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Sport: Die Angst nimmt zu

Nationalspieler denken schon an die WM und fürchten Verletzungen

Als Miroslav Klose sich am Samstag auf dem Rasen der Volkswagen-Arena krümmte, dachte er an den 9. Juni. Denn beinahe wäre er durch eine üble Grätsche eines mittelmäßigen argentinischen Verteidigers aus Wolfsburg um das wichtigste Ereignis des Jahres gebracht worden. Für das Foul am Nationalspieler sah Facundo Quiroga die Rote Karte. Klose konnte nach kurzer Unterbrechung weiterspielen. „Wenn ich in der Situation nicht hochgesprungen wäre, hätte ich die WM vergessen können“, sagte der Bremer Stürmer nach dem 1:1 seiner Mannschaft beim VfL Wolfsburg.

Weniger als zwei Monate sind es noch bis zum Beginn der Weltmeisterschaft. Bei den Fans steigt die Vorfreude, bei den Nationalspielern aber steigt die Angst vor einer Verletzung. Für Miroslav Klose und Torsten Frings kann die WM der Höhepunkt ihrer Karriere sein, für Tim Borowski und Patrick Owomoyela der Durchbruch. Keinem von ihnen soll es ergehen wie dem Münchner Sebastian Deisler, der sich vor vier Wochen am Knie verletzte und die WM wie schon 2002 verpassen wird. Frings etwa leidet seit Wochen an einer Wadenprellung. In der vergangenen Woche trainierte er augenscheinlich mit voller Kraft mit, sprintete und schoss ein paar Tore. Doch am Donnerstag teilte er mit, ein Einsatz in Wolfsburg komme zu früh: „Die Schmerzen sind noch zu groß.“ Ob Frings auch so entscheiden hätte, ginge es noch um die Meisterschaft?

Für die deutschen Nationalspieler hat die Phase der aktiven Erholung im Grunde schon vier Spiele vor dem Saisonende begonnen. In der Champions League ist außer Jens Lehmann kein Deutscher mehr vertreten, und die Bundesliga hat sich rechtzeitig vor der WM selbst die Spannung genommen. Zwischen dem FC Bayern, dem Hamburger SV, Werder und Schalke liegen jeweils vier bis sechs Punkte. Zwar treffen die Bremer noch am kommenden Sonntag auf Schalke und am letzten Spieltag auf den HSV. Doch derzeit deutet nichts darauf hin, dass sich im Tabellenbild noch Entscheidendes verändern wird.

Das Saisonziel, die Teilnahme an der Qualifikationsrunde zur Champions League, scheint für die Bremer also gesichert, und so klang die Selbstkritik am ideenlosen Auftritt in Wolfsburg sehr nach Pflichtprogramm. Sportdirektor Klaus Allofs, der seinen Spielern vor Wochen noch drohte, sie sollte ja nicht glauben, die Saison sei nach dem Ausscheiden aus der Champions League gelaufen, bemängelte nur, dass die Mannschaft „nicht clever und nicht klug" gespielt habe. Und von Trainer Thomas Schaaf hatte man nach ähnlich schwachen Spielen auch schon härtere Worte gehört als: „Da war mehr für uns drin, aber es geht weiter.“

Allein Stürmer Nelson Valdez bemängelte den „fehlenden Willen“. Valdez fährt zwar auch zur WM. Aber der Paraguayer kämpft noch um einen neuen Vertrag – entweder als Stammspieler bei Werder oder beim Ligakonkurrenten Borussia Dortmund. Doch auch für ihn gilt dasselbe wie für alle anderen WM-Teilnehmer. Einen großen Namen macht man sich bei der Weltmeisterschaft, nicht in der Bundesliga. Vorausgesetzt man bleibt gesund.

Steffen Hudemann[Wolfsburg]

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