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Sport: Die gute Niederlage

Bayer verliert gegen Manchester und gewinnt Selbstvertrauen

Von Erik Eggers

Leverkusen. Wieder eine Niederlage, mittlerweile die vierte in Folge, und dennoch schienen Spieler, Trainer und das ganze Umfeld bei Bayer Leverkusen aufzuatmen nach dem 1:2 in der Champions League gegen den Gruppenfavoriten Manchester United. „Dieses Spiel ist einfacher zu verkraften“, sagte Nationalspieler Bernd Schneider. Schließlich unterschied es sich in vielen Details vom letzten europäischen Auftritt in Athen gegen Piräus. Diesmal war die Mannschaft nicht innerhalb weniger Minuten völlig auseinander gebrochen, am Ende schien gar ein Unentschieden gegen die Engländer möglich zu sein. Der Deckungsverband hatte, trotz der angeschlagenen Lucio (Bänderdehnung im Knie) und Ramelow (Achillessehnenbeschwerden), einigermaßen gehalten. Die Leverkusener hatten diesmal alles gegeben, sie hatten gekämpft, und sie waren viel gelaufen. „Das haben die Zuschauer auch gesehen und entsprechend honoriert“, sagte Bernd Schneider mit einiger Erleichterung.

Aber diesmal hatte den Leverkusenern auch nicht wie in der vergangenen Woche gegen Olympiakos Piräus ein hoch motivierter Gegner gegenübergestanden, sondern eine routinierte Mannschaft, die am Ende des Spiels fast gelangweilt ihren Vorsprung über die Zeit zu retten vermochte.

Manchester genügte an diesem Abend ein überragender Mittelstürmer Ruud van Nistelrooy in der ersten Halbzeit. Der Holländer hatte bis zur Pause beide Treffer für die Engländer erzielt. Nach dem Seitenwechsel durfte er sich dann auf der Ersatzbank ein wenig ausruhen.

Es war indes auch der taktischen Selbstdisziplin Toppmöllers zu verdanken, dass Leverkusen nach dem 0:2-Pausenrückstand nicht unterging. Denn erstmals in dieser Saison, wenn seine Mannschaft zurücklag, löste er seine ursprüngliche Spielformation nicht, um einen weiteren Stürmer einzuwechseln. Diesmal ließ Toppmöller bis Spielende mit vier Verteidigern spielen. Die Spieler fühlten sich deshalb offenkundig sehr viel wohler auf dem Platz, selbst der zuletzt viel kritisierte Hanno Balitsch, der „in Athen noch mit dem Kompass in die Kabine gelotst werden musste“, wie Manager Reiner Calmund angemerkt hatte.

„Die Mannschaft lebt“, sagt Klaus Toppmöller, aber auch ihm war klar, dass er und die Spieler „dringend einen Erfolg brauchen“. Bernd Schneider setzt auf den Faktor Zeit. „Am Anfang der Saison waren wir Nationalspieler noch nicht alle hundertprozentig da“, sagte er, aber jetzt kehre die Spritzigkeit langsam zurück. Die Hoffnung, sie darf jetzt wieder ein bisschen keimen in Leverkusen.

Zugleich kündigt sich ein neuer Problemfall an. Der Tscheche Jan Simak war bald nach seiner Einwechslung aufgrund diverser Fehlpässe vom Publikum ausgepfiffen worden. Toppmöller war angefressen von diesen Pfiffen. „Junge Spieler wie er haben es sehr schwer in Leverkusen“, sagte er, „jetzt sitzt der Junge in der Kabine und heult.“ Noch ist längst nicht alles in Ordnung in Leverkusen. Und am Samstag kommen die Bayern.

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