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Deutschland - Wales

© ddp

Deutschland-Wales: Null Tore, wenig Spaß

Nicht besonders motiviert spielte sich die deutschen Fußballer in eine eher leichte EM-Gruppe. Gegen Wales reichte der Nationalmannschaft dafür ein Unentschieden.

Manchmal passiert das Interessanteste an einem Fußballspiel schon, bevor es richtig losgeht. Gestern hatte die deutsche Mannschaft in Frankfurt ihren letzten Termin in der längst bestandenen Qualifikation zur Europameisterschaft 2008. Vor 49 262 Zuschauern gab es ein auch in dieser Höhe verdientes 0:0 gegen Wales, aber die interessanteste Nachricht des Abends kam aus Minsk. Dort hatten die Holländer 1:2 gegen Weißrussland verloren, was wiederum dem deutschen Spiel eine ungeahnte Bedeutung verlieh. Ein Sieg hätte gereicht, um bei der Auslosung der EM-Endrunde im ersten Topf der vier gesetzten Mannschaften zu landen. Der Platz dort war nicht besonders begehrt, denn dazu gehören neben Titelverteidiger Griechenland auch die EM-Gastgeber Schweiz und Österreich. Die starken Gegner kommen also aus den anderen Töpfen, weshalb sich gestern offensichtlich niemand große Mühe gab. Die Deutschen genauso wenig wie die Holländer, die es am Ende trotz der Niederlage in Weißrussland erwischte.

Die Hoffnung auf Losglück am übernächsten Wochenende in Luzern war eine der wenigen positiven Erkenntnisse der von unangenehmer Kälte gezeichneten Veranstaltung in Frankfurt. Natürlich waren die Deutschen das überlegene Team, und natürlich spielten sie nicht absichtlich schlecht, um am Ende zu scheitern beim Versuch, die verhängnisvollen drei Punkte einzufahren. Aber der letzte Adrenalinkick fehlte nun mal in einem Spiel, dessen Wettkampfcharakter bei der lange feststehenden Qualifikation ohnehin zweitrangig war.

Hinzu kam, dass die Waliser nicht viel dazu beitrugen, was zu einem attraktiven Fußballabend gehört hätte. Trainer John Toshack, zu aktiven Zeiten ein ungestümer Angreifer, hat offensichtlich ein Herz für bedingungslose Defensive. Gegen eine so bedingungslos verteidigende Mannschaft spielt es sich nicht leicht. Lücken lassen sich nur mit unbedingter Laufbereitschaft reißen, aber davon war bei den Deutschen gestern wenig zu sehen. Selten hat die Nationalmannschaft so statisch gespielt, seitdem der Bundestrainer Joachim Löw heißt. Die Qualität des Spiels erinnerte ein wenig an die vom Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff kritisierten Auftritte der deutschen Klubs in den europäischen Wettbewerben. Genau genommen gab es nur eine richtig gute Kombination. Diese führte in der ersten Halbzeit über Tim Borowski, Gonzalo Castro und Clemens Fritz zurück zu Borowski. Der Bremer schoss von der Strafraumgrenze flach und hart, der Ball prallte an den Pfosten und von dort aus an den Kopf von Torhüter Wayne Hennessey, der schließlich das bessere Ende für sich hatte. Es gab auch später noch ein paar Chancen – Distanzschüsse von Lukas Podolski, Thomas Hitzlsperger, Mario Gomez, Philipp Lahm und Miroslav Klose, zudem köpfte Klose zweimal knapp vorbei, und der für Hitzlsperger eingewechselte Simon Rolfes traf bei der besten Chance der zweiten Halbzeit den Ball nicht richtig. Zwanzig Minuten vor Schluss beschwor Bundestrainer Löw noch einmal den Geist der Vergangenheit, als er den in die Zweite Liga abgestiegenen WM-Helden Oliver Neuville für Gomez ins Spiel schickte. Der 34-jährige Mönchengladbacher hatte zuletzt im November 2006 für die Nationalmannschaft gespielt. Er blieb unauffällig.

Bevor es nach dem finalen Pfiff zu den obligatorischen Pfiffen kam, hatte das Publikum dennoch Spaß, was zum einen für den ungebrochen hohen Stellenwert der Nationalmannschaft spricht und zum anderen den restlichen Spielen zu verdanken war. Als der Stadionsprecher das Zwischenergebnis der leidenden Engländer bekannt gab, sangen die Fans eine neue Variante des Liedes, das bisher den Holländern vorbehalten war: „Ohne England fahr’n wir zur EM!“

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