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Sport: Die 12-Tage-WM

Südafrikas Team gibt Frankreich beim 2:1-Sieg endgültig dem Volkszorn preis – und scheidet trotzdem als erster Gastgeber in der Vorrunde aus

Wie wäre es mit einer Reise auf die Teufelsinsel? Weit weg ins Überseedepartement Guayana, wo Frankreich früher seine Sträflinge einkerkerte. Die Herrschaften vom Französischen Fußball-Verband werden sich einiges einfallen lassen müssen für ihre Mannschaft, auf dass diese nach der Rückkehr von der WM nicht einem gerechten Volkszorn zum Opfer fällt. Vergeblich hatte sich die Grande Nation der Illusion hingegeben, viel schlimmer könne es nicht mehr kommen. Es kam schlimmer. 1:2 verloren die Franzosen das letzte Vorrundenspiel gegen Südafrika, und sie spielten dabei noch schlechter als bei ihren vorherigen Auftritten gegen Uruguay und Mexiko. Also genauso, wie man es erwartet von einer Mannschaft, die das Training bestreikt, weil einer ihrer Kollegen wegen einer obszönsten Beleidigung nach Hause geschickt wird.

Die heillos zerstrittene Mannschaft gab sich vor 39 412 Zuschauer im Free-State-Stadium von Bloemfontein der Lächerlichkeit preis. Schlimmer noch: Beinahe hätten sich die Franzosen der Wettbewerbsverzerrung schuldig gemacht. Wenn denn ihr willen- und kraftloser Auftritt noch das Wunder von Bloemfontein möglich gemacht hätte. Viel hat nicht gefehlt, und die hoffnungslos abgeschlagenen Südafrikaner hätten mangels angemessener Gegenwehr im Fernduell mit Mexiko einen Rückstand von fünf Toren wettgemacht und sich für das Achtelfinale qualifiziert. In diesem Fall wären die Franzosen auch auf der Teufelsinsel nicht sicher gewesen vor Mexikos Volkszorn. „Viel erklären kann man nicht. Wir sind traurig und fühlen uns schlecht“, sagte der scheidende Trainer Raymond Domenech. Sein Kollege Carlos Alberto Parreira lobte den unglücklichen Sieger, der als erster WM-Gastgeber nach der Vorrunde ausschied: „Die Jungs haben das Land stolz gemacht.

Nichts gegen die braven Südafrikaner, die am Dienstag trotz des ausbleibenden Wunders den vielleicht größten Tag ihrer Fußballgeschichte feierten. Aber ihre Möglichkeiten sind nun mal begrenzt, man hat es zuletzt beim 0:3 gegen Uruguay gesehen und auch in den ersten zwanzig Minuten gegen Frankreich, als Bafana Bafana sich fleißig übte in der Produktion von Fehlpässen und kaum einmal über die Mittellinie kam. Es reichte dann ein einziger Eckball, um die französische Grundordnung zum Einsturz zu bringen. Torhüter Hugo Lloris tauchte souverän unter dem Ball durch, Abou Diaby zog den Kopf ein und gestattete Bongani Khumalo das erste Länderspieltor, er erzielte es mit der Schulter.

Es fiel kaum weiter ins Gewicht, dass Frankreichs Trainer Domenech mal wieder alles durcheinander gewürfelt und sogar seinen Kapitän Patrice Evra auf die Bank gesetzt hatte. Der nächste Tiefschlag ließ nur fünf Minuten auf sich warten. Yoann Gourcuff drückte Macbeth Sibaya den Ellenbogen an den Kopf, und Schiedsrichter Oscar Ruiz aus Kolumbien zog die Rote Karte.

Für die Franzosen ging es fortan nur noch um Schadensbegrenzung, aber schon das war zu viel verlangt an diesem Nachmittag. Katlego Mphela schoss beim ersten Versuch noch knapp vorbei, beim zweiten bedankte er sich für einen Querschläger von Diaby und drückte den Ball aus Nahdistanz zum 2:0 über die Linie. Das war in der 37. Minute, und als kurz darauf in Rustenburg Luis Suarez zum 1:0 für Uruguay gegen Mexiko traf, war das Wunder nur noch zwei Tore entfernt.

Südafrika gab alles, nach vorn gepeitscht von ungezählten Vuvuzelas. Mphela traf noch Latte und Außennetz, aber das letzte Tor aber schossen 20 Minuten vor Schluss die Franzosen. Nach Florent Maloudas 1:2 war Südafrikas WM-Traum ausgeträumt.

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