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Sport: Die guten Alten

Biathlon-WM: Hoffen auf Wilhelm und Fischer

Viel gewinkt und telefoniert haben die deutschen Biathleten, als sie während der Weltmeisterschaft 2004 in der Bundeswehrkaserne in Oberhof untergebracht waren. Das war die einzige Möglichkeit, um mit der grippekranken Uschi Disl zu kommunizieren. Sie durften ihr nicht zu nahe kommen, um sich nicht anzustecken. Die Vorsichtsmaßnahmen wirkten, der Rest der Mannschaft blieb gesund. Martina Glagow gewann als erfolgreichste der deutschen Frauen je einmal Silber und Bronze in Einzelrennen und Bronze mit der Staffel. Möglicherweise hätte sie bei der WM, die heute im 1100-Einwohner-Ort Hochfilzen in Tirol eröffnet wird, die Rolle der isolierten Winkerin einnehmen müssen. Doch so weit wird es nicht kommen, Glagow wird wegen eines grippalen Infekts nicht an der WM teilnehmen. Für sie rückte Andrea Henkel nach.

Die Medaillen sollen nun andere gewinnen, die Hoffnungen ruhen dabei auf der Weltcup-Gesamtführenden Kati Wilhelm. Die Olympiasiegerin von Salt Lake City enttäuschte vor einem Jahr in Oberhof, wo ihre beste Platzierung Rang zehn war. Doch inzwischen hat sie zu alter Stärke zurückgefunden. Die Ergebnisse sprechen für sich: In den zwölf Weltcuprennen seit Anfang Januar lief sie achtmal unter die besten vier, zweimal siegte sie. Ihre Ruhpoldinger Trainingspartnerin Uschi Disl erlebte, wie sie selbst sagt, „einen richtig genialen Weltcupauftakt“ mit Siegen in den ersten beiden Rennen. Triumph Nummer drei folgte Anfang Januar in Oberhof. Doch danach zeigten sich wieder altbekannte Unsicherheiten am Schießstand, und Disl beendete die Rennen nur noch zwischen Platz acht und 53. Mit besseren Schießergebnissen könnte sich die 34-Jährige sogar den ersten WM-Einzeltitel sichern. Katrin Apel, die letztjährige WM-Zweite im Massenstart, und Simone Denkinger kämpfen um Platzierungen unter den ersten zehn.

„Unser Anspruch ist es, in jedem Wettbewerb um eine Medaille mitzukämpfen“, sagt Thomas Pfüller, der Sportdirektor des Deutschen Skiverbands. Auch bei den Männern könnte der deutsche Hauptdarsteller ein anderer sein als 2004. Damals gewann Ricco Groß zweimal Gold und einmal Silber. In dieser Saison aber war ein dritter Platz das beste Ergebnis des 34-Jährigen. Bundestrainer Frank Ullrich hofft nun auf dessen „Erfahrung und Stärke, sich punktgenau auf den Saisonhöhepunkt zu konzentrieren“. Der Medaillenfavorit im deutschen Männerteam aber ist Sven Fischer, der in dieser Saison schon vier Weltcuprennen gewonnen hat. Doch ein erfolgreiches Abschneiden ist nicht wie in der Vergangenheit nur von den Routiniers abhängig. Bundestrainer Ullrich hat das Training in der Loipe verstärkt, erste Erfolge haben sich in den vergangenen Monaten gezeigt. Alexander Wolf und Michael Greis standen in dieser Saison beide schon ganz oben auf dem Podest, und der 23-jährige Andreas Birnbacher überraschte beim letzten Weltcup in Pokljuka mit zwei dritten Plätzen.

Die Stars dieser Weltmeisterschaften werden aber wohl andere sein: Der Norweger Ole Einar Björndalen etwa, der die letzten sechs Weltcuprennen gewann, an denen er teilnahm. Zwischendurch gönnte er sich eine mehrwöchige Auszeit und startete als Langläufer bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Oberstdorf. Gespannt darf man auch auf die Familie Poirée sein, die bei der WM in Oberhof dominiert hatte: Der Franzose Raphael Poirée (einmal Gold, dreimal Silber, einmal Bronze) und seine norwegische Ehefrau Liv Grete (viermal Gold) waren erfolgreicher als das gesamte deutsche Team (zweimal Gold, dreimal Silber, zweimal Bronze).

Helen Ruwald[Hochfilzen]

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