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Sport: Die Leere nach dem Abschied

30 000 werden heute zu Marco Pantanis Beerdigung erwartet – Jan Ullrich wird wohl fehlen

Cesenatico (Tsp). Es wird eine Menschenmenge geben. Heute wird Marco Pantani in seiner Heimatstadt Cesenatico beerdigt, und etwa 30.000 Trauernde werden dem italienischen Radprofi, der am Samstagabend tot in einem Hotel in Rimini gefunden worden war, ein letztes Geleit geben. Damiano Zoffoli, der Bürgermeister von Cesenatico, hatte einen Trauertag ausgerufen, deshalb werden heute alle Geschäfte geschlossen sein. Vor dem Gottesdienst und der Beisetzung auf dem Friedhof von Cesenatico wird der Leichnam von Pantani in der Kirche San Giacomo aufgebahrt.

„Pantani ist zur Legende geworden und in unser aller Geschichte eingegangen. Er hinterlässt eine große Leere“, sagte Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi über den Tour und Giro-Sieger von 1998. An der Trauerfeier werde auch der frühere Fußballstar Diego Armando Maradona, der für den SSC Neapel gespielt hatte, teilnehmen, schrieb die „Gazetta dello Sport“. Maradona hatte Pantani 2003 auf Kuba getroffen. Der deutsche Radstar Jan Ullrich, der zurzeit in der Toskana trainiert, plant laut Manager Wolfgang Strohband keinen Besuch der Trauerfeier. Pantanis Vater Paolo hatte einer öffentlichen Trauerfeier zugestimmt. „Alle, die dem Sieger Marco applaudiert haben, sollen dies auch jetzt tun können“, sagte der Präsident des Fan-Clubs „Club Magico Pantani“, Vittorio Savini. Statt Blumen bat die Familie um Spenden für eine von Pantani unterstützte Behinderteneinrichtung.

Vor Pantanis Villa in Cesenatico und vor dem Hotel „Le Rose“ in Rimini, wo Pantani tot in seinem Zimmer aufgefunden worden war, legten auch am Dienstag hunderte Fans Blumen, Fotos und Briefe nieder. In Pantanis Heimatstadt ließ der Bürgermeister das für Pantanis Tour- und Giro-Sieg vor sechs Jahren hergestellte Spruchband „Cesenatico für immer mit seinem Champion“ wieder aufhängen. „Marco war ein Picasso des Radsports“, sagte der Giro-Sieger von 2001 und 2003, Gilberto Simoni.

Die Frage, ob Pantani Selbstmord beging, bleibt erst einmal ungeklärt. Die erste Autopsie ergab lediglich, dass der 34-Jährige an einem Herzstillstand in Folge eines Hirn-Lungen-Ödems gestorben ist. Welche Wirkung die im Zimmer gefundenen Beruhigungsmittel und Anti-Depressiva auf Pantani hatten, ist weiter ungeklärt.

Der Staatsanwalt von Florenz, Luigi Bocciolini, der jahrelang gegen Pantani ermittelt hatte, wies die Vorwürfe zurück, die italienische Justiz habe den Radprofi verfolgt. „Die Justiz geht Vergehen nach, sie verfolgt nicht. Wir sind gerufen, Situationen zu überprüfen, wenn es Anzeichen gibt, dass ein Verbrechen begangen worden ist.“

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