zum Hauptinhalt
Ziegler

© ddp

DFB-Pokal: Triumph des Schweigers

Dortmunds Marc Ziegler avanciert gegen Bremen zum Pokalhelden - trotzdem bleibt er nur Platzhalter.

Erst kurz vor zwölf verließ Marc Ziegler die Katakomben des Dortmunder Stadions. Der Torwart von Borussia Dortmund hatte ein ums andere Mal seine Geschichte erzählen müssen, er war der gefragteste Mann des Abends. Denn der DFB-Pokal schafft schließlich Helden. Strahlende und tragische – beide gab es an diesem Abend, an dem sich Borussia Dortmund und Werder Bremen begegnet waren. Oder, um das Duell zu präzisieren: Marc Ziegler und Diego.

Zweimal hatten sich die Kontrahenten kurz vor Schluss auf elf Meter Entfernung gegenübergestanden. Das erste Mal traf Werders spät eingewechselter Spielmacher in die linke Ecke, das zweite Mal, als er nach rechts zielte, war der Torhüter der Gewinner und hielt so den schmeichelhaften 2:1-Sieg der Dortmunder fest. Am Ende war der tragische Held Diego „sehr traurig, ich hätte das Spiel noch drehen können“. Wo der Schütze traurig zurückbleibt, ergeben sich für die Männer zwischen den Pfosten die Augenblicke, in denen sie den großen Ruhm zu fassen bekommen, wenn das Spiel nur wichtig genug ist. Und deshalb zeigte ein Journalist auch auf Zieglers Strümpfe und fragte, ob da ein Zettel drin gesteckt habe. Die Frage zielte auf Jens Lehmann und das legendäre Stück Papier, das er beim Elfmeterschießen des WM-Viertelfinals gegen Argentinien herausgeholt hatte.

Und so war das Gespenst Lehmann auch in dieser Nacht, die eigentlich Marc Ziegler gehörte, irgendwie anwesend. Ziegler wehrte ab und sagte lächelnd, er habe keine bestimmte Strategie verfolgt: „Diego schießt ja links und rechts, da hatte ich die freie Auswahl.“ Vor allem schießt der Brasilianer präzise. Dortmunds momentane Nummer eins kann für sich in Anspruch nehmen, den ersten Strafstoß Diegos entschärft zu haben, seit der Brasilianer in Deutschland spielt. Auch sonst liest sich die Bilanz des Platzhalters beeindruckend: Drei Ligapartien und drei Pokalbegegnungen hat Ziegler in dieser Saison für den BVB bestritten, alle sechs Partien gewann sein Klub. Und doch genießt der 31-Jährige keine Reputation im Übermaß.

Wochenlang hatte sich die Dortmunder Führungsetage nach der Verletzung ihrer Nummer eins, Roman Weidenfeller, bemüht, Jens Lehmann von London zurück nach Westfalen zu lotsen. Im Hintergrund stand der zweite Mann, der sich vorkommen musste wie das fünfte Rad am Wagen. Doch im Angesicht des Triumphs zeigte Ziegler weder Genugtuung noch trat er an, um in eigener Sache zu trommeln. Im Gegenteil: Er nahm sich zurück: „Ich bin die ganze Zeit ruhig geblieben und habe mich nicht geäußert. Es hat sich gezeigt, dass das die richtige Taktik war.“

Übrigens: Zieglers persönliche Pokalbilanz ist wesentlich erfolgreicher als die, die der BVB in den letzten 20 Jahren vorzuweisen hat. Dreimal stand der Torhüter bereits im Finale. Einmal mit Stuttgart in Deutschland und zwei Mal in Österreich mit Innsbruck und Austria Wien. „Vielleicht“, sagte Marc Ziegler, bevor er in die Nacht verschwand, „klappt es dieses Jahr ja mal wieder.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false