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Sport: Die Legende schließt zum Polizisten auf

Haile Gebrselassie siegt so oft wie Ingo Sensburg

Bis gestern war Ingo Sensburg noch einer der wenigen Menschen, die Haile Gebrselassie als Läufer etwas voraushatten. Sensburg hat drei Mal den Berlin-Marathon gewonnen. Das hatte außer ihm keiner geschafft. Nicht einmal Gebrselassie. Seit gestern muss sich Sensburg seinen Rekord mit dem Äthiopier teilen, denn Gebrselassie kam auch bei seinem dritten Berlin-Marathon als Erster ins Ziel. „Tja, das war eindrucksvoll“, sagt Sensburg, „aber das kann man nicht vergleichen.“

Sensburg kommt aus einer anderen Zeit des Laufens. Er ist mittlerweile 59 Jahre alt. Als er mitlief, führte der Berlin-Marathon noch durch den Grunewald, Marathon zu laufen, galt als exotisch. Sensburg gewann zum dritten Mal 1980, es war der letzte Waldmarathon, bevor die Veranstaltung die Straßen von Berlin eroberte. Er brauchte damals 2:16:48 Stunden.

Im vergangenen Jahr hat Sensburg sogar noch mitgeholfen, Gebrselassie auf seiner Rekordjagd zu schützen. Er arbeitet bei der Schutzpolizei und unterstützte die Streckenposten, damit nicht zu viele Zuschauer die Straße queren und dabei möglicherweise noch einem wie Gebrselassie vor die Füße laufen. In diesem Jahr hat sich Sensburg den Marathon im Fernsehen angeschaut. Er ist krank geschrieben, sein Einsatz als Kontrollposten fiel aus.

Gesehen hat Sensburg den Marathon mit einer gewissen Distanz. Nicht nur, weil seine eigene aktive Zeit schon eine Weile her ist. Leistungsexplosionen und Dopingfälle haben ihn misstrauisch gemacht. Über Gebrselassie und seinen holländischen Manager Jos Hermens sagt er: „Das sind Personen, die in einer Größenordnung arbeiten, die man nicht mehr einsehen kann.“ Gegen Hermens ist Sensburg früher noch selbst gelaufen. Beide waren Spezialisten für die Mittelstrecke. Sonst hätte Gebrselassie jetzt vielleicht nicht gleichgezogen. „Ich hätte noch öfter gewinnen können. Aber der Marathon war nicht meine große Liebe“, sagt Sensburg. Seine Liebe waren die 1500 Meter, über 3000 Meter wurde er 1976 sogar Hallen-Europameister. In seiner Laufkarriere legte er mehr als 350 000 Kilometer zurück. „Laufen ist ein Jungbrunnen“, sagt Sensburg, „wenn man vernünftig ist, kann man das lange machen.“ Er läuft auch mit 59 noch mehrmals in der Woche. Zumindest das muss ihm Gebrselassie noch nachmachen. Friedhard Teuffel

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