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Sport: Die Leiden des gequälten M.

Deutschlands Volleyballer verlieren 2:3 gegen Weltmeister Brasilien

Berlin. Irgendwann mal im dritten Satz zuckte Frank Dehne mit seinen Händen, als hätte er einen Pressluftbohrer in der Hand. Er stand aber nur in der Schmeling-Halle und trug ein verschwitztes Trikot und einen glückseligen Gesichtsausdruck. Er hatte gerade das dritte Ass in kurzer Zeit gegen Brasilien geschlagen, und Deutschlands Volleyballer lagen deshalb im dritten Satz 13:8 in Führung. Brasilien, zum besseren Verständnis, ist Weltmeister. Wenn Zuspieler Dehne später, nach dem Abpfiff, noch mal den Bauarbeiter markiert hätte, dann hätte sein Trainer vermutlich sogar mitgezuckt. Leider aber zuckten bei Stelian Moculescu nach dem Spiel höchstens die Mundwinkel. Und leider musste er verkünden, „dass die Jungs ein bisschen länger leiden wollen als notwendig. Also lassen wir ihnen die Zeit“. Klingt nobel, hat aber einen kleinen Nachteil: „Leider bin ich auch dabei.“ Beim Leiden, meint er.

Er muss ja letztlich den Kopf hinhalten für die 2:3 (18:25, 23:25, 25:22, 25:21, 9:15)-Niederlage in der Weltliga gegen Brasilien. Die sechste Niederlage in der Serie 2003, die vierte in Folge. Moculescu ist Perfektionist, er ist der beste Volleyball-Bundestrainer seit langer Zeit, der Sarkasmus ist der Frustabbau eines Gequälten.

Gequält? Bei 2:3 gegen den Weltmeister? Sicher, gequält. Selten hatte eine deutsche Mannschaft einen Weltmeister so nahe an einer Niederlage,. „Wir hätten uns mit einem Sieg stärker in die Öffentlichkeit bringen können“, sagt Moculescu. Als Winner-Team, genau gesagt. Nur geht das nicht, wenn Zuspieler Frank Dehne dem Kollegen Christian Pampel auf der Außenangreifer-Position Bälle zuspielt, die der nicht optimal schlagen kann, weil sie zu langsam und zu hoch kommen. Dehne war das bisher so gewohnt, er spielte bisher in Berlin mit Marco Liefke, dem 2,07-m-Hünen, der hoch angespielt werden muss. Der Friedrichshafener Pampel aber benötigt schnelle Bälle. „Der Frank kommt nicht schnell genug ins Spiel, er hat eine Warmlaufphase“, sagt Moculescu. Anders gesagt: Er kann nicht schnell genug auf eine andere Spielweise umschalten. „Aber er macht auch gute Sachen“, schiebt der Bundestrainer nach. Pampel holte er trotzdem bald vom Feld. Liefke kam und hatte eine „sensationelle Quote“ (Moculescu).

Die nützte letztlich nur nichts, weil die Deutschen im ersten und zweiten Satz zwar eine gute Annahme hatten, aber leichte Fehler produzierten, viel zu statisch und durchschaubar mit hohen Bällen spielten und die Brasilianer mit Aufschlägen viel zu wenig unter Druck setzten. „Wenn die den Ball vorne haben, zerlegen sie uns“, sagt Liefke.

So schlimm war’s ja gar nicht. Im dritten und vierten Satz spielten die Deutschen stark, auch weil Brasiliens Starzuspieler Lima zeitweise auf der Bank saß. Das Filettieren der Deutschen fand dann wieder im fünften Satz statt. Da hatte Liefke beim achten Punkt erstmals Ballberührung, da versuchten sich die Deutschen als Künstler und wurden von den wahren Künstlern bestraft. Liefke hatte „keine Erklärung für diesen Satz“. Moculescu schon, aber „keine Zeit, um alle Patzer aufzuzählen“. Wer weiß, wie lange das gedauert hätte. Und er hätte ja höchstens ein paar Stunden Zeit gehabt. Das zweite Spiel gegen Brasilien findet ja schon heute, 14 Uhr (Schmeling-Halle), statt.

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