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Sport: Die Botschaft von Anaheim

Frank Bachner über die Zukunftschancen der deutschen Turner Mal angenommen, es hätte wirklich eine Bauchlandung gegeben. Die Weißrussen wären bei der TurnWM nicht hauchdünn hinter den Deutschen gelandet, und die Riege von Cheftrainer Andreas Hirsch hätte die Zitterpartie um die Olympia-Qualifikation verloren.

Frank Bachner über die Zukunftschancen der deutschen Turner

Mal angenommen, es hätte wirklich eine Bauchlandung gegeben. Die Weißrussen wären bei der TurnWM nicht hauchdünn hinter den Deutschen gelandet, und die Riege von Cheftrainer Andreas Hirsch hätte die Zitterpartie um die Olympia-Qualifikation verloren. Deutschlands Turner wären also erstmals nicht bei Olympischen Spielen gewesen. Wäre das so schlimm gewesen? Wer hätte die Deutschen schon groß vermisst im vollgestopften olympischen Programm? Die großen Erfolge liegen lange zurück. Die letzte deutsche Goldmedaille hat Andreas Wecker vor sieben Jahren in Atlanta erturnt.

Nein, kaum jemand hätte die Deutschen vermisst. Turnen ist hier zu Lande eine Randsportart, und das wird sie trotz der Qualifikation für Athen 2004 bleiben. Aber es ist eine präsente Randsportart. Turnen versinkt nicht auf Jahre in der völligen Bedeutungslosigkeit. Das ist die entscheidende Botschaft der WM von Anaheim.

Keine Olympia-Teilnahme bedeutet wenig Förderung vom Deutschen Sportbund. Wenig Geld bedeutet: Abbau von Trainerstellen, Verlust von Plätzen in der Sportförderkompanie, schlechte Trainingsmöglichkeiten. Vor allem aber sichert die Olympiateilnahme dem deutschen Kunstturnen die Chance, dass es mal wieder an Zeiten eines Andreas Wecker anknüpfen kann. Denn nur mit genügend Geld greifen die Reformen, die der Verband schon eingeleitet hat. Endziel: die Topleute wieder auf Weltniveau zu heben. Die besten deutschen Turner werden jetzt endlich in Stützpunkten zusammengefasst. Zwei gibt es jetzt nur noch, Stuttgart und Berlin. Sammelbecken für die Spitzenleute aus Chemnitz, Halle oder Hannover. In anderen Ländern ist die Leistungskonzentration längst üblich. Außerdem soll nun verhindert werden, dass Talente in der Turn-Bundesliga auftreten müssen und dort regelrecht verheizt werden. Und das nur, weil Vereinsvertreter nicht genügend Personal, aber ausgeprägte Vorstellungen von Liga-Erfolgen haben.

Fabian Hambüchen, der 15-Jährige, steht ja nicht exemplarisch für den deutschen Nachwuchs. Einem wie Hambüchen hat das Ticket für Athen die Zeit zur ruhigen Entwicklung verschafft. Das ist auch nötig. In Deutschland mag der Schüler ein kleiner Star sein, bei der WM ist er eine kleine Nummer. Sein Platz in der Gesamtwertung? 236.

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