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Gruß oder Abschied? Nico Hülkenberg bangt um seine Formel-1-Zukunft. Foto: dpa

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Sport: Die 20-Millionen-Dollar-Bedrohung

Nico Hülkenberg kämpft um seinen Platz bei Williams gegen den Venezolaner Pastor Maldonado – und dessen stattliche Mitgift

Michael Schumacher klang ein bisschen besorgt, als er Nico Hülkenberg gratulierte. „Ich hoffe, das kam noch rechtzeitig, um ihm sein Cockpit zu retten“, sagte die Formel-1-Legende, nachdem sein Landsmann in Sao Paulo sensationell auf die Poleposition gefahren war. Im anschließenden Rennen kam er auf Platz acht. Ob das reicht? Schon seit mehreren Wochen gibt es dunkle Gerüchte über das Aus des 23-Jährigen bei seinem Rennstall Williams. Seine große Bedrohung heißt Pastor Maldonado aus Venezuela. Der Titelträger der Nachwuchsklasse GP2 bietet sich mit einer Riesenmenge staatlichen Ölgelds als Mitgift an.

Für Nico Hülkenberg war seine Poleposition nicht nur eine Riesenüberraschung, sondern auch eine Genugtuung nach einem durchwachsenen Start in seine Formel-1-Karriere. Mit seiner sensationellen Qualifikationsbestzeit zum Großen Preis von Brasilien erregte er große Aufmerksamkeit. Wie wichtig diese Glanzstunde für ihn war, ließ sich daran erkennen, dass er noch lange danach aufgewühlt war: „Ich zittere noch immer von der Aufregung der Runde.“

Ob diese eine Runde reicht, sein Cockpit über die Saison hinaus zu sichern, wusste er aber selbst nicht. „Ich denke, die Situation bei Williams ist noch offen, es ist nichts bestätigt“, sagte er. „Wenn ich so weitermache und keine blöden Fehler mache, ist das alles, was ich tun kann. Danach liegt es am Team zu entscheiden, ob sie mich behalten wollen oder nicht.“ Er sei aber optimistisch, dass diese Geschichte eine gutes Ende für ihn nehme, sagte Hülkenberg.

„Ich bin aus einem gutem Grund in die Formel 1 gekommen“, erklärte er für alle, die es schon vergessen hatten. „Ich will noch viele Jahre in der Formel 1 bleiben.“ Doch das hängt wohl nicht nur von seinen Leistungen hinter dem Lenkrad ab.

Williams steckt in einer mehr als komplizierten Situation. Denn das Team verliert zum Jahresende vier wichtige Sponsoren und braucht dringend Geld. Da käme Maldonado gerade recht mit seiner 20-Millionen-Dollar-Mitgift, von der man bei Williams überzeugt ist, dass sie tatsächlich sicher existiert. Allerdings will Maldonados Manager Nicolas Todt, der Sohn des Fia-Präsidenten Jean Todt, davon gleich mal 30 Prozent für die eigene Tasche haben. Abgesehen davon ist der Venezolaner dafür bekannt, reichlich viel Unfälle mit dem dazugehörigen Schrott zu produzieren und damit seinem Team auch viel Geld zu kosten. Andererseits will Williams über die Todt-Familienbande keinen Ärger mit der Fia riskieren.

Sollte Maldonado also anheuern, müsste einer der beiden diesjährigen Stammfahrer gehen. Williams möchte gern Rubens Barrichello behalten, weil er mit seiner Erfahrung einen wichtigen Beitrag zur technischen Entwicklung leisten kann, was er in dieser Saison auch bewies. Barrichello tat am Sonntag bei seinem Heimrennen, bei dem er nur auf Platz 14 landete, erneut so, als mache er sich keine Sorgen um seinen Job. Er zeigte sich überzeugt, dass es für ihn bei Williams weitergehen werde. Angeblich liegt ein Vertragsentwurf vor, der nur noch von Williams unterschrieben werden müsste.

Auf der anderen Seite ist Nico Hülkenberg bei Williams in der Formel 1 groß geworden und hat sich in der zweiten Hälfte seiner ersten Saison extrem gesteigert. Die Poleposition war sein Meisterstück. Ihn jetzt gegen einen Bezahlfahrer auszutauschen, der wohl nicht annähernd über das gleiche Leistungsvermögen verfügt, wäre aus sportlicher Sicht nicht nachvollziehbar. Und schließlich bringen gute Ergebnisse einem Team am Ende auch eine Menge Aufmerksamkeit – und Geld.

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