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Sport: DFB: Unterschiedliche Gesangsbücher

Der Tag war rundum gelungen. Am Vormittag wurde Werner Hackmann zum ersten Präsidenten des neuen Liga-Verbandes im Deutschen Fußball-Bund (DFB) gewählt, am Abend ging der hauptamtliche Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV dann gestärkt aus der Jahreshauptversammlung seines Klubs hervor.

Der Tag war rundum gelungen. Am Vormittag wurde Werner Hackmann zum ersten Präsidenten des neuen Liga-Verbandes im Deutschen Fußball-Bund (DFB) gewählt, am Abend ging der hauptamtliche Vorstandsvorsitzende des Hamburger SV dann gestärkt aus der Jahreshauptversammlung seines Klubs hervor. Der 53-jährige Hackmann, der erst seit 1997 als HSV-Funktionär tätig ist, gehört seit dem vergangenen Montag zu den wichtigsten Personen im deutschen Fußball - neben dem designierten DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder und "Lichtgestalt" Franz Beckenbauer.

Die steile Karriere des Seiteneinsteigers Hackmann wurde vor allem durch dessen ausgeprägtes taktisches Gespür und seinen Machtwillen möglich. "Wenn man einmal Macht hatte und sieht, man kann das, dann sage ich mir, warum sollte ich nicht noch eine Stufe höher klettern?", hat der Kettenraucher offen zugegeben.

Dieser Ehrgeiz hatte ihm beim HSV die Gegnerschaft von Ex-Präsident Jürgen Hunke eingetragen, der im Aufsichtsrat immer wieder die Allmacht Hackmanns und dessen vermeintliche Alleingänge kritisierte und hinterfragte. Hunke bekam dafür von denm Mitgliedern einen Denkzettel, indem er nicht wieder in den Aufsichtsrat gewählt wurde. "Ich hätte noch konsequenter sein müssen", sagt Hunke, "ich weiß, dass es nicht einfach ist mit mir." Hackmann kommentierte die Niederlage seines Widersachers süffisant: "Das war kein Sieg für mich, weil ich mit dieser Wahl ja nichts zu tun hatte."

Dem ehemaligen Hamburger SPD-Innensenator (1988 bis 1994) kommt auch in der Fußball-Branche seine langjährige Polit-Erfahrung zugute. "Politik und Profi-Fußball sind beides eigene Welten, in denen intrigiert, um Machtpositionen gerangelt und auch schon mal unter dem Tisch zugetreten wird", meint Hackmann, der künftig auch Sitz und Stimme im DFB-Präsidium haben wird.

Selbst der bisherige Vorsitzende des DFB-Ligaausschusses, CDU-Parteimitglied Mayer-Vorfelder, ist voll des Lobes: "Wir haben zwar unterschiedliche politische Gesangsbücher, aber ich schätze ihn als kompetenten Mann. Vor allem hat er einen Sensor für notwendige Kompromisse, die geschlossen werden müssen." Der studierte Kaufmann kann sich der Unterstützung der großen Vereine aus dem Oberhaus sicher sein, auch des FC Bayern München, obwohl der in dem Gremium nicht mitarbeiten wird. "Es werden von dort keine Störfeuer kommen", meint Hackmann. Überzeugungsarbeit muss er hingegen bei den kleineren Klubs leisten, die ebenso wie Mayer-Vorfelder lieber den Bremer Franz Böhmert im Amt gesehen hätten. Ein erstes Urteil werden sich die Vereine nach dem Lizenzierungsverfahren für die Saison 2001/2002 bilden können, für das der Liga-Verband bereits zuständig ist.

An eine zu hohe Belastung durch seine beiden arbeitsintensiven Tätigkeiten glaubt "Workaholic" Hackmann nicht: "Es wird eine Entlastung für mich beim HSV durch das dritte Vorstandsmitglied geben. Außerdem habe ich mich sehr intensiv mit dem Stadionumbau beschäftigt, was jetzt erledigt ist. Ich werde genügend Kraft und Zeit haben, um beide Aufgaben vernünftig zu erfüllen." Zumal das operative Geschäft von der Liga GmbH geführt werden wird, der der bisherige DFB-Ligadirektor Wilfried Straub als Geschäftsführender Vorsitzender vorstehen soll. "Wir werden uns sicher einig werden, dass ich dieses mir angetragene Amt übernehme", erklärte Straub.

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