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Travis Mulock (links) spielt nun in einer anderen Sturmreihe – den Eisbären scheint es zu helfen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Die Formationen der Eisbären: Zwölf neue Freunde sollt ihr sein

Mehr Energie, mehr Härte, mehr Defensive – was die umgestellten Sturmreihen der Eisbären Berlin ausmacht. Und warum Trainer Don Jackson zu diesem Mittel griff.

Berlin - Wer kann mit wem am besten – Eishockeymannschaften sind für die Trainer ein Puzzle. Auf die Zusammensetzung kommt es an. Die bis zu 20 Feldspieler stehen nur beim Warmlaufen gemeinsam auf dem Eis. Im Spiel werden nur fünf Feldspieler eingesetzt, in Überzahl auch mal sechs, in Unterzahl vier und manchmal nur drei. Entscheidungen über die Wechsel müssen in der schnellsten Mannschaftssportart der Welt schnell getroffen werden – nicht immer. Im Normalfall operiert ein Team mit festen Angriffs- und Verteidigungsreihen. Bei den Eisbären funktionierte es zuletzt nicht so, wie Don Jackson es sich vorgestellt hatte. Nach 20 Spielen stellte der Trainer sein Team um – eine Maßnahme, die zu Siegen in Ingolstadt (6:3) und Wolfsburg (1:0) führte und auch heute im Heimspiel gegen Hannover (19.30 Uhr, Arena am Ostbahnhof) den Eisbären Erfolg bringen soll. Was Jackson im Einzelnen geändert hat und warum:

Angriff. Bei den Sturmreihen ist wichtig, dass der Center ein guter Bullyspieler ist. So wie Darin Olver, er hat 195 von 279 Anspielen gewonnen. Nach dem Bully im Angriffsdrittel folgt oft ein Torschuss. Aber nicht deshalb hat Jackson die Reihe mit Olver und seinen Außen Barry Tallackson und Florian Busch als einzige Formation nicht verändert. Olver und Tallackson spielten schon in Augsburg zusammen, sind befreundet und kennen Spiel und Ideen des Sturmpartners. Tallackson ist der robuste Goalgetter, der technisch starke Olver macht die Vorarbeit. Mit dem schnellen Busch bekamen die beiden den passenden Partner. Zusammen kommt das Trio auf 61 Scorerpunkte. Doch die Aufgaben des Centers liegen nicht nur im Angriff – in der Defensive soll er vor allem den Mittelstürmer des Gegners neutralisieren. Das liegt Olver weniger. Aufgrund ihrer Torgefahr spielt die Reihe aber weiter zusammen. Anders sieht das bei André Rankel, Stefan Ustorf und Travis Mulock aus. Das Trio hatte großen Anteil am jüngsten Meistertitel, in dieser Saison fehlte die Durchschlagskraft. Überzeugen konnten dagegen Laurin Braun, Julian Talbot und Mads Christensen. Die drei sind kampf- und laufstark, beschäftigen den Gegner als „Checking Line“, die vor allem Tore verhindern soll. Torgefährlich ist nur der junge Braun. Die beiden Reihen mit den unterschiedlichen Aufgaben sind nun aufgelöst worden. Rankel spielt mit Braun und Christensen, Talbot mit Ustorf und Mulock. Die Balance von Routine und Einsatz ist stabiler geworden, auch wenn Jackson wieder umstellen muss: Christensen fällt wegen einer Handverletzung erst einmal aus. Taktisch müssen alle Reihen umdenken. Oft sei man „blind nach vorne gerannt“ und habe dem Gegner Konterchancen eröffnet, sagt Kapitän Ustorf. Gegen Wolfsburg ließ sich nun nach Puckverlust immer mindestens ein Angreifer zurückfallen. So konnten die Eisbären in der neutralen Zone eine Überzahl herstellen und Konter verhindern. Wenn es die Personalsituation zulässt, stellt Don Jackson eine vierte Angriffsreihe, „Energy Line“ genannt, auf. In der spielen oft Sven Felski, Daniel Weiß oder Tyson Mulock – sie sollen die anderen Reihen entlasten. Ist die Reihe nicht komplett, helfen im Wechsel Spieler aus anderen Reihen aus.

Verteidigung. Anders als bei den vier Sturmreihen sind die Verteidigerpaare im Spiel fünf gegen fünf weniger festgelegt. Mitunter tritt eine Mannschaft auch mit nur fünf Verteidigern an. Oft bilden ein offensiv und ein defensiv ausgerichteter Spieler ein Paar. So wie bisher Nick Angell und Frank Hördler, der nun mit Richie Regehr zusammenspielt. Von den „Bluelinern“, Verteidigern, die von der blauen Linie gefährlich schießen können, haben die Eisbären mit Regehr nur einen ganz starken Mann. Daher sind sie hier leicht auszurechnen.

Special Teams. Häufig neutralisieren sich zwei Teams, solange sie vollzählig auf dem Eis stehen. Spielentscheidend sind oft Phasen, in denen es Zeitstrafen gibt. Dann kommen die „Special Teams“ aufs Eis, Formationen für das Über- oder Unterzahlspiel. In Überzahl schickt Trainer Jackson oft nur einen Verteidiger aufs Eis, um mehr Druck auszuüben. Die zweite Position an der blauen Linie übernimmt ein zurückhängender Stürmer – Talbot oder Ustorf. Nun kommen auch Travis Mulock und Busch zum Einsatz. Als neue Variante in Überzahl setzt Jackson Verteidiger Constantin Braun als Stürmer ein, weil er mit körperbetonter Spielweise vor dem Tor Unruhe bringt. Wichtig in Überzahl sind die kräftigen Schlagschüsse von Regehr. Gehen sie nicht ins Tor, lauern die Angreifer auf die Abpraller. In Unterzahl geht es darum, dem Gegner vor dem eigenen Tor möglichst wenig Raum zu lassen. Dann steht im Normalfall bei den Eisbären im Viereck ein Verteidigerpaar zusammen mit zwei Stürmern auf dem Eis.

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