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Toni

© ddp

DFB-Pokal: Herbstspaziergang des FC Bayern in Frankfurt

Unerwartet mühelos besiegt der FC Bayern München die Eintracht 4:0 und holt sich viel Selbstvertrauen.

Wie man sich doch vor Pokalspielen doch täuschen kann. Da hatten die Ultras der Frankfurter Eintracht eine beeindruckende Choreographie über die gesamte Nordwestkurve gezogen, auf schwarzes Glanzpapier die silbrig schimmernde Parole „Kampf für Glanz und Gloria“ gepinselt und dann passierte auf dem Rasen dies: ein kampfloses Ergeben nach nicht einmal einer halben Stunde und ein Achtelfinal-Duell beinahe ohne Biss. Am Ende einseitiger 90 Minuten im Frankfurter Stadtwald war der FC Bayern München mit 4:0 (3:0) ins Viertelfinale spaziert. Egal gegen wen der Rekordmeister Anfang Februar dann antritt, auf weniger Widerstand wird er in diesem Wettbewerb gewiss nicht mehr treffen. „Das war eine enttäuschende Vorstellung“, sagte Eintracht-Vorstandschef Heribert Bruchhagen ernüchtert.

Bei den Bayern war hingegen nach dem Erfolg durch Tore von Miroslav Klose (2), Thomas Müller und Luca Toni die Freude groß. Zwei Siege gegen biedere Hessen binnen vier Tagen haben das Krisengerede verstummen lassen – auch wenn die Entscheidungsträger vermutlich wissen, dass erst die Bundesligapartie am Samstag beim VfB Stuttgart und vor allem das Champions-League- Rückspiel gegen Girondins Bordeaux als Gradmesser taugen.

Cheftrainer Louis van Gaal hatte trotzdem seine Freude an diesem Abend: Früh schwang der Niederländer seinen rechten Arm zum Torjubel. Wobei Klose zum Mann der ersten Hälfte avancierte – dem 31-Jährigen hat die selbst verordnete Auszeit vor wenigen Wochen offensichtlich gut getan. Spritzig und giftig wie zu besten Zeiten wirkte der Nationalstürmer, der bei den ersten Treffern seine Füße im Spiel hatte. Nach Pass von Mark van Bommel lupfte Klose den Ball gekonnt zum 1:0 ins Tor, das 2:0 schob er mit einem kernigen Flachschuss gleich hinterher, nachdem Thomas Müller den überforderten Frankfurter Maik Franz an der Außenlinie der Lächerlichkeit preisgegeben hatte. Noch schlimmer war der Fauxpas des Abwehrspielers allerdings beim dritten Gegentor: Franz geriet ein Rückpass zu kurz – und der 28-Jährige stellte daraufhin einfach den Dienst ein, während Klose sich entschied, lieber dem mitgelaufenen Müller das nächste Tor zu ermöglichen. Der 20-Jährige agierte auf der Ribéry-Position so auffällig, dass es für Joachim Löw eigentlich keinen Grund gibt, Müller im November nicht in die Nationalmannschaft zu berufen.

Müller war es auch, der nach der Halbzeit abermals Franz verlud, dann eine Maßflanke schlug, die Luca Toni zum 4:0 verwertete – sogleich das erste Pflichtspieltor des Italieners in dieser Saison. Dafür eignete sich diese Partie äußerst gut: Selbstbewusstsein zu sammeln oder Spielpraxis zu erlangen – so waren die Einwechslungen von Martin Demichelis und Mario Gomez in der zweiten Hälfte zu verstehen. Die Bayern reisen nun wieder mit breiterer Brust zur nächsten nationalen Pflichtaufgabe in Stuttgart. Eintracht Frankfurt dürfte es hingegen nur recht sein, dass das Bundesliga-Heimspiel gegen den VfL Bochum erst Sonntag stattfindet: Für Trainer Michael Skibbe nämlich gibt es eine Menge aufzuarbeiten. Im Grunde ist der neue Trainer nach wenigen Wochen da angekommen, wo der alte, Friedhelm Funkel, sich eine gefühlte Ewigkeit bewegte – in riesigem Abstand zu Mannschaften wie dem FC Bayern.

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