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Die Auswahl des FC Bayern ist hoch angesehen bei der Jury, die für den "Guardian" die besten 100 Spieler der Welt auswählte.

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Die 100 besten Fußballspieler der Welt: FC Bayern München dominiert die Charts

Der „Guardian“ lässt frühere Fußballer die 100 derzeit besten Profis wählen. Viele Bayern-Spieler sind darunter. Ganz vorne landen diese aber nicht.

Seit Jahren dreht sich die Frage nach dem weltbesten Fußballspieler um zwei Protagonisten: Lionel Messi und Cristiano Ronaldo. Mal der eine, mal der andere. Wer von Nummer drei an abwärts folgt, ist schon egal. Oder nicht?

Die englische Zeitung „Guardian“ jedenfalls, eines der renommiertesten Blätter weltweit, stellt seit 2012 eine eigene Liste der 100 besten Fußballspieler der Welt auf; genauer gesagt, lässt sie von einer renommierten Jury bestimmen. Das muss man nicht für den ultimativen Urteilsspruch halten, allein, es zeigt gewisse Trends auf, die man vielleicht aus nationaler, bundesdeutscher Sicht nicht im Blick hat oder überhaupt nur haben will.

Der diesjährigen Jury gehörten Schwergewichte wie der Brasilianer Zico oder der Rumäne Gheorghe Hagi an, aber auch Samuel Kuffour, der lange Jahre mit Bayern München erfolgreich war. Alle nicht „repräsentativ“, aber welche Jury wäre das schon? Klar, dass bei einer englischen Zeitung die mit England und der internationalen Vermarktung des Fußballs vertrauten Insider Vorrang haben. Immerhin handelte es sich um 123 Kenner aus 49 Nationen.

Also landeten Messi auf Platz eins und Ronaldo auf zwei, dahinter gleich Neymar, wie Messi beim FC Barcelona beschäftigt, auf Platz drei. So weit, so gut, so wenig überraschend. Aber dann kommt Balsam für die deutsche Seele: Thomas Müller von Bayern München besetzt Platz sechs, vor ihm noch liegt sein polnischer Teamkollege Robert Lewandowski auf Rang fünf. Und Torwart Manuel Neuer folgt, als am höchsten bewerteter Torwart überhaupt, auf der Acht. Drei Barcelonesen, drei Bayern unter den ersten zehn, dazu je ein Spieler aus Madrid (Ronaldo), Paris (Zlatan Ibrahimovic), Manchester City (Sergio Aguero) und Arsenal London (Alexis Sanchez). Sollte der FC Bayern München noch immer mit der weltweiten Vermarktung hadern, wie sie die Vereine aus Spanien oder England genießen, so muss das Ergebnis der „Guardian“-Umfrage Trost für die gequälte Seele sein

Pokale und Liebe. Lionel Messi gewann mit dem FC Barcelona die Champions League und auch die Ehrung des „Guardian“. Real Madrids Cristiano Ronaldo (u.r.) wurde auf Rang zwei gewählt, Bayerns Thomas Müller (o.r.) auf Platz sechs. Fotos: AFP/Marcou, dpa/Hoppe, dpa/Brandt
Pokale und Liebe. Lionel Messi gewann mit dem FC Barcelona die Champions League und auch die Ehrung des „Guardian“. Real Madrids Cristiano Ronaldo (u.r.) wurde auf Rang zwei gewählt, Bayerns Thomas Müller (o.r.) auf Platz sechs. Fotos: AFP/Marcou, dpa/Hoppe, dpa/Brandt

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Das setzt sich fort bis in die weiteren Ränge. Mag sein, dass man hierzulande nicht alle Spieler beim Namen kennt, die der Jury einen Eintrag wert waren. Wer zum Beispiel wüsste schon, dass ein Franzose namens Laurent Koscielny, Verteidiger bei Arsenal London, als 100. Spieler erstmals nominiert wurde, und das im reifen Alter von 30 Jahren? Doch klingelt es beim deutschen Fußballfan, wenn der Name Pierre-Emerick Aubameyang aufgerufen wird: Der derzeit so leichtfüßige Torjäger von Borussia Dortmund wird als Nummer 27 geführt, seine Teamkameraden Marco Reus als 50 und Mats Hummels auf der 75. Folgt noch Henrich Mchitarjan auf 77. Immerhin.

Doch die große Bühne gehört dem FC Bayern, und wie! Nicht weniger als 13 Spieler der Münchner sind unter den 100 besten Spielern zu finden, das ist die höchste Zahl für einen einzelnen Verein. Barcelona hat 12, Real Madrid 11 Spieler auf der Liste. Die zielstrebig vorangetriebene Internationalisierung des FC Bayern findet also das entsprechende Echo. Und dank der Bayern kann sich die Bundesliga denn auch in dritter Position der europäischen Ligen sonnen, mit 17 Spielern unter den Auserwählten, während die spanische La Liga und die englische Premier League jeweils 28 nominierte Spieler bei sich wissen.

Dass die englische Liga allerdings vollständig vom Zustrom ausländischer Spieler abhängig ist, beweist die Platzierung des besten englischen Spielers: Torjäger Harry Kane von Tottenham Hotspurs ist mit Platz 38 der einzige Einheimische unter den Top 50. Hingegen hat es der 78-Millionen-Euro-Import von Manchester City, der zuvor in Wolfsburg engagierte Belgier Kevin De Bruyne, bei seiner ersten Nominierung auf der Liste gleich auf Platz 14 geschafft. Da zeigt sich denn doch, dass die Premier League ein deutliches Plus an Aufmerksamkeit genießt, ohne durchweg durch entsprechende Leistungen – denkt man an die Champions League – dafür einzustehen.

Der Fußball wird immer globaler, gleichzeitig verengt sich das Interesse auf eine kleine Anzahl von medial präsenten Vereinen. Das ist die Erkenntnis, die sich aus den Top 100 des „Guardian“ ziehen lässt. Doch nichts im Fußball ist auf ewig zementiert. Gerade die englische Liga spielt derzeit verrückt und beweist, dass Außenseiter wie Leicester einen Spitzenplatz erklimmen und vermeintliche Über-Vereine wie Manchester United im Mittelfeld versinken können. Was die Top-100-Liste zeigt, ist die Tendenz, in der sich die weltweite Aufmerksamkeit bewegt. Und da hat die Bundesliga, so spannend sie im Vergleich etwa zur spanische Liga auch sein mag, noch einiges aufzuholen.

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