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Sport: Die BFC-Schule

Was Herthas Trainer Götz und Thom mit HSV-Trainer Doll verbindet

Berlin - Als Thomas Doll noch nicht Cheftrainer des Hamburger SV war, pflegte er einen regen gedanklichen Austausch mit der sportlichen Leitung von Hertha BSC. Insbesondere mit Andreas Thom, dem Assistenztrainer von Falko Götz, verbindet Doll ein lange Freundschaft. Die Vita der drei Übungsleiter gleicht sich in einem nicht unwesentlichen Punkt. Doll, Götz und Thom genossen die gleiche fußballerische Ausbildung. Dass die Kontakte in der Zwischenzeit weniger geworden sind, liegt vor allem an der Beförderung Dolls zum Cheftrainer beim HSV, einem der direkten Konkurrenten des Berliner Bundesligisten. Heute kommt es im Olympiastadion zum Duell der beiden Mannschaften.

Falko Götz ist 44 Jahre alt, Thomas Doll 40, beide zählen zu den jüngeren Bundesligatrainern. Zweimal sind Götz und Doll als Bundesligatrainer aufeinander getroffen. Allein in diesen beiden Spielen fielen acht Tore. Beide Mannschaften tragen eine offensive Handschrift. Das sind nicht die einzigen Gemeinsamkeiten zwischen Götz und Doll. Sie stammen aus Ostdeutschland und haben sich als Spieler in beiden Systemen durchgesetzt. Sie sind geprägt worden durch die Fußballschule des DDR-Serienmeisters BFC Dynamo. Als Doll und Thom dort Ende der Achtzigerjahre eine Art Traumduo im Sturm bildeten, war Götz schon lange in den Westen geflüchtet (1983). „Die Basis meiner Philosophie liegt im Ausbildungsfußball vom BFC“, hat Götz einmal erzählt. Dort habe er eine „edle Ausbildung genossen“. Götz’ Trainer in der Profimannschaft des BFC war Jürgen Bogs, unter dem auch Thom und ab 1986 Thomas Doll spielte. Bogs erinnert sich an „den großen Dribbler Thomas Doll. Falko Götz hat etwas geradliniger, dafür aber druckvoller gespielt.“ Bogs verfolgt die Karrieren seiner ehemaligen Profis sehr genau und ist „schon etwas stolz, wenn ich auf die Tabelle schaue“. Für ihn ist es keine Überraschung, dass Hamburg und Hertha offensiv spielen. „Beim BFC lag der Fokus immer auf dem Angriff. Wir haben nur 10 bis 20 Prozent der Trainingszeit in die Abwehrarbeit gesteckt“, sagt er. Bogs wurde zehnmal DDR-Meister mit dem BFC. Der Lieblingsverein von Stasi-Chef Erich Mielke war dennoch bei vielen Fans un beliebt – auch wegen manch zweifelhafter Schiedsrichterentscheidung.

Götz spielte nach seiner Flucht in Leverkusen und Köln, ehe er ins Ausland ging und mit Galatasaray Istanbul zweimal Meister wurde. Bei Hertha beendete er seine Karriere und widmete sich dort der Nachwuchsarbeit. Ähnlich verlief die Laufbahn Dolls. Er ging als Spieler erst nach dem Mauerfall in den Westen, nach Hamburg. Anschließend wechselte er nach Rom und Bari. Wie Götz startete auch Doll seine Trainerkarriere in der zweiten Mannschaft des Klubs, bei dem er als Fußballer aufgehört hatte, Doll beim HSV. Es war ein riskanter Versuch beider Vereine, auf vergleichsweise unerfahrene Trainer zu setzen. Doch sie hatten auf Anhieb Erfolg. Götz führte Hertha in der Vorsaison auf Platz vier, und Dolls HSV spielt wohl demnächst in der Champions League.

Für Götz und Doll spricht ihre unverbrauchte Art. Speziell Thomas Doll gilt als exzellenter Kommunikator. Er findet in seiner Ansprache an die Mannschaft den richtigen, weil frischen und authentischen Ton. „Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen als diesen Beruf“, hat er einmal gesagt. Durch seine Art gelang es ihm, den HSV zu einem echten Spitzenteam zu formen. Er hat die Mentalität der Mannschaft positiv verändert. Sie wirkt mental stabil und in sich gefestigt. Heute ist der HSV die Mannschaft der Saison, sie steht für Leidenschaft und Begeisterung. Dafür steht auch Doll. Wenn der gebürtige Malchiner über Fußball spricht, dann nimmt er sein Gegenüber sofort ein. Beide arbeiten mit großer Akribie und nach ähnlicher Philosophie. Sie stellen ihre Mannschaften nach den Stärken ihrer Spieler auf. Beiden geht es darum, dass die Spieler fußballerisch möglichst gut auf dem Rasen aussehen. Ihre Teams versuchen, auf dem Feld eine Dominanz aufzubauen, so dass sie sich gar nicht erst nach dem Gegner richten müssen. Die physische Verfassung beider Teams ist hervorragend.

Auch Jürgen Bogs glaubt, dass Doll und Götz ganz ähnlich arbeiten: „So weit ich das beurteilen kann, fällen beide die wichtigen Entscheidungen aus dem Bauch heraus.“ Etwas hat Götz seinem Gegenüber Doll aber voraus, eine Erfahrung: Götz ist als Trainer schon einmal gescheitert, nach gerade mal einem Jahr bei 1860 München wurde er entlassen. Für Doll ging es bislang stetig bergauf.

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