zum Hauptinhalt
Nachdenklich geworden. Felix Magaths Pläne gehen einfach nicht auf. Foto: dpa

© dpa

Sport: Die Krise ist wieder da

Schalke 04 kommt unter Magath nicht zur Ruhe

Kurz vor dem Schlusspfiff bekam der FC Schalke 04 noch einmal einen Eckball. Doch das Stadion blieb ruhig, auf den Rängen der Arena klafften schon riesige Lücken, in Strömen verließen die Zuschauer den Ort des gruseligen Geschehens. Die Fans, die Christian Pander beim Treten des Eckballs zuschauten, blieben teilnahmslos. Es herrschte Stille in der Arena, niemand schien mehr daran zu glauben, dass das 0:1 (0:1) gegen Hoffenheim abgewendet werden könnte. Diese Situation, dass die Fans ihre Mannschaft nicht mehr unterstützen, war in Gelsenkirchen bis vor kurzem unvorstellbar. Aber die Fans des FC Schalke sind total frustriert. Sie erlebten einen sportlichen Offenbarungseid des Vizemeisters, die Krise ist mit voller Wucht zurückgekehrt.

Nach dem sportlichen Niedergang in der Hinrunde, als die vielen neuen Spieler erst ein Team bilden mussten, ist es nun Trainer Felix Magath mit seiner Transferpolitik, der das instabile Team schwächt. „Ich bin total enttäuscht“, sagte Magath leise. Die Pläne des 57-Jährigen gehen einfach nicht auf, die angekündigte Aufholjagd wurde schon wieder abgebrochen. Der Trainer ist in seiner Eigenschaft als Manager wieder mit anderen Dingen beschäftigt, als das Team sportlich voranzubringen. Gestern verpflichtete Schalke den bisher vertragslosen Angelos Charisteas. Magath zerschlägt seine bisherige Elf: Ivan Rakitic wurde über Nacht an den FC Sevilla verkauft, für eine Ablöse von angeblich nicht einmal zwei Millionen Euro. Jefferson Farfan, Schalkes bester Spieler in dieser Saison, soll an den VfL Wolfsburg abgegeben werden. Angeblich sind die Niedersachsen bereit, 15 Millionen Euro für den Peruaner zu überweisen.

Selbst wenn die Lage auf Schalke finanziell so angespannt ist, dass die Einnahmen dringend benötigt werden und teure Verträge aufgelöst werden müssen: Magaths Argumentation, Rakitic und Farfan besäßen eine Söldnermentalität und würden nur aufs Geld schauen, ist fadenscheinig. Er selbst hat oft genug deutlich gemacht, dass ihn die menschliche Seite im Profifußball nicht interessiert. Reagieren aber die Spieler selbst kühl und distanziert, wirkt Magath beleidigt.

Als Trainer hat er es bisher nicht geschafft, Konstanz in seine Mannschaft zu bekommen. Leblos wirkte sein Team gegen Hoffenheim. Nach dem 0:1 gegen den Hamburger SV zum Rückrundenstart bot Magaths Team im zweiten Heimspiel erneut eine klägliche Leistung. Ein Torschuss stand in der Statistik, es war kurz vor Schluss ein Schüsschen von Peer Kluge, der mit einer Durchschnittsleistung bester Schalker war. Der 13-Millionen-Mann Jurado saß 90 Minuten auf der Bank, 14-Millionen-Einkauf Klaas-Jan Huntelaar wurde zur Pause ausgewechselt.

„Aufwachen! Aufwachen!“, riefen die Fans. Aber selbst die einfachsten Dinge misslangen den Schalkern. Ohne Manuel Neuer, der weitere Gegentore verhinderte, wäre es zu einem Debakel gekommen. Beim 3:2 im Pokal gegen Nürnberg konnte Schalke wenigstens kämpferisch überzeugen. Gegen Hoffenheim wirkte die Mannschaft wie gelähmt.

Gregor Derichs[Gelsenkirchen]

Zur Startseite