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In freudiger Erwartung. Lukas Podolski scheint als Kapitän beim 1. FC Köln wieder Spaß an seiner Arbeit gefunden zu haben. Foto: dpa

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Sport: Die Kraft der Binde

Seine neue Aufgabe als Kapitän bringt Lukas Podolski Stolz – und dem 1. FC Köln Punkte

Wer längere Zeit keine Trainingseinheit beim 1. FC Köln mitverfolgt hat, der dürfte sich verwundert die Augen reiben. Der junge Mann, der dort auf seine Mitspieler zugeht, sie aufmuntert, anfeuert oder auch anmault, ist tatsächlich Lukas Podolski. Der 25-Jährige hat ganz offensichtlich seine Rolle im Mittelpunkt der Mannschaft des 1. FC Köln gefunden. Noch vor gar nicht allzu langer Zeit schwamm er lediglich mit in der Trainingsmasse, schien nicht weiter auffallen zu wollen. Doch diese Zeiten scheinen derzeit Lichtjahre entfernt zu sein.

Es ist ja nicht so, dass Lukas Podolski vor einigen Wochen unter mangelnder Beachtung leiden musste. Damals ging es aber in erster Linie darum, welche Rolle Podolski in dieser Mannschaft überhaupt einnehmen kann. Als Heilsbringer und Gesicht des FC kam Podolski 2009 aus München zurück an den Rhein. Der als Frohnatur abgestempelte kölsche Jung musste allerdings schnell feststellen, dass die Euphorie um seine Rückkehr nur außerhalb des Teams Bestand hatte.

Er kam in eine Mannschaft, in der der Egoismus des Einzelnen den Mannschaftsgeist überlagerte. Und er traf in Zvonimir Soldo auf einen Trainer, der die besondere Rolle des Spielers in Köln ebenfalls skeptisch sah. Die zurückhaltende Sachlichkeit und die mangelnde Kommunikationsfreude des Trainers schienen den Gute-Laune-Spieler, der sehr von seinem Umfeld und seinem Wohlgefühl abhängig ist, bis ins Mark getroffen zu haben.

„Ich habe mir manches anders vorgestellt“, sagte er damals in mehreren Interviews. Gerade einmal zwei Treffer und vier Torvorlagen brachte Podolski in der Bundesliga zusammen. Für einen Spieler seines Talents eine furchtbare Bilanz. Doch der Frust scheint mittlerweile verflogen. Aus einem einfachen Grund: Um seinen Arm trägt Podolski mittlerweile die Kapitänsbinde.

Der neue, kommunikative Trainer Frank Schaefer, mit dem Podolski bereits in der A-Jugend des FC zusammengearbeitet hatte, hat ihm dieses Amt zu Beginn der Rückrunde und nicht zur Freude aller Mitspieler gegeben – und damit gleichzeitig neuen Stolz. „Natürlich versuche ich, mehr Verantwortung zu übernehmen und mehr Gespräche zu führen. Als Kapitän habe ich schließlich eine Vorbildfunktion“, sagt Podolski. Seine Haltung hat sich verändert.

Podolski bringt sich ein. Bei den jüngsten Transfers von Torhüter Michael Rensing und Slawomir Peszko soll er selbst Einfluss genommen haben. Er lässt sich auf dem Fußballplatz nicht mehr hängen, wenn es bei ihm und seinen Kollegen Phasen gibt, in denen es nicht läuft. Und die Kollegen hören auf ihren Kapitän. Weil er versucht, sich in schwierigen Phasen zu zeigen. Und Podolski nimmt Einfluss, auch indem er Anweisungen gibt und seine Mitspieler motiviert. Wie zuletzt beim Sieg gegen Werder Bremen, bei dem er der überragende Spieler war und seine Saisontore sechs und sieben erzielte. Zudem kann er mittlerweile fünf Torvorlagen vorweisen. „Er zeigt in dieser Saison einen klaren Aufwärtstrend“, sagt Schaefer, als sei dies eine Selbstverständlichkeit. Wie er das hinbekommen hat? „Ich behandle alle Spieler gleich und nehme mir Zeit für Gespräche. Das mache ich auch mit Lukas“, sagt der Trainer.

Diese Form des Umgangs trägt Früchte. Vier Punkte aus den vergangenen zwei Partien haben in Köln wieder Hoffnung auf den Klassenerhalt aufkommen lassen. Doch Schaefer will diesen Aufwärtstrend mehr als zartes Pflänzchen verstanden wissen, das noch einige Zeit braucht, um widerstandsfähig zu werden. „Wir benötigen Konstanz und müssen eine Serie starten. Deshalb wird es für uns auch ganz entscheidend sein, dass Lukas diesen Trend beibehält“, sagt Schaefer. Er weiß, dass die Abhängigkeit von Podolski groß ist. Der Trainer hofft darauf, dass sich das neue gute Gefühl bei der Mannschaft und bei Lukas Podolski zur Normalität entwickelt. Bereits heute, beim Auswärtsspiel beim FC St. Pauli.

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