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Sport: Die Aussteigerin

Keine Birgit Fischer, kein Rummel bei den Kanuten.

Berlin - Jochen Zühlke kennt Birgit Fischer, seit sie 13 Jahre alt ist. Er hat größten Respekt vor ihren Erfolgen: achtmalige Olympiasiegerin, 27-malige Weltmeisterin, eine Ikone des Kanu-Rennsports. Aber er ist nicht wirklich überrascht, dass Fischer auch ihren Start bei der zweiten Olympia-Qualifikation der Kanuten absagen musste; wieder Herzrhythmusstörungen, wie schon vor dem ersten Start. „Es tut mir leid, dass sie nicht antreten kann“, sagt der Bundestrainer der Kajak-Frauen. „Aber ich habe so etwas vermutet. Dafür war mir der Zirkus um das Ganze etwas zu suspekt.“

Der Zirkus! Er meint Fischers Comebackversuch. Die Ikone ist nicht bloß achtmalige Olympiasiegerin, sie ist auch 50 Jahre alt, zuletzt hatte sie vor sechseinhalb Jahren einen Wettkampf bestritten. Aber ihr Start in London, bei den Olympischen Spielen 2012, stand im Raum. Ein Medienereignis.

Ein Ereignis in der Kanuszene nicht unbedingt. Zühlke war gestern schon in Duisburg, dort findet in einer Woche die Qualifikation statt. Am Mittwoch noch saß er in seinem Büro in Potsdam, lehnte sich in seinen Sessel zurück und sagte zum Thema Fischer: „Bei diesem Comebackversuch ist viel PR dabei.“ PR in eigener Sache, meinte er. Denn sportlich hätten viele Experten dieses Projekt nicht ernst genommen. „Und die Top-Sportler auch nicht“, sagte Zühlke. Fischer in London? Das wäre trainingswissenschaftlich ein Wunder.“ Gestern fügte er noch hinzu: „Ich hoffe, sie hat erreicht, was sie erreichen wollte.“

Experten wie Zühlke trieb eine Frage um: „Wir Trainer wissen nicht, weshalb sie das alles macht?“ Die Antwort ist nicht so einfach. Birgit Fischer sagte einerseits, sie wolle bloß mal testen, wie weit sie mit hartem Training noch mal komme. Andererseits schrieb sie im August 2011 in der „Welt am Sonntag“: „Natürlich ist es verrückt, was ich mir da in den Kopf gesetzt habe. Olympia mit fast 50 Jahren.“

Dieser Zickzack-Kurs, aber auch der Umstand, dass sie die ganze mediale Aufmerksamkeit absorbierte, das alles nervte zuletzt Sportler und Athleten. Deshalb dürfte sich die Trauer über ihre Absage nun in Grenzen halten.

Doch das Thema ist wohl noch nicht endgültig abgeschlossen. Der „Berliner Morgenpost“ sagte sie, dass für sie „nun für mindestens sechs Monate Wettkämpfen und harte Trainingseinheiten“ ausgeschlossen seien. Von Karriereende aber sagte sie nichts.

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