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Sport: Die Hoffnung knickt weg

Nach Prüseners Verletzung verliert der SCC

Berlin - Der Kameramann hielt voll drauf. Es waren ja auch spektakuläre Bilder. Der abgeknickte Fuß, das schmerzverzerrte Gesicht von Sebastian Prüsener, die schockierten Blicke der Spieler. So spektakulär, dass Stelian Moculescu, der Trainer des VfB Friedrichshafen, seinen Spielern zurief: „Nicht hinschauen.“

Viele Zuschauer in der Sömmeringhalle schauten hin, sie starrten aber vor allem auf den Kameramann von dvl.tv, dessen Bilder im Internet live ausgestrahlt wurden, sie empfanden diesen Voyeurismus als geschmacklos. „Haut ab mit der Kamera!“, brüllten sie. Das ganze Entsetzen, der ganze Schock entlud sich in diesem Kommentar. In dieser Sekunde fühlten alle mit Sebastian Prüsener, dem Außenangreifer des SC Charlottenburg, dem Mann, der im zweiten Satz des zweiten Finalspiels um die deutsche Volleyball-Meisterschaft so unglücklich umgeknickt war. Noch in der Nacht wurde er operiert, Diagnose: Innenknöchelfraktur im linken Fuß, sechs Monate Pause.

Als Prüsener aus der Halle getragen wurde, war klar, dass der SCC verlieren würde. 0:3 (22:25, 22:25, 17:25) unterlagen die Berliner am Ende. „Zwei der besten Annahmespieler kann man nicht ersetzen, nicht gegen Friedrichshafen“, sagte SCC-Trainer Michael Warm.

Dirk Westphal war erst gar nicht auf dem Feld. Er hatte Fieber, „damit fehlte ein Stück weit das Herz der Mannschaft“, sagte Warm. Gegen den Titelverteidiger benötigt man Leute, welche die enorm harten Sprungaufgaben des Gegners einigermaßen sicher zum Zuspieler schaufeln. Im ersten Satz, noch mit Prüsener, war zu sehen, was passiert, wenn das nicht klappt: Bis SCC-Zuspieler Jaroslav Skach mühsam einen Angriff einleiten konnte, hatte der VfB in aller Ruhe einen Dreier-Block gestellt. Und machte den Punkt. „Friedrichshafen ist in Europa bekannt für seine exzellenten Aufgaben“, sagte Warm. Nachdem dann auch noch Prüsener ausgefallen war, wackelte die SCC-Annahme noch mehr. „Man kämpft und kämpft, aber man merkt natürlich, dass man doch schlechter ist als der Gegner“, sagte Libero Frank Bachmann. Und dann kam noch die Geschichte mit Prüsener, dieser Anblick. „Ich kann verstehen, dass die Mannschaft nach dem Ausfall den Mut verliert“, sagte auch Warm.

Die Mannschaft hätte permanent am Limit spielen müssen, um mitzuhalten. „Wenn nur einer nicht in Bestform spielt, reicht es nicht“, sagte Warm. Der SCC schaffte es auch nicht, Friedrichshafen selber dauerhaft mit harten Aufgaben unter Druck zu setzen. Kamen die Bälle doch mal hart genug, dann hatte auch die VfB-Annahme ihre Probleme. „Aber das schafft man nicht die ganze Zeit“, sagte Warm. Auch Aleksandar Spirovski spielte nicht die ganze Zeit am Limit, aber er war der beste SCC-Angreifer und erzielte einige schöne Punkte.

Am Sonnabend ist das dritte Finalspiel, wieder in Friedrichshafen. Es wird wohl das letzte sein. Aber der SCC will sich dann zumindest in Würde verabschieden. „Wir fahren nicht dahin“, sagt Ersatz-Zuspieler Tilo Koch, „um uns am Bodensee ein schönes Wochenende zu machen.“

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