Körperverletzung mehr zu tun als mit einem Fußballspiel. Es nützte den Afrikanerinnen wenig: Die Deutschen gewannen durch ein Tor von Simone Laudehr mit 1:0 (0:0) und haben sich vorzeitig fürs Viertelfinale qualifiziert. Nigeria hingegen ist ausgeschieden. 

Es war in vielerlei Hinsicht kein schöner Abend für die Bundestrainerin. Ununterbrochen echauffierte sich die 47-Järhige im beigen Kostüm an der Seitenlinie des Frankfurter Stadions –  was zum einen an einer schwachen Vorstellung  ihrer Mannschaft lag. Mehr jedoch lag es an der Leistung des Schiedsrichtergespanns um die Koreanerin Sung Mi Cha, die einer WM wahrlich nicht würdig war. Es war vielleicht noch zu verschmerzen, dass sie zu unrecht auf Abseits entschied, als Celia Okoyino da Mbabi in der 15. Minute allein aufs Tor zugelaufen wäre. Kurz vor der Pause hätte Cha allerdings auf Elfmeter entscheiden müssen, als Alexandra Popp im Strafraum klar regelwidrig von den Beinen geholt wurde. 

Dass Popp zu diesem Zeitpunkt überhaupt schon im Spiel war, ist für Silvia Neid ein weiterer schmerzlicher Aspekt dieses Abends. Melanie Behringer verdrehte sich nach knapp 30 Minuten im Zweikampf unglücklich den Fuß und wurde in der Halbzeit mit einer Außenband-Verletzung des rechten Sprunggelenks ins Krankenhaus gefahren. Neid wechselte jedoch nicht Fatmire Bajramaj ein, sondern schickte Okoyino da Mbabi auf die linke Mittelfeldseite und Popp in den Sturm. 

Das lag wohl auch am eher filigranen Spielertypus Bajramajs, die am Schluss noch drei Minuten mitspielen durfte. „Gegen Nigeria brauchen wir Spielerinnen, die zweikampfstark sind“, hatte Silvia Neid vor dem Spiel gesagt und lag damit goldrichtig. Die schnellen Nigerianerinnen gingen mit voller Wucht in die Zweikämpfe und agierten oft am Rande der Fairness. Gleich zu Beginn ernteten sie gellende Pfiffe, als sie den Ball nicht an die Deutschen zurückgaben, nachdem Behringer ihn aufgrund eines Fouls absichtlich ins Aus gespielt hatte. Die lauten Pfiffe zur Halbzeitpause galten jedoch eher der Schiedsrichterin. Sung Mi Cha hätte gleich mehrere Rote Karten verteilen können, es blieb jedoch bei einer mickerigen Gelben für Abwehrspielerin Osinachi Ohale und einer für Kim Kulig nach einem Frustfoul in der 75. Minute. 

Weder die Einwechslung von Alexandra Popp, noch die von Inka Grings, die nach 52 Minuten für Birgit Prinz kam, brachten jedoch Schwung ins deutsche Spiel. Beide Teams stolperten mehr übers Feld, als dass sie kombinierten. Die nigerianische Viererkette stand sicher, die Laufduelle gewannen meist die Afrikanerinnen. Die Deutschen schafften es wie schon gegen Kanada nicht, ihr Kombinationsspiel zu entfalten. Zu langsam ging es im Spielaufbau nach vorne, die Pässe kamen nicht an. Auf beiden Seiten gab kaum nennenswerte Chancen. Die deutsche Torhüterin Nadine Angerer konnte die Kulisse vor 48 817 Zuschauern in ihrem 100. Länderspiel weitgehend entspannt genießen; die 32-Jährige wurde kaum je ernsthaft geprüft. 

Es bedurfte erst eines Freistoßes, um die Bundestrainerin und die Zuschauer zu erlösen. Alexandra Popp scheiterte noch im ersten Versuch, den Abpraller aber verwandelte Simone Laudehr. Am Ende des hässlichen Abends vor traumhafter Frauenfußballkulisse war jedoch das Minimalziel erreicht: Da Frankreich am frühen Abend 4:0 gegen Kanada gewonnen hatte, sind beide Teams bereits qualifiziert und machen am Dienstag den Gruppensieg unter sich aus. Aufgrund des schlechteren Torverhältnisses müssen die Deutschen dann gewinnen.

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