zum Hauptinhalt

DFB-Prozess: Amerell will vier Schiedsrichter verklagen

Nach der Einigung mit dem DFB kündigt Manfred Amerell juristische Schritte an, die auch Theo Zwanziger gefährden könnten. Die Presse spekuliert schon über dessen Nachfolger. Der DFB weist unterdessen jegliche Erpressungsvorwürfe zurück.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat den Erpressungs-Vorwurf des ehemaligen Schiedsrichter-Funktionärs Manfred Amerell zurückgewiesen. „Die Behauptung von Herrn Amerell, er sei in Bezug auf den Rücktritt von seinen Ämtern erpresst worden, weist der DFB entschieden als falsch zurück“, teilte der DFB am Freitag mit. Als „völlig absurd“ bezeichnete DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach in der Pressemitteilung Amerells Vorwürfe gegen den Verband und Präsident Theo Zwanziger. „Sie sind der verzweifelte Versuch, von seinem gravierenden Fehlverhalten abzulenken“, sagte Niersbach.

Auf dem Platz ist ein Unentschieden ein Unentschieden, doch vor Gericht kommt es häufig vor, dass sich beide Seiten als Sieger aufführen. So auch gestern, nachdem sich der DFB und Manfred Amerell vor dem Landgericht München geeinigt hatten.

Seitens des DFB, des Beklagten, war von einem vollen Erfolg die Rede. Manfred Amerell wertet das Ergebnis ebenso, weil er nun die Namen der drei Schiedsrichter kennt, die ihn anonym per Eidesstattlicher Versicherung der sexuellen Belästigung bezichtigen. Zwar darf er deren Namen nicht öffentlich nennen, nur seiner Frau und seinem Anwalt. Doch, das ist ausdrücklich geregelt, darf er sie verklagen.

Genau das gedenke er zu tun, kündigte Amerell gestern in der TV-Sendung Kerner an: "Alle vier werden demnächst vom Staatsanwalt hören." Der vierte ist Michael Kempter, der einzige, der Amerell öffentlich beschuldigt.

Sein Verhältnis zu Kempter sei jedoch einvernehmlich gewesen, behauptete Amerell. "Wir haben uns sehr gemocht. Ob wir uns geliebt haben, weiß ich nicht." Eine Liebesbeziehung zu Kempter habe er jedoch nicht gepflegt, fuhr er fort, räumte aber "drei körperliche Kontakte" ein. Auf die Frage, ob er bisexuell sei, entgegnete Amerell, Ehemann mit zwei Kindern: "Das könnte man so ausdrücken." Dabei präsentierte Amerell dem Fernsehpublikum E-Mails, die von Kempter zu stammen scheinen und die Amerell bestätigen dürften.

Scharf kritisierte Amerell den DFB-Präsidenten Theo Zwanziger: "Er hat in blindwütiger Weise zwei Menschen kaputt gemacht", sagte er dem Fernsehmoderator und warf ihm Einseitigkeit und Unfähigkeit vor, Konflikte zu verhandeln. Zwanziger hat seine Vorgehensweise vor allem an den Aussagen des Zeugen Kempter orientiert, Amerell sei dazu nie gehört worden.

Nachdem Zwanziger gestern Morgen für den Fall einer juristischen Niederlage seinen Rücktritt angekündigt hatte, kursiert heute in der Presse bereits der Name Franz Beckenbauer als möglicher Nachfolger.

Quelle: ZEIT ONLINE, mit dpa

Zur Startseite