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Berlin - Ralf Rangnick ist ein Unverstandener, der weiß, wie alles eigentlich sein müsste. Mit diesem Impetus war der Lehrer für Fußball beim Hoffenheimer Fußballprojekt für lange Zeit der richtige Mann an der richtigen Stelle, doch nun ist es wohl vorbei. Nach einem Bericht der „Bild am Sonntag“ ist der 52-Jährige ab sofort nicht mehr Trainer des Bundesligisten TSG Hoffenheim; beide Seiten haben sich demnach auf eine sofortige Auflösung des bis 2012 laufenden Vertrages geeinigt. „Wir können und werden diese Spekulationen nicht kommentieren“, sagte ein Klub-Sprecher am Samstagabend und verwies auf eine Pressekonferenz, bei der sich der Klub heute äußern werde. Einen anderen Grund als die Bekanntgabe der Trennung dürfte es für aktuell anberaumte Pressekonferenz nicht geben. Sie wird jedenfalls nicht einberufen worden sein, um Luiz Gustavo alles Gute zu wünschen.

Wenige Stunden vor der Nachricht von der Trennung hatte „Bild am Sonntag“ bereits berichtet, dass der Brasilianer in der Winterpause zu Bayern München wechseln wird. Rangnick hatte sich in den vergangenen Wochen mehrfach vehement gegen einen Verkauf des Mittelfeldspielers ausgesprochen. „Luiz ist einer der wertvollsten Spieler in unserem Kader“, hatte Rangnick gesagt, trotzdem hatte Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp – ohne dass Rangnick davon wusste – mit den Münchnern über einen Wechsel des 23-Jährigen verhandelt. So kam es, dass der Trainer den Wechsel dementierte, während der gleichzeitig von Hopp auf den Weg gebracht wurde. Das war sicher der entscheidende Faktor für die umgehende Vertragsauflösung.

Denn die Uneinigkeit über die Richtung des Projekts, das 2006 mit Hopps Geld und Rangnick als Trainer in der Regionalliga startete und bis zu sensationellen Herbstmeisterschaft des Bundesligaaufsteigers 2008 führte, war zuletzt nicht mehr zu übersehen. Während der Trainer den Einzug ins internationale Geschäft anstrebte, will Hopp, der auch viel Jugendsport fördert, den Klub als Ausbildungsverein etablieren und mit dem Verkauf von Leistungsträgern eine teilweise Refinanzierung seiner großzügigen Finanzspritzen gewährleisten. Im Sommer war deshalb bereits Gustavos Landsmann Carlos Eduardo für einen zweistelligen Millionenbetrag nach Russland transferiert worden. Nun also der Verkauf Luiz Gustavos, der 2007 vom brasilianischen Zweitligisten Corinthians Alagoano für eine Million Euro nach Hoffenheim kam und jetzt ungefähr 15 Millionen Euro einbringt. Er soll bei den Bayern einen Vertrag bis 2015 erhalten. Als kleines Nebengeschäft wird nach Informationen der „Sport Bild“ Mittelfeldspieler David Alaba von den Bayern bis zum Saisonende an Hoffenheim ausgeliehen, ein Talent an einen Ausbildungsverein.

Doch Rangnick wollte in Hoffenheim die größere Talente länger anleiten. Schon im vergangenen Sommer hatte er Verstärkungen gefordert und lange damit gezögert, seinen Vertrag nach einer enttäuschenden Saison vorzeitig um ein Jahr zu verlängern. Nach langen intensiven Gesprächen mit Hopp sei laut Rangnick schließlich die Philosophie entscheidend gewesen, auf talentierte junge Spieler zu bauen. Gemeint waren Spieler mit einer gewissen Qualität, wie sie jetzt der einstige Rüpel Luiz Gustavo an den Tag legt.

Im Sommer war Rangnick gerade als Sieger aus dem Streit um Kompetenzen mit dem damaligen Manager Jan Schindelmeiser hervorgegangen. Er galt endgültig als der starke Mann Hoffenheims, zumal ihm der weithin unbekannte Ernst Tanner als Manager an die Seite gestellt wurde. Rangnick schien das Projekt so lenken können wie ihm beliebt. Zwar sagte er vor der Saison: „Es tut uns allen gut, wenn wir zur Bescheidenheit zurückkehren und uns klar machen, wo wir eigentlich herkommen.“. Seine Ambitionen waren aber stets andere. Und da fühlte er sich zunehmend ausgebremst.

Rangnick fiel zum Beispiel immer stärker damit auf, dass er sich über Schiedsrichter beschwerte. Von denen fühlte er sich systematisch benachteiligt. Die angeblichen Benachteiligungen begründete der Coach so: „Das hängt vielleicht damit zusammen, dass wir noch sehr neu sind in der Bundesliga und nicht so viele Spuren hinterlassen haben.“ Das hatte Rangnick vor zwei Wochen erklärt. Und dann fügte er noch hinzu: „Wenn ich mir vorstelle, welcher Aufschrei in so einer Situation durch andere Städte und Stadien gehen würde.“ Es sei jetzt der Zeitpunkt gekommen, an dem man nicht mehr alles schlucke und akzeptiere.

Er meint wohl mehr sich selbst. Hoffenheim stand auf dem sechsten Tabellenplatz, damit könnten sie in Hoffenheim doch zufrieden, möchte man meinen. Nicht aber Ralf Rangnick, der nach Kölns Zvonimir Soldo sowie Christian Gross und Jens Keller in Stuttgart der vierte Trainer in dieser Saison ist, der vorzeitig keinen Job mehr hat. Rangnick ist überaus ehrgeizig, Platz sechs entspricht nicht seinen Vorstellungen.

Rangnick wird den Tabellenachten bereits an diesem Sonntag beim Hallenturnier in Mannheim nicht mehr betreuen. Am Montag brechen die Hoffenheimer ins Trainingslager nach La Manga in Spanien auf. Wer die Mannschaft dort auf die Rückrunde vorbereiten wird, ist wohl am Sonntag zu erfahren. (mit dpa)

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