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Brocken im Zentrum. William Carvalho (l.) ist Portugals Star.

© REUTERS

Die deutsche U 21 spielt am Samstag im EM-Halbfinale: Auf Figos Spuren: Deutschland fürchtet Portugal

Portugal hat im Nachwuchsfußball traditionell eine gute Rolle gespielt. Im Halbfinale der U-21-EM treffen Figos Erben am Samstag auf Deutschland

Thomas Nörenberg weiß, was ihn am Samstag erwartet. „Da kommt ein Brocken auf uns zu“, sagte der Assistent des U-21-Nationaltrainers Horst Hrubesch. Gemeint ist Portugal. Die Portugiesen haben sich bei der U-21-Europameisterschaft als Erste in der durchaus schweren Gruppe B gegen Italien, England und Schweden durchgesetzt. Am Samstag treffen sie nun in Olmütz im Halbfinale auf das deutsche Team.

Das wird eine harte Aufgabe, nicht nur Trainer Hrubesch hält Portugal für den potenziell stärksten Gegner bei dieser EM. Zumal die Iberer so etwas wie ein Angstgegner für die deutschen Junioren sind. In den Duellen der U 21 hatte die deutsche Auswahl in jüngerer Vergangenheit nicht einmal gewinnen können. Beim letzten Aufeinandertreffen im Mai 2011 setzte es eine 2:4-Niederlage. Bei einer U-21-EM standen sich die beiden Auswahlmannschaften bisher zweimal gegenüber. Sowohl 2004 in Mainz (1:2) als auch 2006 in Portugal (0:1) unterlagen die Deutschen.

In den vergangenen Jahrzehnten gehörten Portugals Nachwuchsteams stets zur Weltspitze. Sie brachten Stars wie Luis Figo, Simão, João Pinto und Cristiano Ronaldo hervor. In den späten 80er und 90er Jahren konnten die Junioren bei Welt- und Europameisterschaften große Erfolge verbuchen, die legendäre Goldene Generation um Luis Figo wurde zweimal U-20-Weltmeister.

Zwar hat die Statistik aufgrund des stetigen Generationswechsels im Juniorenbereich nur eine begrenzte Aussagekraft. Doch sie zeigt auch, dass sich eine Renaissance der portugiesischen Talente anbahnt. 2011 erreichte die U 20 das WM-Finale, auch die U 19 spielte zuletzt immer um den Titel mit. Die U 21 qualifizierte sich erstmals seit 2007 wieder für eine EM, und die derzeitige Mannschaft kann durchaus Respekt einflößen. Das Team von Trainer Rui Jorge erzielte zwar nur zwei Tore in der Vorrunde, zeigte aber ein starkes Offensivspiel. Jorge setzt auf schnelles Umschaltspiel mit einer Mischung aus präzisen Kurzpässen und langen Bällen auf die flinken und technisch bewandten Flügelspieler oder direkt in die Spitze.

Dreh- und Angelpunkt im zentralen Mittelfeld ist dabei William Carvalho, dessen Marktwert aktuell auf rund 22 Millionen Euro geschätzt wird. Der deutsche Co-Trainer Nörenberg zeigt sich beeindruckt vom 23-Jährigen von Sporting Lissabon. „Er hat eine überragende Technik, ein überragendes Tempodribbling“, sagt Nörenberg. „Er kann den entscheidenden Pass spielen.“ Portugal sei aber auch sonst „eine technisch immens starke Mannschaft mit individuell hoher Qualität, gerade im Offensivbereich“.

Die Herausforderung für Horst Hrubeschs Team wird sein, die technisch starken Portugiesen nicht ins Spiel kommen zu lassen und das Tempo zu bestimmen. „Die Portugiesen werden sich hoffentlich nach uns richten“, sagt Nörenberg. In allen drei Spielen der Gruppenphase hatte Portugal stets den Takt auf dem Platz angegeben, durch aggressives Pressing im Mittelfeld machten sie dem Gegner selbst ohne Ball das Leben schwer. Nörenberg: „Wir werden darauf achten müssen, das Zentrum stark zu machen, um den zentralen Block in den Griff zu bekommen.“ Zumindest etwas Zuspruch kann sich die deutsche Mannschaft auch in der Statistik suchen. Auf beiden Seiten sind ein paar Spieler dabei, die sich schon im Finale der U-19-EM 2014 gegenüberstanden. Damals gewann – Deutschland.

Elias Levy

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