zum Hauptinhalt

Sport: Die amerikanische Liga

Immer mehr US-Profis spielen für deutsche Basketballklubs, die aber auch den Nachwuchs fördern

Berlin - Sie kommen über Griechenland und Island oder direkt aus den USA. Die Amerikaner haben die Basketball-Bundesliga (BBL), die heute in die Saison startet, für sich entdeckt. „Sie wissen, dass die Liga gut organisiert ist und pünktlich gezahlt wird“, sagt BBL-Geschäftsführer Jan Pommer. 2005 fiel die Ausländerbeschränkung, seither dürfen beliebig viele Spieler aus der Basketballnation USA auflaufen, zuvor waren es nur zwei pro Team. Vor einem Jahr standen 71 Amerikaner bei den damals 16 Bundesligisten unter Vertrag, jetzt sind es 105 bei 18 Mannschaften. 39 statt 33 Prozent der Profis haben nun einen US-Pass. „Die Liga ist qualitativ besser und athletischer geworden“, sagt Pommer, „es gibt eine große Menge gut ausgebildeter Amerikaner, die vom College kommen und besser spielen als andere Ausländer früher.“ Bundestrainer Dirk Bauermann hingegen hat unlängst befunden, dass das Niveau in der Spitze nicht besser sei als vor fünf oder zehn Jahren. Allerdings sei die Liga „in der Breite spannender und interessanter geworden. Die endlosen Meisterserien von Berlin oder Leverkusen wird es nicht mehr geben, weil das Budget nicht die alles entscheidende Rolle spielt“.

Die Collegeboys kann sich jedes Team leisten, sie sind billiger als Russen oder Serben – und besser als genauso teure Deutsche. „Wenn wir mit unserem Budget auf deutsche Spieler setzen würden, würden wir absteigen“, sagt Tübingens Manager Harald Prinz. Er hat sechs Amerikaner geholt – wie auch Leverkusen und Frankfurt, die sich vom „deutschen Weg“ endgültig verabschiedet haben.

Die Bundesliga-Amerikaner lassen sich in drei Gruppen einteilen: Neben den Jungs vom College gibt es die Spieler, die aus kleinen Ligen wie in Luxemburg oder Island kommen, wo Tübingens neuer Kapitän A. J. Moye zuletzt spielte. Dem Schritt irgendwohin nach Europa folgt der in die BBL – verbunden mit dem Traum, es von hier in die Top-Ligen Italien, Spanien oder Griechenland zu schaffen. Und dann sind da noch die Stars mit NBA-Erfahrung, etwa Albas Neuzugänge Chris Owens, Ruben Boumtje Boumtje und William Avery. Dieser will auf seiner siebten Europa-Station endlich Meister werden. Die Berliner, die morgen auf Bonn treffen, begannen im Champions Cup gegen Köln mit fünf Spielern, die Amerikaner sind (Avery, Owens, Jenkins, Archibong) oder in Amerika ausgebildet wurden (Boumtje Boumtje). Vor einem Jahr hatten noch der Kroate Mamic und der Serbe Stanojevic (beide derzeit verletzt) zur Stammfünf gehört. Von einer neuen Ausrichtung will Geschäftsführer Marco Baldi nichts wissen. Archibong und Jenkins würden schon länger in Europa spielen, und die Ausbildung in Europa und den USA „wird sich anpassen“. Schon jetzt gebe es in den USA verschiedene Ausbildungssysteme.

Die deutschen Nationalspieler Steffen Hamann und Pascal Roller haben die BBL Richtung Italien verlassen, dennoch ist die Zahl der Deutschen gestiegen, von 36 Prozent 2005 auf 45 Prozent. Darunter sind viele junge Spieler, bei denen abzuwarten ist, ob sie der Quotenerfüllung dienen (siehe Kasten). „Die Klubs haben erkannt, dass man an der Basis arbeiten muss, um eine Marke zu etablieren“, sagt Baldi. Die Nachwuchsbundesliga geht in ihre erste Saison, mehrere Klubs, darunter Alba, kümmern sich sehr um Talente. Notwendig ist dies auch, um die deutschen Jugendnationalteams zu stärken. Denn da helfen die besten Amerikaner nichts. Die U 16 und U 20 stiegen bei der EM im Sommer in die Division B ab.

Helen Ruwald

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false