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Sport: Die Leichtigkeit des Argumentierens

Der VIP-Raum war nett hergerichtet. Ein Büffet und kühles Pils luden zum Verweilen ein.

Von Karsten Doneck, dpa

Der VIP-Raum war nett hergerichtet. Ein Büffet und kühles Pils luden zum Verweilen ein. Draußen in der Halle heizte derweil eine Samba-Band die Stimmung unter den 2100 Zuschauern an. Als das Spiel gegen Bayer Wuppertal vorbei war, wurde Kaweh Niroomand, der Manager des Volleyball-Bundesligisten SC Charlottenburg, von einem zahlungskräftigen Herrn mal kurz beiseite genommen. Was denn der ganze Spaß mit Essen und Musik so gekostet habe, erkundigte sich der Mann. Als er den Preis erfuhr, ließ er Niroomand wissen, dass er bereit sei, demnächst mal bei einer solchen Veranstaltung die Kosten zu übernehmen. Morgen (19 Uhr, Sömmeringhalle) im ersten Play-off-Halbfinale (Best of three) um die Deutsche Meisterschaft gegen den TSV Unterhaching kann der SCC indes noch nicht auf die Finanzhilfe jenes Gönners zählen.

Aber der SCC freut sich über jede kleine Gabe. Gerade in einer Sportart wie Volleyball werden ja die Scheckbücher nur mit äußerster Zurückhaltung gezückt. Man muss auf sich aufmerksam machen, im Kleinen wie im Großen. Als Grundlage sind dazu drei Dinge notwendig: Erfolg, Erfolg und nochmals Erfolg. "Zwischen Platz fünf und Platz acht, damit lockst du niemanden, weder Sponsoren noch Zuschauer", sagt Niroomand. Insofern gehört das Vordringen des SCC ins Halbfinale zur Pflicht, die Endspiel-Teilnahme wäre ein noch besserer Türöffner für die Gespräche mit potenziellen Geldgebern. Doch Niroomand weiß auch: "Selbst ein Meister-Titel bietet doch heutzutage keine Gewähr für sofortige Werbeeinnahmen. Aber es erleichtert einem wenigstens das Argumentieren."

Der SCC verfügt über einen Saisonetat von rund 500 000 Euro. 65 Prozent dieses Etats deckt der Klub mit eigenen Sponsoren, der Rest setzt sich unter anderem zusammen aus Spielbankgeldern und Reisekostenzuschüssen des Senats. Zuschauereinnahmen spielen bei der Etataufstellung nur eine untergeordnete Rolle. "Um die fünf Prozent", beziffert Niroomand diesen Posten. Eine volle Sömmeringhalle beschert dem SCC etwa 12 000 Euro an Einnahme. Doch selten ist die Halle so besetzt wie im letzten Liga-Heimspiel gegen Wuppertal. Und da hatte der SCC auch kräftig Freikarten unters Volk gestreut. Langfristiges Ziel ist es, den Anteil aus Zuschauereinnahmen am Etat auf zehn Prozent zu steigern.

Aber Erfolg braucht der SCC auch, um seine besten Spieler zu halten. Beispiel: Marco Liefke. Der Nationalspieler ist der Kopf der Mannschaft. Um ihn dreht sich alles. Und der 27-Jährige ist überaus ehrgeizig. Einer wie Liefke will sich weiter entwickeln, er will im täglichen Training hart gefordert werden. So einer muss eine Perspektive haben. Sonst sucht er sich einen neuen Klub, notfalls im Ausland. "Unsere Spieler", gibt Niroomand zu, "haben das Bedürfnis, in einer Spitzenmannschaft zu spielen."

Ein Meistertitel könnte also nicht schaden. Der SCC steht aber erstmal nur im Halbfinale. Und der TSV Unterhaching gilt als ein ausgesprochen unbequemer Gegner.

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