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Sport: Die Ehre rennt mit

Von Christoph Daum Der türkische Fußball hat in den vergangenen 16 Jahren zur internationalen Spitze aufgeschlossen. Als Jupp Derwall 1984 Trainer bei Galatasaray Istanbul wurde, fand er riesige Begeisterung vor, aber auch eine mangelhafte Infrastruktur.

Von Christoph Daum

Der türkische Fußball hat in den vergangenen 16 Jahren zur internationalen Spitze aufgeschlossen. Als Jupp Derwall 1984 Trainer bei Galatasaray Istanbul wurde, fand er riesige Begeisterung vor, aber auch eine mangelhafte Infrastruktur. Es gab wenige akzeptable Trainingsplätze, organisatorisch und medizinisch bestand Nachholbedarf. Von da an aber ging es aufwärts.

Heute haben die türkischen Spitzenklubs ideale Bedingungen, die Ausbildung der Spieler ist auf höchstem Niveau. Die Erfolge im europäischen Fußball, wie die EM-Teilnahmen 1996 und 2000 sowie der Uefa-Cup-Triumph von Galatasaray im selben Jahr, waren die logische Konsequenz dieser ständigen Verbesserungen. Viele Spieler wie Hakan Sükür, Alpay, Okan, Emre oder Tugay entwickelten sich zu Spitzenspielern und sammeln Erfahrungen in den europäischen Topligen.

Der Einfluss ausländischer Trainer auf die Ausbildung der Spieler und türkischen Trainer sowie die Erfahrung der Legionäre haben den türkischen Fußball enorm verbessert. Die Türkei spielt international noch keine dominierende Rolle, aber man darf sie nie unterschätzen. Beim Spiel gegen Brasilien war die Mannschaft, nachdem sie ihren Respekt abgelegt hatte, in der ersten Halbzeit ein gleichwertiger Gegner. Durch gute Ballbeherrschung, ruhigen Spielaufbau und unermüdliche Einsatzbereitschaft ließ sie Brasilien anfangs nicht ins Spiel kommen.

Für türkische Spieler ist es eine Ehre, das Nationaltrikot zu tragen, dadurch werden zusätzliche Kräfte und Spielfreude frei. Diese Emotionalität und Begeisterungsfähigkeit ist eine ihrer großen Stärken, aber leider scheitern sie oft auch gerade daran. In entscheidenden Situationen verlieren sie einen Moment die Übersicht oder die Selbstkontrolle und bringen sich um den verdienten Lohn.

Gerade in Details der taktischen Disziplin und der Selbstbeherrschung müssen sich die Spieler verbessern. Die Türkei verfügt über großartige Individualisten, scheitert aber an Kleinigkeiten wie Stellungsfehlern oder Unbeherrschtheiten. Beiden Treffern der Brasilianer gingen schier unglaubliche Fehler voraus. Wenn die Türken dieses Problem in den Griff bekommen, können sie Costa Rica und China schlagen und das Achtelfinale erreichen. Wenn nicht, bleiben ihnen die Freude, der Stolz und die Gewissheit: Die Türkei ist sportlich auf einem guten Weg.

Der Fußballlehrer Christoph Daum analysiert an dieser Stelle täglich die WM.

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