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Sport: Die Krise in den Köpfen

Stefan Hermanns über die verzwickte Situation bei Hertha BSC Die menschliche Psyche ist ein schmieriges Wesen. Wenn man glaubt, sie endlich gefasst zu haben, flutscht sie einem wieder aus den Händen.

Stefan Hermanns über die verzwickte Situation bei Hertha BSC

Die menschliche Psyche ist ein schmieriges Wesen. Wenn man glaubt, sie endlich gefasst zu haben, flutscht sie einem wieder aus den Händen. Bei den Fußballern von Hertha BSC kann man das genau beobachten. Was soll man tun, wenn Verunsicherung die Spieler ergriffen hat, weil sie das Tor nicht treffen? Weil die Verteidiger regelmäßig zu früh ihre Konzentration verlieren? Und weil die Mannschaft nicht gewinnt? Huub Stevens, Herthas Trainer, hat es auf die sanfte Weise genauso versucht wie auf die harte, aber der erwünschte Effekt hat sich weder auf die eine noch auf die andere Art eingestellt.

Das Verzwickte an der ganzen Situation ist, dass die Mannschaft kein Problem mit Stevens hat. Ganz im Gegenteil: Die Spieler schätzen ihn und seine Arbeit, auch weil sich Stevens ihnen gegenüber ganz anders verhält, als er es manchmal in der Öffentlichkeit tut. Aber die Spieler haben es bisher versäumt, ihre Wertschätzung zu zeigen. Dazu müssten sie nur mal gewinnen. So einfach ist das. Aber – ach – die Psyche! Kommt in Form von Verkrampfung und macht die Gedanken träge und die Beine schwer. Was folgt, ist eine schwierige Frage: Wo liegt eigentlich Herthas Problem: in den Köpfen der Spieler oder bei Stevens, der die Köpfe der Spieler nicht frei bekommt?

Wenn doch nur alles so eindeutig wäre wie die Haltung von Dieter Hoeneß zu diesem Thema. Über den angeblichen Mechanismus der Branche, in Zeiten der Not den Trainer zu entlassen, redet Hoeneß schon deshalb nicht, weil solche Reden den Mechanismus oft erst in Gang setzen. Und Herthas Manager beruft sich auf historische Vorbilder, zum Beispiel auf seine eigene treue Ergebenheit zu Jürgen Röber, der im Herbst 1997 fast entlassen war, dann doch noch knapp fünf Jahre blieb und heute von Herthas Fans mehr gefeiert wird als je zuvor.

Andererseits wäre Leverkusen wohl in der vorigen Saison abgestiegen, wenn Thomas Hörster nicht noch kurz vor Schluss durch Klaus Augenthaler ersetzt worden wäre. Hörsters Entlassung war der Impuls, der die lethargische Truppe gerade noch rechtzeitig aufgeschreckt hat. Je länger nun Herthas Spieler den Eindruck geistiger Trägheit verbreiten, desto lauter werden die Forderungen nach Impulsen von außen. Den Trainer zu entlassen wäre die einfachste Methode.

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