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Sport: Die Hände zum Himmel

Die SCC-Volleyballer kommen Friedrichshafen nahe – zum Sieg reicht das nicht

Von Karsten Doneck, dpa

Berlin - Den Spielern in den orangefarbenen Trikots stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. Einige von ihnen sanken gleich nach dem letzten Ballwechsel auf dem Hallenboden nieder, blieben dort minutenlang liegen: reglos, erschöpft, enttäuscht, mitunter fassungslos. Den Volleyballern des SC Charlottenburg wurde schnell klar, was sie da am Mittwochabend in der Sömmeringhalle verbockt hatten: Den Deutschen Meister und Champions-League-Sieger VfB Friedrichshafen hatten sie im Bundesliga-Spitzenspiel eineinhalb Sätze lang an die Wand gespielt - und am Ende nach dramatischem Spielverlauf und einem Matchball im vierten Satz 2:3 (25:17, 26:24, 21:25, 25:27, 13:15) verloren. „Es ist nichts Überraschendes passiert, der Favorit hat gewonnen“, sagte SCC-Trainer Michael Warm. Das sollte unbekümmert klingen, hörte sich aber frustriert an.

Selbst Ulf Quell, Friedrichshafens Kotrainer, der in Berlin den grippekranken Stelian Moculescu vertrat, erkannte die Leistung des Gegners an. „Der SCC hat über weite Strecken dominiert. Und im ersten Satz sind wir ja geradezu überfahren worden“, analysierte Quell. Dass es dennoch nicht zum Sieg für die Charlottenburger reichte, lag nach Ansicht von Michael Warm „an Kleinigkeiten, bei denen wir nicht stark genug waren“. Die Friedrichshafener reagierten jederzeit völlig unaufgeregt, auch in den vielen für sie kritischen Phasen des knapp 120-minütigen Spiels. „Die haben doch selbst beim 0:2-Satzrückstand ihre konstant ruhige Spielweise beibehalten. Das ist eben Routine, Cleverness“, lobte SCC-Manager Kaweh Niroomand den Gegner.

Dass der VfB nie in Hektik verfiel, basiert auch auf seiner immensen internationalen Erfahrung. Seit neun Jahren stehen die Friedrichshafener nunmehr ununterbrochen in der Champions League, sieben Mal traten sie dort als Deutscher Meister an. Es schult enorm, sich immer wieder mit den besten europäischen Mannschaften messen zu können. Da kann der SCC, in diesem Jahr im drittklassigen Challenge-Cup europäisch vertreten, nicht mithalten. Die Leistungskurve von Spielern wie Marcus Böhme, Dirk Westphal und Felix Fischer, alle aus dem eigenen Nachwuchs, verläuft zwar steil aufwärts, aber gegen Gegner wie Rhein-Main Volley oder Hamburg Cowboys werden sie in der Bundesliga kaum ernsthaft gefordert.

Auch deshalb sprechen sich die Spieler jetzt erst einmal selber Mut zu, um Friedrichshafen nicht dauerhaft als Nummer 1 im Lande vor der Nase zu haben. „Wenn man letztlich in fünf Sätzen nur mit zwei Punkten Unterschied verliert, dann zeigt das doch, dass wir mit denen auf Augenhöhe sind“, sagt SCC-Außenangreifer Sebastian Prüsener fast trotzig. Und Niroomand tröstete sich nachher: „Zu mir sind Zuschauer gekommen, die haben mir gesagt, unsere Spielweise sei viel attraktiver, auch mit schöneren Kombinationen.“ Nur: Die Optik allein zählt nun mal nicht.

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