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DFB: Niersbach weist Zwanzigers Kritik zurück

Im Streit um die Fußball-WM 2022 in Katar hat DFB-Präsident Wolfgang Niersbach die Kritik seines Vorgängers Theo Zwanziger um die Positionierung des Verbandes zurückgewiesen.

„Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, erst einmal die Fakten zu checken, bevor man lautstark in die Öffentlichkeit geht. Genau so habe ich es auch in diesem Fall gehandhabt“, sagte Niersbach der „Welt am Sonntag“, nachdem ihm Zwanziger vorgeworfen hatte, sich in der Diskussion um unmenschliche Arbeitsbedingungen für Gastarbeiter auf den WM-Baustellen in Katar nicht zu Wort gemeldet zu haben.

Niersbach betonte, dass dieses Thema für ihn neu gewesen sei und er sich erst einmal Informationen von Michael Sommer, dem Vorsitzenden des Deutschen Gewerkschaftsbundes, eingeholt habe. „Wenn es um Menschenrechte geht, sind wir alle in der Verantwortung. Fakt ist, dass die Plattform Fußball hilft, auf Missstände aufmerksam zu machen“, ergänzte Niersbach und betonte, dass sich der Weltverband FIFA dieses Themas annehmen müsse. „Wir müssen unsere Möglichkeiten nutzen, allerdings darf man die Sportverbände dabei nicht überhöhen.“ So habe sich der DFB auch bei der EM 2012 in Sachen Julia Timoschenko klar positioniert.

Zwanziger hatte in der Vorwoche indirekt Kritik an Niersbach geäußert. In wichtigen sportpolitischen Fragen wünsche er sich, dass sich auch der DFB einschalte. Aber das mache jeder in einer Führungsposition so, wie er es für richtig halte, hatte Zwanziger, heutiges Mitglied des FIFA-Exekutivkomitees, der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ gesagt. Aussagen, die Niersbach verwundert zur Kenntnis nahm. „Im Fußball ist man doch vor Überraschungen nicht gefeit - und auch abseits der 90 Minuten muss man nicht alle Dinge verstehen können.“

Untragbare Zustände auf den WM-Baustellen hat auch die IG Bau nach einer Inspektionsreise in Katar ausgemacht. „Die Lebens- und Arbeitsbedingungen für Bauarbeiter sind in Katar vielerorts menschenunwürdig“, sagte Dietmar Schäfers, stellvertretender Vorsitzender der Gewerkschaft IG BAU, der „WamS“ und ergänzte: „Ich gehe davon aus, dass die deutschen Firmen hier Mindeststandards einhalten.“ Er werde nun an die deutschen Bauunternehmen einen Brief schicken, in dem er von seinen Erfahrungen berichte und die Firmen um eine Bestätigung bitte, „dass sie selbst vor Ort gute Standards setzen“. FIFA-Chef Joseph Blatter hatte einen „Höflichkeitsbesuch“ diesbezüglich beim Emir angekündigt, den Weltverband sieht er aber nicht in der Verantwortung. Dass hinsichtlich einer möglichen Verlegung der WM in die Wintermonate die FIFA erst nach einem Konsultationsverfahren Ende 2014/Anfang 2015 einen Termin finden will, hält Niersbach „für absolut richtig“. Alle müssten bei dieser Frage mit ins Boot geholt werden, wobei „wir uns generell einig sind, dass die WM verlegt werden muss“, sagte Niersbach.

Das sieht der frühere FIFA-Funktionär Harold Mayne-Nicholls nicht so. „Wenn wir im Mai und Juni spielen würden, könnte das Turnier am 20. Mai beginnen und am 19. Juni enden. Dann ist es warm, aber nicht so heiß wie im Juli. Das Champions-League-Finale könnte dann am 30. April gespielt werden“, sagte Mayne-Nicholls auf einer Fußball-Konferenz in Katar. Der Chilene hatte einst die technische Kommission angeführt, die vor der Vergabe die Bewerberländer analysiert und Katar die schlechteste Bewertung gegeben hatte. Trotzdem war das Turnier in der FIFA-Exekutive mit 14 von 22 Stimmen an den kleinen Golfstaat gegangen. Eine Entscheidung, die bei Niersbach damals schon Unverständnis ausgelöst hatte. „Zu demokratischen Prozessen gehört nun mal auch, Entscheidungen irgendwann zu akzeptieren und nach Lösungen zu schauen. Ich kann doch jetzt nicht neun Jahre lang jede Woche wiederholen, dass unser DFB die Vergabe an Katar nicht für gut befunden hat“, ergänzte der DFB-Chef.

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