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Sport: Die Bonusrunde

Uschi Disl kämpft in Turin um ihr erstes Einzelgold bei Olympia

So wie sie lacht kaum jemand im deutschen Team. Breit. Strahlend. Dank ihrer ansteckend guten Laune ist Biathletin Uschi Disl in Deutschland so beliebt wie kaum eine andere Sportlerin. Nur einmal weinte sie. 1992, bei ihrer olympischen Premiere in Albertville. Als Startläuferin der Staffel verpassten gleich beim ersten Schießen vier von acht Patronen ihr Ziel – Disl musste in die Strafrunde. Im Ziel machte die damals 21-Jährige ihrer Enttäuschung Luft. Dass sie beim Wechsel immerhin auf Platz vier lag und Antje Misersky und Petra Schaaf noch zu Silber liefen, konnte sie wenig trösten.

Die Zeiten haben sich geändert. 14 Jahre später gehört Disl zu den deutschen Medaillenhoffnungen. Heute gehen die Frauen im Einzelrennen über 15 Kilometer erstmals an den Start. Schießfehler wiegen hier besonders schwer, es gibt pro Fehlschuss keine Strafrunde, sondern eine Strafminute.

Bei Olympia hat Disl bereits acht Medaillen gewonnen, dazu kommen 19 Podestplätze bei Weltmeisterschaften. Auf einen großen Einzeltitel musste sie allerdings lange warten. Erst bei der WM 2005 holte sie sich im Sprint über 7,5 Kilometer ihren ersten WM-Titel. Anschließend gewann sie in der Verfolgung gleich ihr zweites Gold. Der Ehrgeiz der 35-Jährigen ist trotzdem nach wie vor groß. Dafür sorgt schon die große Konkurrenz im eigenen Lager. Alle sechs Starterinnen des DSV haben in Turin Medaillenchancen, die Startplätze für die Einzel- und den Staffelwettbewerb sind entsprechend umkämpft. „Der Konkurrenzdruck beflügelt mich – zumal die Stimmung im Team sehr gut ist“, sagt Disl. Unter Druck fühlt sie sich bei ihren fünften Olympischen Spielen aber nicht: „Durch den WM-Titel habe ich alles, was ich mir gewünscht habe. Alles, was in Turin dazukommt, ist Bonus.“ Ein Bonus, mit dem man sich gut zur Ruhe setzen kann. „Ich werde jetzt nicht sagen: Nach der Saison ist Schluss, und dann nach dem letzten Weltcup merken, dass die Lust noch da ist. Klar ist nur, dass Turin meine letzten Winterspiele sein werden.“

Relativ konkret ist dagegen, was für Disl nach der Sportkarriere kommt. Der Bundespolizei wird die Polizeihauptmeisterin erhalten bleiben. Und sie sehnt sich nach einem anderen Leben: „Ich möchte irgendwann eine Familie gründen und zur Ruhe kommen.“

Ralf Drescher[Turin]

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