zum Hauptinhalt

Sport: Die Krise überwunden

Timo Hildebrand steht in Zypern wohl im Tor

Nikosia - Vermutlich hat Michael Ballack gestern einen Fehler gemacht, aber glücklicherweise hat er es gerade noch rechtzeitig gemerkt. Der Kapitän der Fußball-Nationalmannschaft war zum Pressegespräch geladen worden, und zwei Plätze neben ihm saß Timo Hildebrand, der designierte Torhüter für das Länderspiel in Zypern. Ballack äußerte sich zu den personellen Engpässen: Die drei Stammspieler, unter anderem Torhüter Jens Lehmann, seien eigentlich nicht zu ersetzen. Doch bevor Hildebrand das als unzulässige Kritik an seiner Person im Allgemeinen und seiner Leistung im Besonderen auffassen konnte, sagte Ballack, dass der Torhüter des VfB Stuttgart „die Lücke nahtlos schließen kann“. Gott sei Dank.

Hildebrand ist im Moment nämlich ein bisschen empfindlich. Hinter jeder Frage wittert er einen Vorwurf, und erst vor einem Monat, nachdem er gegen Georgien sein viertes Länderspiel bestritten hatte, offenbarte er einen kleinen Verfolgungswahn. Wer es auf ihn abgesehen hatte und warum, enthüllte er nicht. Dass die Zweifel an seiner Leistung nicht unbegründet waren, bestätigte er gestern allerdings selbst: „Ich habe mich stabilisiert, ich bringe im Moment eine gute Leistung.“

Weil Jens Lehmann wegen einer Grippe für das Spiel auf Zypern ausfällt, wird Hildebrand wohl am Mittwoch im Tor stehen. „Wer soll denn sonst spielen?“, fragte der Stuttgarter. Vor nicht allzu langer Zeit wäre diese Frage in der Tat unnötig gewesen. Hildebrand, inzwischen 27 Jahre alt, galt schon in jugendlichem Alter als natürlicher Nachfolger der Generation Kahn/Lehmann. Inzwischen aber ist ihm starke Konkurrenz erwachsen. Roman Weidenfeller (Borussia Dortmund) und Robert Enke (Hannover 96) werden für unbedingt nationalmannschaftskompatibel erachtet, dazu lauern auch Tim Wiese (Werder Bremen) und Raphael Schäfer (1. FC Nürnberg) auf das Erbe Lehmanns.

„Das Länderspiel kommt für mich zu einem guten Zeitpunkt, weil ich gut drauf bin“, sagt Hildebrand. Vielleicht hat ihm die Konkurrenz tatsächlich zugesetzt, vielleicht waren es auch die physischen und psychischen Folgen der Weltmeisterschaft, bei der der Stuttgarter als Einziger aus dem 23er-Kader nicht zum Einsatz gekommen war. Unstrittig ist, dass Hildebrand am Anfang der Saison nicht so stark spielte, wie man es von ihm gewohnt war. Der Aufschwung des VfB aber ist auch an seinem Torhüter nicht spurlos vorübergegangen, und im Rückblick relativiert sich ohnehin einiges. „Wenn das eine Krise von mir war“, sagt Hildebrand, „dann ist es okay.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false