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Sport: Die Angst vor der Leere

Rot-Weiß streitet mit dem Tennisverband um die Zukunft der German Open

Berlin – Der Vertrag ist fein säuberlich in einem Aktenordner abgeheftet. Der Ordner steht in einem Büro des LTTC Rot-Weiß Berlin, und der Vertrag ist Hans-Jürgen Jobskis stärkstes Druckmittel. Jedenfalls sieht das der Präsident des Tennisklubs Rot-Weiß so. Der Vertrag legt fest, dass der Deutsche Tennis Bund (DTB) bis 2007 auf dem Gelände von Rot-Weiß das Damen-Turnier German Open austragen muss. Und zwar als so genanntes T-1-Turnier, als Turnier der höchsten Kategorie. So interpretiert Jobski den Kontrakt. Nur sagt Georg von Waldenfels, der Präsident des DTB, vorsichtig: „Rot-Weiß hat keinen Anspruch auf ein T-1-Turnier.“

Deshalb wird jetzt verhandelt. Oder besser gesagt: Es wird gestritten. Denn die T-1-Lizenz hat der DTB in diesem Jahr an Katar verkauft, nur 2005 wird sicher noch ein T-1-Turnier in Berlin ausgetragen. Und dann? Katar hat zwar am Freitag auf einer Pressekonferenz die Möglichkeit in Aussicht gestellt, in Berlin weiterzumachen. Aber es könnte auch anders kommen. Dann, sagt Jobski bestimmt, „gehe ich davon aus, dass der DTB seine Verpflichtung ernst nimmt. Uns steht ein T-1-Turnier zu oder eine Veranstaltung in ähnlicher Qualität, so steht das zwischen den Zeilen.“

Das Wort T-1-Turnier aber steht nirgendwo in dem Vertrag, der dem Tagesspiegel vorliegt. Aber Claus Stauder, der damalige DTB-Chef, schrieb am 11. Februar 1994 an den damals Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen: „Angesichts Ihrer Zusage, dass Berlin DM 20.000.000 für den Ausbau (des Stadions , Anm. der Red.) aufwenden will, hat das Präsidium des Deutschen Tennis Bundes einstimmig beschlossen, die Internationalen Deutschen Meisterschaften der Damen über das Jahr 1997 hinaus für weitere zehn Jahre fest nach Berlin zu geben.“

Auf dieser Zusage hatte Diepgen gegenüber dem DTB bestanden. Um in die höchste Kategorie aufzusteigen, habe man damals das Stadion ausbauen müssen, sagt Jobski. Das sei eine Vorgabe der Welt-Tennisvereinigung der Frauen WTA gewesen. „Wir haben das Turnier zu seinem jetzigen Niveau aufgebaut. Es gibt also sportmoralische Gründe, dass wir weiterhin ein Turnier in höchster Qualität bekommen“, sagt Jobski.

Aber sportmoralische Gründe dürften den Juristen von Waldenfels wenig beeindrucken. Denn der Kontrakt hat für Rot-Weiß eine Schwachstelle. In der Präambel heißt es: „(...) wobei der Vertragsinhalt vom Jahre 2003 bis 2007, jeweils einschließlich, davon abhängig gemacht wird, dass der derzeit mit IMG bis zum Jahre 2002 abgeschlossene Vertrag verlängert oder der Abschluss eines vergleichbaren Vertrages mit einer anderen Vermarktungsgesellschaft herbei geführt werden kann.“ Doch Vermarkter IMG stieg 2003 aus. Einen Nachfolger hat die DTB-Holding, die das Turnier veranstaltete, nicht gefunden.

Damit aber dürfte es für Rot-Weiß schwer werden, auf dem T-1-Anspruch zu beharren. Doch Jobski rechnet fest mit der Unterstützung des DTB. Üppige finanzielle Zusagen wird Verbandspräsident Waldenfels kaum machen können. Der größte Teil der 6,5 Millionen Dollar, die der DTB für den Verkauf der T-1-Lizenz erhalten hat, fließt an Banken, bei denen die DTB-Holding verschuldet ist. Jobski erhebt allerdings noch einen anderen Anspruch an den Verband: „Wenn der DTB nicht mal ein hochkarätiges Turnier in Deutschland ausrichtet, was hat er denn dann für eine Aufgabe?“

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