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Sport: Die Dinge des Lebens

Von Erik Eggers Frankfurt (Main). Bei Auktionen wechseln normalerweise Renoirs, Vermeers oder Noldes bei Sotheby’s und Christie’s die Besitzer, manchmal auch Gutenberg-Bibeln oder Tischchen aus dem 17.

Von Erik Eggers

Frankfurt (Main). Bei Auktionen wechseln normalerweise Renoirs, Vermeers oder Noldes bei Sotheby’s und Christie’s die Besitzer, manchmal auch Gutenberg-Bibeln oder Tischchen aus dem 17. Jahrhundert. Seltsam, dass der Sport dabei kaum eine Rolle spielt. Dabei sind es ja gerade die Autogramme, Eintrittskarten und „Kicker"-Jahreshefte, die Millionen Fans als Anker der Erinnerung dienen. Wer hat nicht früher einen Norbert Nigbur gegen Manni Kaltz tauschen wollen, um endlich sein Panini-Sammelalbum zu komplettieren? Aber womöglich erscheinen den meisten Auktionshäusern die Dinge des Sports zu profan. Jedenfalls versteigert lediglich Wolfgang Fuhr aus Kassel seit ein paar Jahren die Memorabilia des Sports, zuletzt am Samstag im Hotel Monopol in Frankfurt.

Wie teuer den Sammler diese Objekte kommen können, das zeigte die ausgerufene Katalognummer 1003. „Spieler-Paß Nr. 391 712“, eine Spielberechtigung für die 1. Mannschaft des FC Bayern München, ausgestellt am 26. Mai 1964 vom Bayerischen Fußball-Verband – so die scheinbar gewöhnlichen Details des Exponats. Aber dieses graue, zehn mal fünfzehn Zentimeter kleine Dokument ohne Lichtbild ist eben mehr als nur ein Stück Pappe. Es ist, so weist ihn der Katalog aus, „Der Pass des Kaisers“, kein Geringerer als Franz Anton Beckenbauer hat ihn 18-jährig mit seiner krakeligen Unterschrift geadelt. Und wie erwartet kommt es zu einem wahren Bietergefecht zwischen zwei Gegnern – bei 950 Euro schließlich gibt einer entnervt auf. Der Sieger, der zu keinem Zeitpunkt seine Bieternummer gesenkt hatte, schaut mit einem Mix aus Triumph und Lässigkeit in den Saal, den vorwiegend ältere Männer füllen. Eine Minute später hat er sich auch eine Spielberechtigung von Sepp Maier aus dem Jahre 1962 gesichert, sie kostet nur 880 Euro.

Auktionator Fuhr hat pünktlich zur WM einen Schwerpunkt auf WM-Geschichte gelegt, und schon das erste Objekt zeigt, wie gut diese Memorabilia trotz aller Konjunkturdepressionen gehen. Ein von Hans Tilkowski eingeliefertes Plakat von der WM 1966, das von allen 22 Spielern aus dem damaligen WM-Kader signiert ist, außerdem von Bert Trautmann, Fritz Walter, Sepp Herberger und Dettmar Cramer, ist für 1600 Euro ausgerufen. Der Keeper will damit eine Behinderteneinrichtung fördern, mit Erfolg: Ein unbekannter Bieter am Telefon zahlt mit 3400 Euro mehr als das Doppelte.

Hohe Preise erzielen auch das Trikot mit der Nummer 9, das Jürgen Grabowski am 30. Juni 1974 trug, als die DFB-Elf mit 4:2 in der Zwischenrunde gegen Schweden gewann (1810 Euro), eine Eintrittskarte vom WM-Achtelfinale 1938 zwischen Frankreich und Belgien (1600 Euro), oder das Programmheft vom Europapokalspiel Borussia Dortmund gegen Manchester United, das für 1900 Euro nach England ging.

„In England sind die Sammler weitaus passionierter, die Umsätze bei den Auktionen sind deswegen höher als in Deutschland“, sagt Wolfgang Fuhr nach der Auktion. Der deutsche Markt berge aber auch noch großes Potenzial. Meistens müssten mit den Gegenständen aber schöne Assoziationen verbunden sein, mit anderen Worten: Erfolg. Ob wohl ein früher Spielerpass von Marko Rehmer in zwanzig Jahren als Wertsteigerungsobjekt gehandelt wird? Darauf muss die kommende WM in Japan und Südkorea erste Hinweise geben.

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