zum Hauptinhalt
Blindes Verständnis. Drago Vukovic (links) und den anderen vier Zugängen der Füchse sind keine Eingewöhnungsschwierikeiten anzumerken.

© dpa

Die Füchse Berlin vor dem Spiel gegen Lemgo: Pause für den Kopf

Nach zehn spielfreien Tagen treffen die Füchse Berlin heute auf den TBV Lemgo. Der Erfolg der Mannschaft kommt unerwartet - doch Trainer Erlingur Richardsson hat einen Plan.

Von Benjamin Apitius

Die Sorgen von Erlingur Richardsson könnten dieser Tage größer sein. Der Trainer der Füchse Berlin sitzt am Freitag in der Übungshalle des Handball-Bundesligisten und schaut in die nahe Zukunft. Wie sich seine Mannschaft heute im Spiel gegen den TBV Lemgo (15 Uhr, Max-Schmeling-Halle) nach zehn Tagen Pause wohl schlagen wird? Ist womöglich der Rhythmus verloren gegangen nach dem außerordentlich gut verlaufenen Saisonstart? „Wir müssen abwarten, was passiert“, sagt der 43 Jahre alte Isländer und blickt dabei erwartungsfroh drein.

Seit drei Monaten arbeitet Richardsson nun als Nachfolger von Bundestrainer Dagur Sigurdsson bei den Füchsen. Und Experten, die unter dem zuvor eher unbekannten Trainer einen Leistungsabfall der Berliner erwarten wollten, belehrte Richardsson in kürzester Zeit eines Besseren. Zum Saisonauftakt in Melsungen setzte es bei seinem Bundesliga-Debüt zwar eine Niederlage, aus den darauffolgenden vier Begegnungen ging seine Mannschaft aber stets als Sieger hervor. Am vergangenen Spieltag vergab man in Flensburg erst in den letzten Sekunden den möglichen Sieg und war nach dem Unentschieden beim Titelanwärter beinahe enttäuscht.

Zehn Tage zum Verschnaufen

Und zwischendurch, da muss auch Richardsson schmunzeln, gewann der Klub ja auch noch sensationell die Klub-WM in Doha. „Das war riesig für das Selbstbewusstsein meiner Spieler“, sagt er. Aber man merkt sofort an dem Funkeln seiner Augen: Es war vor allem auch riesig für das Selbstbewusstsein des Trainers.

Die vergangenen zehn Tage nutzte Richardsson nun ausdrücklich als Pause. Als Verschnaufpause nach den großen Taten. Aber auch ganz bewusst als Pause voneinander, „für die Köpfe“, betont der Trainer und tippt sich dabei an die Schläfe. Sich mal nicht zu sehen sei in dieser frühen Phase der Saison wichtig für die Spieler, für ihn selbst, auch wenn seine Gedanken sowieso ständig um Handball kreisen, beim Fahrradfahren, beim Einkaufen, „das war schon immer so“.

Unerwarteter Erfolg für die Füchse

Nach mehreren trainingsfreien Tagen zog Richardsson die Einheiten zu Wochenbeginn wieder an. „Wir haben hart trainiert, sehr hart“, sagt er und unterstreicht diesen Satz mit zwei geballten Fäusten. Der Rhythmus, seine einzige Sorge dieser Tage, könnte ja irgendwo verloren gehen. Er meint damit vor allem die bisher erreichte Höchstgeschwindigkeit seiner Mannschaft in der laufenden Saison. Gegen Flensburg spielten die Füchse zeitweise wie im Rausch, wie aus einem Guss.

Dass es nach dem Trainerwechsel im Sommer, hinzu kamen mehrere prominente Abgänge von Spielern und fünf Zugänge, so gut laufen werde, damit hatte wohl zu diesem frühen Zeitpunkt niemand gerechnet in Berlin. Wohl auch Richardsson selbst nicht, der in die großen Fußstapfen seines erfolgreichen Vorgängers treten musste. Seiner Mannschaft ist diese Personalrochade aber kaum anzumerken. Das Umschalten zwischen Verteidigung und Angriff harmoniert, die Abwehr ist ein kompromissloser, schwer zu durchdringender Riegel, die Offensive um Petar Nenadic schwer auszurechnen und von allen Positionen gefährlich.

„Ich habe meine Idee von Handball mitgebracht nach Berlin“, sagt Richardsson, der zuvor in Wien tätig war: „Und die ziehen wir jetzt gemeinsam durch.“ Ob der Trainer nun auch in den spielfreien Tagen die richtigen Entscheidungen getroffen hat, wird sich am Sonntag gegen den Tabellen-13. aus Lemgo zeigen. „Man weiß nie“, sagt Richardsson zum Abschluss: „Aber es muss.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false