zum Hauptinhalt

DFB: Klinsmann kämpft um Peters

Jürgen Klinsmann wird bei der DFB-Präsidiumssitzung am Mittwoch um seinen Wunschkandidaten Bernhard Peters kämpfen, aber auch bei einer Niederlage zumindest vor der WM persönlich keine Konsequenzen ziehen.

München/Berlin - «Für mich hat die Entscheidung keine Konsequenzen», sagte Klinsmann am Montag in einem dpa-Interview und stellte darüber hinaus fest: «Wir werden das akzeptieren, was das Präsidium entscheidet.» Der Kandidatur von Peters' Mitbewerber Matthias Sammer, mit dem Klinsmann anfänglich auch einmal die Besetzung des Sportdirektor-Posten diskutiert hatte, begegnet der Bundestrainer distanziert, aber fair: «Dass er jetzt noch einmal öffentlich nach vorn prescht, ist okay, da habe ich keine Probleme.»

Beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) wurde am Montag fieberhaft daran gerarbeitet, mit einer überarbeiteten Job-Beschreibung und womöglich neuen Titeln für die neue Position eine für alle Seiten tragfähige Lösung zu erzielen. Die von DFB-Präsident Theo Zwanziger weiterhin favorisierte Doppellösung, bei der sowohl Sammer als auch Peters für eine effektivere Nachwuchsförderung des Verbandes gewonnen würden, könnte nach dpa-Informationen so geregelt werden. Sammer wird als Jugend-Cheftrainer angestellt, Peters als koordinierender Manager in der Nachwuchsförderung sowie der Traineraus- und Weiterbildung.

Zwanzigers Kunst wird es sein, Klinsmann nicht zu verprellen und den von ihm selbst geschätzten Sammer beim Verband einzubinden. «Es gilt, die Situation so zu lösen, dass der Sache gedient ist. Es geht um die Sache, und nicht in erster Linie um Personen», sagte Zwanziger der dpa. Er strebt eine einvernehmliche Lösung an. «Ich bin kein Mann, der solche Dinge mit dem Begriff Chefsache beschreibt», betonte der DFB-Chef. Klinsmann machte umgekehrt kein Hehl daraus, dass eine Postenteilung zwischen Peters und Sammer nicht in sein Konzept passt. «Unser Modell ist auf eine Person wie Bernhard Peters abgestimmt.»

Dem Wunsch einiger Präsidiumsmitglieder, die Personalie womöglich zu vertagen und erst nach der WM zu entscheiden, will Zwanziger offenbar nicht nachkommen. Im Bereich der Nachwuchstrainer laufen im Sommer mehrere Verträge vorher aus. Das soll offensichtlich kurzfristig Sammer als neuer Mann für diesen Aufgabenbereich lösen.

Das 14-köpfige Präsidium tagt am Mittwoch von 15.00 Uhr an in der Frankfurter DFB-Zentrale - frühestens zwei Stunden später soll weißer Rauch aufsteigen und der Öffentlichkeit das Ergebnis berichtet werden. Klinsmann, der extra am Mittwoch aus Amerika einfliegt, äußerte sich verärgert über die Entwicklung der Personalie. «Aus der Qualitäts- und Fachdiskussion wird eine Personaldiskussion.» Komplett wird die Verbandsspitze in Frankfurt allerdings nicht tagen: WM-Chef Franz Beckenbauer wird wegen eines Weltmeisterschafts-Termins mit Bundeskanzlerin Angela Merkel in Berlin definitiv fehlen.

Nach mehrtägigem Schweigen startete Klinsmann am Montag nochmals einen Werbefeldzug für sein Modell mit dem Hockey-Bundestrainer Peters, den er als Technischen Direktor haben möchte. Der Seiteneinsteiger soll in den sportlichen Leitungsstab mit dem Bundestrainer, dessen Co-Trainer, U 21-Trainer, Chefausbilder und Nationalmannschafts-Manager Oliver Bierhoff eingebunden werden. «Er soll konzeptionell arbeiten, deshalb ist es überhaupt kein Problem, wenn er nicht aus dem Fußball kommt», erläuterte Klinsmann. 90 Prozent seiner Tätigkeit würde Peters am Schreibtisch verrichten.

Einen Schatten-Bundestrainer Sammer, der für ihn im Falle seines Ausscheidens nach der WM als Chefcoach bereitstünde, lehnt Klinsmann ab. Diese von DFB-Chef Zwanziger geforderte Anforderung an einen Sportdirektor hält der 41-Jährige für absolut überflüssig: «Die Notwendigkeit ist gar nicht gegeben. Dieses Tohuwabohu wie nach der EM 2004 mit der Trainerfindungskommission, das wird es nicht mehr geben. Dazu sind zu viele kompetente Leute da: Oliver Bierhoff, Joachim Löw und Dieter Eilts haben alle die Qualifikation, um einspringen zu können, wenn wirklich Not aufkommen sollte.»

Ein von Zwanziger in der Debatte um eine Peters-Verpflichtung gewünschtes klares Signal von Klinsmann, dass dieser über die WM hinaus weitermacht, wird es vom Bundestrainer weiterhin nicht geben. «Der Stand kann nur so bleiben, wie er ist. Dieses Gesamtereignis WM lässt sich erst danach analysieren», sagte Klinsmann. Dann allerdings dürfte der 41-Jährige nicht nur das sportliche Abschneiden für sich beurteilen, sondern auch den Ausgang seines Peters-Planes. «Ich kann mich jetzt nicht für weitere zwei oder vier Jahre binden und in den kommenden fünf Monaten passieren Dinge, die diese Überlegung total verwerfen könnten», erklärte Klinsmann vielsagend. (Von Klaus Bergmann und Jens Mende, dpa)

Zur Startseite