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Sport: Die Fans sind der Star

Frankreich und Uruguay enttäuschen beim 0:0 – nur die Zuschauer begeistern mit Initiative

180 Spielminuten plus einiges an Nachspielzeit ist die 19. Fußball-Weltmeisterschaft nun alt, aber auf einen Sieger wartet sie immer noch. Beim Auftakt zwischen Südafrika und Mexiko gab es nachmittags in Johannesburg immerhin zwei Tore zu bestaunen. So unterhaltsam ging es am Abend in Kapstadt nicht zu. Uruguay und Frankreich beäugten einander über die komplette Spielzeit so misstrauisch und zurückhaltend, dass am Ende ein auch in dieser Höhe verdientes 0:0 stand.

Einzig Raymond Domenech hatte eine andere Sicht der Dinge: „Es war ein schönes 0:0, aber ein schlechtes 1:0 wäre mir lieber gewesen“, sagte Frankreichs Trainer. Diese Sicht hatte er exklusiv. Es war ein an Höhepunkten armes Spiel, das seine aufregendsten Momente hatte, wenn das Publikum die Initiative übernahm. Der von den obligatorischen Vuvuzelas verursachte Lärm ging eine interessante Synthese ein mit dem Trampeln der Zuschauer auf den Betonstufen des Green Point Stadiums. So ungefähr könnte es klingen, wenn im Hafen von Kapstadt zur selben Zeit ein paar Tausend Schiffe mit Sirenen ihre Ankunft signalisieren und ihre ausschließlich aus Viehherden bestehende Ladung löschen.

Die ungewohnte Geräuschkulisse beflügelte die eigentlichen Hauptdarsteller unten auf dem Rasen nur selten zu außergewöhnlichen Leistungen. Franck Ribéry hatte am Anfang ein paar gute Momente, den besten schon nach fünf Minuten, als er auf der linken Seite Tempo machte und den Ball perfekt auf den Fuß von Sidney Gouvou legte. Der Stürmer von Olympique Lyon war wohl ein wenig überrascht davon, wie frei ihn die sonst so erbarmungslosen Defensivkünstler aus Südamerika im Strafraum gewähren ließen – und schoss fünf Meter am Tor vorbei.

Eine so gute Torchance sollte sich den Franzosen lange nicht mehr bieten, was auch daran lag, dass Ribéry sich bei seinen Dribblings fortan ebenso oft verzettelte wie Gouvou auf der rechten Seite. Nicolas Anelka hatte als einsamer Stürmer kaum Ballkontakte. Da setzte sich sein Pendant auf uruguayischer Seite sehr viel deutlicher in Szene. Diego Forlan war lange Zeit der auffälligste Spieler auf dem Platz. Schnell im Antritt, fintenreich im Dribbling, klug beim Einsetzen seiner Nebenleute – sehr viel bessere Stürmer wird man bei dieser WM nicht zu sehen bekommen. Einmal zwang er Hugo Lloris mit einem schönen Drehschuss zu dessen bester Parade, ein anderes Mal scheiterte er mit einem Freistoß an Frankreichs Torhüter.

Der Torjäger von Atletico Madrid war allerdings die schillernde Ausnahme in einer Mannschaft, die mal wieder alle Vorurteile bestätigte. Das liebevolle Streicheln des Balles gehört nun mal nicht zu den Stärken der Uruguayer, bei denen man sich nur noch schwer vorstellen kann, dass sie zu Beginn der Fußballmoderne mit ihren schnellen und eleganten Passspiel einmal stilprägend waren auf der Welt. Rustikal und gut organisiert verteidigen aber können sie immer noch, und wenn sich ein Gegner gegen diesen Riegel nichts einfallen lässt, dann hilft ihm auch nicht die technische Überlegenheit wie die der Franzosen.

Zum Schluss durfte sich noch Thierry Henry im Angriff versuchen, aber der gealterte Weltstar fiel nur einmal auf, als er kurz vor Schluss frei vor dem Tor den Ball nicht traf. Zu diesem Zeitpunkt verteidigte Uruguay mit nur noch zehn Spielern den ersehnten Punkt. Der spät eingewechselte Nicolas Ladeiro holte sich nach einem brutalen Tritt gegen Bacary Sagna die zweite Gelbe Karte ab und wurde damit als erster Spieler der WM vom Platz gestellt.

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