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Sport: Die Hüfte hilft

Deutschland bezwingt Belgien in einem Testspiel durch kuriose Tore mit 3:0

Köln. Der Kölner pflegt ein sehr inniges Verhältnis zu seiner Heimatstadt. Sein Lokalpatriotismus geht weit über den sonstigen Patriotismus, und daran ändert sich auch nichts, wenn die Fußball-Nationalmannschaft im Stadion zu Müngersdorf spielt. „Heute ist ein großer Tag für Köln“, sagte der Stadionsprecher, aber nicht, weil Deutschlands beste Fußballer gestern Abend auf Kölner Boden auftraten, sondern weil die neue WM-Arena offiziell eröffnet wurde. „Willkommen Köln, willkommen Deutschland, willkommen Welt“, sagte Oberbürgermeister Fritz Schramma in seiner Ansprache, wobei die Welt in diesem Fall von der ersatzgeschwächten Nationalmannschaft Belgiens repräsentiert wurde. Immerhin setzte sich das deutsche Team am Ende mit 3:0 (1:0) gegen die Welt durch.

Eigentlich sollte man meinen, dass das Kölner Publikum angesichts des desaströsen Zustands des heimischen FC nicht besonders anspruchsvoll sein kann; von großer Euphorie über den Besuch der Nationalmannschaft war im ausverkauften Stadion jedoch wenig zu spüren. Die Darbietungen auf dem Rasen animierten nicht zu rheinischem Frohsinn. Zwar bestimmte die deutsche Elf das Geschehen, weswegen weder Torhüter Jens Lehmann noch die Viererkette um Jens Nowotny eine echte Chance hatten, sich auszuzeichnen; zu einer herausgespielten Torchance kam die Mannschaft von Teamchef Rudi Völler jedoch erst nach mehr als einer Stunde, als Oliver Neuville mit einem Lupfer an Belgiens Torhüter scheiterte. Meistens versuchten es die Deutschen mit Fernschüssen. Bernd Schneider verfehlte knapp das Tor (5. Minute), Torsten Frings scheiterte an Torhüter Herpoel (9.), und Paul Freiers Schuss ging am Pfosten vorbei (40.).

Zehn Wochen vor Beginn der EM zeigte sich wieder einmal, dass die Probleme der Deutschen zurzeit in der Offensive liegen. Völler hatte neben Kevin Kuranyi den Bochumer Freier als eine Art Halbstürmer aufgeboten, und nur selten konnten sich die Angreifer Gewinn bringend anbieten und einsetzen. Richtig gefährlich wurde es für die Belgier nur nach Eckstößen. In der zehnten Minute scheiterte Christian Wörns am Torwart, eine Viertelstunde später verpasste Kuranyi knapp das Tor. Fast zwanghaft fielen auch sämtliche Tore nach Standardsituationen. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit fiel der Ball Kevin Kuranyi auf die Hüfte und von dort aus zum 1:0 für die Deutschen über die Linie. Für den Stuttgarter, der sich zuletzt hatte vorzählen lassen müssen, wie viele Minuten er schon nicht mehr getroffen hatte, war es im neunten Länderspiel das zweite Tor.

Auch das 2:0 war nicht schön herausgespielt, aber zumindest kurios. 20 Meter vor dem Tor bekamen die Deutschen einen Freistoß zugesprochen. Die Belgier hatten sich noch nicht recht gesammelt, um eine Mauer zu bilden, als Dietmar Hamann den Ball einfach ins Tor schoss. Die Belgier protestierten, doch der Treffer zählte. Das 3:0 schließlich erzielte Michael Ballack zehn Minuten vor Schluss per Kopf – natürlich nach einem Freistoß. Und weil nach jedem Tor die beliebte kölsche Weise „Viva, Colonia!“ eingespielt wurde, konnte sich auch das Kölner Publikum wenigstens dreimal richtig freuen.

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