zum Hauptinhalt

Sport: Die Höhe ist gefährlich

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die beim Ausüben einer Sportart von besonderer Bedeutung sind. Heute: das Knie beim Skispringen.

In unserer Serie widmen wir uns Körperstellen, die beim Ausüben einer Sportart von besonderer Bedeutung sind. Heute: das Knie beim Skispringen.

An dieser Stelle kann vielleicht mit einem Vorurteil über das Skispringen aufgeräumt werden. „Weite ist nicht gefährlich für den Körper“, sagt Ernst Jakob, „die Höhe ist es.“ Der Mannschaftsarzt der deutschen Skispringer erklärt, dass ein Flug über 200 Meter auf einer Skiflugschanze ungefährlich sein kann, wenn die Flugkurve den Springer parallel zum Hang entlangführt. „Wenn man im Steilen landet, ist die Kraft, die auf den Körper wirkt, nicht so groß.“ Anders verhält es sich, sollte der Springer nach 100 Metern auf einer Normalschanze im Auslauf landen. „Wenn er dort aus großer Höhe herunterplumpst, belastet es die Kniegelenke sehr."

Das Herunterfallen aus einer großen Höhe im Auslaufbereich zählt zu den Gründen, warum manche Ausnahmespringer an Knieproblemen leiden. Martin Schmitt und Sven Hannawald mussten sich beispielsweise bereits am Knie operieren lassen, Adam Malysz litt ebenfalls lange an Knieproblemen. Doch es sind nicht allein die Sprünge von einer Schanze, welche die Gelenke der Springer stark belasten. Im Training üben die Springer ständig Abspringen und Landen. „Dabei stellen Hürdensprünge eine besonders hohe Kniebelastung dar“, sagt Jakob. Allerdings sind nicht die Profis im Weltcup besonders anfällig. „Die sind immer gut durchgekommen“, sagt der Mannschaftsarzt. Viel gefährlicher sei es im Nachwuchsbereich. „Das Gelenk der Jugendlichen ist verletzungsanfälliger, da hat schon manches Talent seine Karriere aufgeben müssen.“ Knorpelschäden, Meniskusschäden und das Patellaspitzensyndrom sind bei Skispringern die häufigsten Schädigungen im Kniegelenk.

Nicht zuletzt um Knieschädigungen vorzubeugen, gibt es im Wettkampf eine Jury, die sich ständig um die Anlaufweite kümmert. Springt ein Athlet über den so genannten kritischen Punkt einer Schanze hinaus, muss sie entscheiden, ob der Anlauf verkürzt wird. „Die Jury muss für die Sicherheit der Besten sorgen. Es dürfen keine Überweitenflüge vorkommen“, sagt Jakob. Die Jurymitglieder stecken dabei in einem Dilemma: Verkürzen sie den Anlauf, verhindern sie vielleicht die weiten, spektakulären Flüge, die die Zuschauer an der Schanze und im Fernsehen begeistern. Für Ernst Jakob gibt es darüber allerdings keine Diskussion. „Die Gesundheit muss im Vordergrund stehen.“ ben

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false