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Sport: Die Beine vergessen

Trotz Viertelfinal-Aus: Timo Boll ist wieder im Kommen

Magdeburg. Im Stand geht es wirklich nicht. Trotzdem kann es bei Tischtennisspielern vorkommen, dass sie während eines Spieles vergessen, die Beine flink genug einzusetzen. Und so ein Versäumnis wird nun mal oft bestraft. Wie etwa bei Timo Boll am Sonnabend gegen den Griechen Kalinikos Kreanka. „Ich habe erst nach drei Sätzen gemerkt, dass ich auch Beine habe“, sagte Boll. Da lag der Weltranglistendritte im Viertelfinale der German Open in Magdeburg aber schon mit 0:3 Sätzen zurück. Schließlich verlor Boll mit 1:4 und attestierte dem Sieger eine gute Leistung: „Kreanka hat verdient gewonnen.“ Im Endspiel der Europameisterschaft im Mai hatte Boll Kreanka noch bezwingen können.

Eigentlich war der an Nummer zwei gesetzte Boll in Magdeburg ein Kandidat für die Endspielteilnahme. Allerdings war der 21-Jährige gegen Kreanka nicht in guter körperlicher Verfassung angetreten. Am Freitag hatte er sich in der zweiten Runde gegen den Olympiasieger und Weltmeister im Doppel, Yan Sen, eine Ellenbogenverletzung zugezogen. „Das hat mich aber nicht behindert“, sagte Boll. „Eher war es schon meine Erkältung, die mich ein wenig schlapp gemacht hat.“

Trotzdem war Cheftrainer Dirk Schimmelpfennig mit Boll zufrieden. „Er hat unter diesen Bedingungen ordentlich gespielt und gezeigt, dass er wieder im Kommen ist." Zufrieden konnte Schimmelpfennig auch mit einem Nachwuchsspieler sein. Der 21-jährige Bastian Steger besiegte in der ersten Runde Ex-Europameister Peter Karlsson aus Schweden. Danach verlor er zwar gegen den Franzosen Damien Eloi. Trotzdem, Steger könnte für die kommenden Mannschaftswettbewerbe ein wichtiger Mann werden. „Bei den Europameisterschaften haben wir im Finale verloren, weil außer Timo Boll keiner unserer Spieler einen Schweden besiegen konnte“, sagt Schimmelpfennig, „Bastian ist das nun gegen Karlsson gelungen.“ Ansonsten überstand bei den Herren nur noch Nationalspieler Torben Wosik die erste Runde, verlor dann allerdings gegen den Weltranglistensechsten Kong Linghui. Die Zielsetzung für die nächste Zeit ist aber klar - zumal Ex-Europameister Jörg Roßkopf schon seit Monaten wegen einer Schulterverletzung ausfällt. „Wir müssen versuchen, mit unseren übrigen Spielern die Lücke zu Timo Boll zu schließen. Da sehe ich für uns ganz gute Chancen“, sagt Schimmelpfennig.

Bei den Damen sah es in Magdeburg ein bisschen besser aus als bei den Herren. Mit Jie Schöpp und Elke Wosik kamen zwei Spielerinnen ins Viertelfinale. Dagegen zeigte Ex-Europameisterin Nicole Struse eine durchwachsene Vorstellung und verlor in der zweiten Runde gegen die für 3B Berlin spielende Russin Irina Palina. „Positiv war, dass wir den Erwartungsdruck mit Jie, Elke und Timo auf viele Schultern verteilen konnten“, so Schimmelpfennig. Denn ansonsten lasten die Erwartungen im deutschen Tischtennis fast ausschließlich auf Timo Boll.

Zumindest bei internationalen Wettbewerben, bei denen auch die Chinesen mit am Start sind – wie in Magdeburg. Im Endspiel schlug der Weltranglistenzweite Ma Lin den Weltcupsieger des vergangenen Jahres, Wladimir Samsonow aus Weißrussland, mit 4:2.

Boll wird sich nun auf den Weltcup Anfang November in China vorbereiten. Die Erwartungen werden dort nicht gering sein: Boll gilt bei den Chinesen als Superstar.

Jörg Petrasch

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