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Sport: Die Auserwählten

In 18 Tagen durch die Liga (18) – wie die Bundesliga-Klubs aufgestellt sind. Heute: Bayern München

Heute Abend beginnt die neue Saison der Fußball-Bundesliga. Zum Auftakt treffen Bayern München und Eintracht Frankfurt aufeinander (20.30 Uhr, ARD live). In den vergangenen 17 Tagen haben wir die Bundesligisten vorgestellt – mit dem Deutschen Meister FC Bayern München endet heute unsere Serie.

Wer hat das Sagen? Der FC Bayern agiert mit einer fein aufeinander abgestimmten Doppelspitze: Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Manager Uli Hoeneß haben dabei im Vergleich zu ihrer aktiven Zeit die Positionen gewechselt. Rummenigge hält sich im Hintergrund, Hoeneß prescht unerschrocken nach vorn. Dabei hat er vorige Saison in verbaler Offensiv-Verteidigung brilliert und es geschafft, der Öffentlichkeit den Kirch-Deal, bei dem der FC Bayern etwa 20 Millionen Euro an der Liga vorbei verdient hat, als Akt betriebswirtschaftlicher Notwendigkeit zu verkaufen. Franz Beckenbauer, der überlegt, ob er im November für eine weitere Amtszeit als Präsident kandidiert, hat im operativen Bereich nichts mehr zu sagen – aber umso mehr zu reden.

Was ist das Besondere? Dass der FC Bayern es immer wieder schafft, selbst in vermeintlichen Phasen der Ruhe zielsicher für sportfreies Theater zu sorgen. Diesmal erzürnte Hoeneß mit seiner alljährlichen Attacke gegen Real Madrid die stolzen Spanier, indem er deren neuesten Werbegag namens David Beckham missbilligte. Regelmäßig beschwören die Bayern zu Beginn der Saison das Ende des FC Hollywood, bislang aber hat die Säbener Straße den Boulevard so rhythmisch mit neuem Klatsch und Tratsch versorgt wie eine phantasievolle Seifenoper.

Was hat sich verbessert? Nimmt man das jüngste Beispiel zum Maßstab – das aus Sicht des FC Bayern schmeichelhafte 2:2 in Regensburg –, hieße die Antwort: nichts. Auch die Auftritte beim Ligapokal offenbarten wenig Brillanz. Doch spätestens nach zwei, drei ernsthaften Spielen dürfte sich ein Vorteil gegenüber der Vorsaison bemerkbar machen: Die Mannschaft ist weiter zusammen gewachsen; Ballack übernimmt zunehmend größere Verantwortung, Zé Roberto hat sich vollständig eingewöhnt. Ob das auch für Sebastian Deisler gilt, wird sich in den ersten Spielen zeigen.

Wie sicher ist der Trainer? Hitzfeld betont mindestens alle drei Monate, dass er „immer nur daran denke, das nächste Vierteljahr zu überstehen“. Inzwischen kann er wieder in großzügigeren Dimensionen planen. Nach den Turbulenzen der letzten Saison und den energischen Versuchen der sportlichen Einflussnahme von höherer Ebene, hat das nationale Double Hitzfelds Status der Unantastbarkeit weitgehend restauriert.

Wie passen die Neuen? Gut, fürchtet die Liga. Vor allem der Qualitätszugewinn in der Verteidigung könnte die Spannung der neuen Saison gefährden. Mit Martin Demichelis ergänzt der „absolute Wunschspieler“ (Rummenigge) die schon im Vorjahr stärkste Abwehr der Liga; der Defensivstratege sei mit der Leichtigkeit des jungen Beckenbauer geweiht, sagt sein ehemaliger Präsident. Bisher hat Demichilis das nicht zeigen können, weil er verspätet ins Training einstieg. Nationalspieler Tobias Rau (21) gewähren die Bayern ein Ausbildungsjahr, ehe er 2004 Bixente Lizarazu beerben soll. Käme nun noch Roy Makaay, hätten die Bayern eine der stärksten Angriffsreihen Europas.

Wie wird gespielt? Das 4-4-2-System Hitzfeldscher Prägung sieht die gewohnte Arbeitsteilung im zentralen Mittelfeld vor: Dauerdynamo Jens Jeremies sichert die schöpferische Tätigkeit Michael Ballacks ab. Je nach personeller Wahl beteiligt sich die Viererkette mehr (Hargreaves, Demichelis) oder weniger (Sagnol, Kuffour) am Angriffsspiel.

Wer sind die Stars? Die Dichte der Stars lässt sich in Ansätzen mit dem Konkurrenzkampf im rechten Mittelfeld beschreiben. Mehmet Scholl, Sebastian Deisler, Hasan Salihamidzic und Owen Hargreaves bewerben sich um eine Planstelle. Sinnvoll erscheint eine weitere Kategorisierung – in Super- und Megastars. Dazu taugen: Michael Ballack, just zum Fußballer des Jahres wiedergewählt, und Oliver Kahn, der nach seinem Exkurs in die Welt von „Bunte“ und „Gala“ nun nur noch auf den Titel des „Kicker“ will.

Was gibt das Stadion her? Man muss schon Olympia-berauschter Nostalgiker sein, um die Reize des Stadions wertschätzen zu können. Als dort das letzte Fußballfest zelebriert wurde, konnte man die Eintrittskarte noch mit D-Mark bezahlen, zudem hatten damals nur Engländer Spaß an der Fete, die das 5:1 ihrer Nationalelf über Deutschland umrahmte. Immerhin, der Bau der neuen Arena geht zügig voran.

Wie sind die Fans? Privilegiert. Nicht jeder darf Bayern-Fan sein, respektive bleiben. Die Mitglieder dreier Fanklubs haben ihr Grundrecht, den FC Bayern anzufeuern, verwirkt: Die Klubführung hat sie von der Vereinsliste gestrichen. Als Grund für den Ausschluss gaben sie Rowdytum an. Die Fans nennen das „Rufmord“. Jetzt haben die Anwälte beider Parteien erstmals miteinander gesprochen.

Daniel Pontzen

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